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03. Mai 2009

Ginkunai

Das Konzert in der Kirche in Ginkunai war trotz Sonnenschein sehr gut besucht, standing ovation. Am Anfang dachte ich, der Estonia-Flügel bricht unter mir zusammen, und das Pedal quietschte, aber dann ignorierte ich alles, was stört.

Das geht, auch für das Publikum, und ich tauchte ein in das Herz der Musik. Ich liebe es, Effekte mit dem linken Pedal zu kreieren, transparente Klänge in weichen Nebel zu hüllen. Aber dazu brauche ich einen Steinway oder einen ähnlich guten Flügel. Zwischendurch erzählte ich von meinem Leben (wobei ich manchmal nicht weiß, ob ich deutsch oder englisch rede), und wurde von Ramone ins Litauische übersetzt. Der Wechsel zwischen Reden, Warten, Singen und Spielen ist nicht immer leicht, denn die klassischen Werke brauchen meine volle Aufmerksamkeit, wenn ich sie auswendig spiele. Für mich am wichtigsten und schönsten war das Improvisieren. Was ich in dem Moment fühle und wahrnehme und was herauskommt, ist für mich selbst eine Überraschung. Heute waren meine Improvisationen wie rufende, warnende Glocken. Für viele Menschen sind meine Lieder und Texte das Schönste im Konzert, aber viele geniessen es auch, Haydn und Franck und Chopin und Bach zu hören. Für mich sind diese Komponisten nicht Musik ‘aus einer anderen Zeit’, sondern so, als würde ich sie jetzt auch improvisieren. Über die Musik kann ich oft besser kommunizieren als über Sprache im herkömmlichen Sinne. Es ist für mich selbst erstaunlich, wie schüchtern ich sein kann, wenn es wirklich drauf ankommt.

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