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Gedanke 24: Zippert zappt.

Zippert zappt

lese ich gerne, da mir Humor, klug, lyrisch und nicht boshaft, gefällt; ich mag das weiche Zynische; ich muss schmunzeln; es ist dennoch aufrüttelnd, oder ich verstehe jedenfalls, dass es so gemeint ist.

Kunst hat mit Herkunft zu tun. Kunst ist Herkunft. Da gibt es für mich keinen Dilettantismus in Neuschöpfung. Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen musikalischer Aktivität und Kunst — aber dieser Unterschied kann fließend sein. Die Kunst ist lebensnotwendig und nicht nur Luxus oder Schmuck.

Der Begriff ‚gute Musik‘ ist vielleicht schwierig, da wertend, wobei Wertung durchaus nicht immer etwas Schlechtes ist, im Gegenteil. Die Kunstmusik hat mit Klangvorstellung zu tun, die reifen muss. Dabei ist jede Klangvorstellung mit Vorsicht zu geniessen, da sie einengend werden kann. Eine Klangvorstellung sollte kein festes Prinzip sein. Kunst ist Revolution, Symbolwelt, Tiefe. Man muss jedoch vorsichtig sein, da alles Einseitige eine große manipulierende Macht werden kann.

Kreativ sein bedeutet Finden. Finden, was bereits da ist. Und doch erschaffen wir etwas, das vorher noch nicht da war, noch nicht ins Leben gerufen. Aus der Quelle, die um mich ist, erschaffe ich: sichtbar zu machen, was unsichtbar war.

Kreativität ist eine Person, die anklopft und darauf wartet, von mir entdeckt zu werden. Wenn ich etwas nicht entdecke, wird es vielleicht solange nicht da sein, bis ich es erkenne.

Denn auch Zeit ist ein Teil der Kreativität und des Prozesses. Jeder Augenblick dabei ist Kreativität. Anstrengend und arbeitsam ist es, das Gefundene zu behalten, zu formen, zu schmiergeln, zu bebauen. Struktur, Bescheidenheit, Konzentration und Demut sind Wegbegleiter von Kunst.

Kampala

Konvention und Norm: Übereinkünfte, dass etwas normal zu sein hat. Sobald etwas konventionalisiert wird, gebunden, systematisiert, können Begriffe und Inhalte kaputt gehen. In dem Sinne sind viele Traditionen verheerend, da sie lähmen und stoppen und an Generationen kleben bleiben. Beethoven hat sich nicht an die ‚Sonatenhauptsatzform gehalten’, diese ‘Form’ wurde erst nachträglich daraus gezogen.

Kein Wunder, dass die jungen Musiker an der Hochschule große Schwierigkeiten haben, in der Theorie mit Freude zu sitzen. Das Neue wird zur Routine. Theorie ist ja etwas sehr Spannendes, braucht Zeit zum Reifen. Ich sehne mich nach neuen Symphonien in unserem Jahrhundert.

Wenn Schubert Beethoven ‘überwinden‘ konnte — dann können wir auch überwinden und Neues schaffen. Beethoven komponierte dramatisch mit dem Endziel am Schluss, doch Schubert hatte seinen Höhepunkt in der Mitte seiner Symphonie. Neues umsetzen bedeutet oft Radikalität.

 

Calvi, Corse

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