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31. Januar 2020

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Es liegt im Lied ein wenig Klang, ein wenig Wohllaut und Gesang und eine ganze Seele. (Marie von Ebner-Eschenbach)

Ich freue mich sehr, dass nach langer Abstinenz aufgrund von Tauben die wilden Kohlmeisen zu ihrer Futterstelle auf dem Balkon zurückgekehrt sind. Leider sind die Kohlmeisen bei weitem nicht so schlau wie die Tauben. Ich musste schon tüfteln, um die Tauben fern zu halten. Oder besser: Die Kohlmeisen sind vielleicht nicht dumm, aber schüchtern und zurückhaltend und sehr unschuldig. Sie melden sich immer mit Gesang an, sitzen auf meinem Trampolin und schauen ins Zimmer. Wenn ich eine neue Futterstelle anlege, brauchen sie eine Weile, sie zu finden. Die Tauben aber brauchen nicht mal eine Millisekunde. Sie melden sich nicht mit Gesang an, sondern mit Lärm, weil sie aggressiv irgendwas vom Tisch gefegt haben.

Ich habe festgestellt, dass die Orgel eher ein Alt ist und man mit dem Baßschlüssel sehr befreundet sein muss. Ich würde deswegen nicht sagen, dass die Orgel männlich ist (der Flügel ist für mich sehr feminin, der Fokus liegt hier auf dem brillanten Sopran), aber da Pedal und linke Hand und damit eindeutig Tenorlagen nun mal das Fundament sind, stelle mir vor, dass ich an der Orgel meine tiefen, ruhigen Stimmlagen und die Bruststimme trainiere.

Es kostete natürlich viel mehr Demut, mich zu unterrichten. An der Orgel war ich von Anfang an eine externe Exotin. Ich erinnere mich an den Anfang, an meine C-Prüfung, wieviel Misstrauen mir entgegengebracht wurde: Warum will eine Konzert-Pianistin noch Orgel lernen? Oder besser: “Mal eben” noch Konzert-Organistin werden? Was die langjährigen Kirchenmusiker ja schon oft nicht sind? Es ist klar, dass umgekehrt dieselben Organisten, die mich unterrichteten, nie quereinsteigend Konzert-Pianisten hätte werden können. Ich glaube, die meisten Musiker möchten sehr gern noch ein zweites Instrument professionell erlernen und können. Das liegt so in uns. Die wenigstens schaffen es. Allein zeitlich. Warum sollte man mir dies gönnen? Und dann noch mir als Frau in der konservativen Orgelwelt? Ohne meine mir typische Leidenschaft wäre ich geflüchtet, da ich wirklich nicht willkommen war, sogar beschimpft wurde.  Aber ist die Orgel nicht ein Instrument der Liebe in einer Kirche? Ein Verkündigungsinstrument? Je mehr sie nicht wollten, dass ich es schaffe, desto mehr wußte ich, ich soll und werde es schaffen. Beide Instrumente.

In einem künstlerischen Haus sollte nicht Leistung auf Knopfdruck auf dem Fließband abgeliefert werden, da sonst immer der selbe Stil interpretiert wird (für neue Interpretationen oder Tempi gibt es gar keine Probenzeit mit und für das Orchester), das Standard-Programm der immer gleichen Leute. Sondern Neues. Aber Orchester sind meist schon recht eingefahren.

Es ist seltsam, wenn gewisse Feste veranstaltet werden, Beethoven-Fest, Mozart-Fest, und dabei würden diese Häuser die jeweiligen Komponisten, die sie feiern, würden sie noch leben, also im realen Leben verachten und über sie lästern, da sie mit echten Künstlern nicht umgehen können, bestenfalls mit Handwerkern. Oder mit denen, die auf Knopfdruck abliefern können. Diese Feste werden also oft zum Zweck der Selbsterhaltung durchgeführt. Die Musik wird missbraucht. Sind dies dann noch künstlerische Häuser?

Was mir auffällt:  Menschen tun Böses und sind sich dessen nicht bewusst sind, wie böse sie sind. Für sie ist ihr Verhalten normal. Sie müssten es wissen und wissen es nicht (mehr).

Inwiefern können musikalische Menschen böse sein? Leider, sie können.

Künstlerische auch. Sind künstlerische Menschen eigentlich immer auch musikalisch?

23. Januar 2020

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Wenn ein Mensch verliebt ist, zeigt er sich so, wie er immer sein sollte. (Simone de Beauvoir)

Es war sehr schön im Funkhaus, die Konzerte sind super gelaufen. Sie waren ausgebucht, in den Großen Sendesaal passen aber auch höchstens vierhundert Menschen. Die Kinder waren absolut niedlich, aufmerksam und gut vorbereitet. Der Flügelstimmer ist jeden Morgen am Flügel; gestern war vorher noch eine Seite gerissen, beim h2: Den Ton brauche ich in Beethoven sehr oft (Läufe). Überhaupt ist Beethoven ein Fan von Läufen über die ganze Tastatur. Gleich geht es heute wieder los mit zwei Konzerten, diesmal mit Roland Kunz als Moderator.

Anschließend spielte und übte ich auf der sehr schönen, dreimanualigen Beckerath-Orgel mit dem weiß verschnörkelten Gehäuse von Stumm in der stolzen Ludwigskirche, die auf einem großen, freien Platz trohnt. Der Innenraum der Kirche ist genauso dekoriert, und weiße Frauen tragen lächelnd das Dach. Das Pedal der Beckerath-Orgel ist schwerer zu spielen als an der Kleuker-Orgel, da die Pedaltöne nicht unter den Manualtasten stehen: Das g liegt unter a und h – also sehr verschoben. Zudem ist eine Extra-Leiste im Pedal eingebaut zwischen f und e. Aber Mozart klingt herrlich, die Akustik angenehm. Da ich so schnelle und fliegende Finger durch das Klavierspielen habe, erwische ich oft die leichten Setzer zwischen den Tasten. Da ich Setzer gesetzt hatte, ist dies verheerend, wenn diese ohne mein Wissen weitergesprungen sind. Daher müssen die Finger nah, dicht und schleichend wie eine Schlange über die Orgeltasten gleiten. Ich spiele hier am Samstag die Mittagsmusik.

Ich denke, auch für Klavierabende in Kirchen ist es sehr hilfreich, zusätzlich Organistin zu sein, um mit der Akustik und dem Raum hervorragend umgehen zu können. Dieses Hören des Raumes lernt man an der Orgel sehr gut. Denn sonst kommen Klavierabende in großer Akustik schlecht an, weil alles verschwimmt. Man muss den Raum verstehen und erkennen.

Sehr schön ist auch, dass ich so nah am Orchester sitze und Beethoven mit ihm spiele. Seitdem atme ich anders an der Orgel und verstehe viel mehr, dass sie ein Orchester sein will oder gar ist auf eine andere Art und Weise. Dass sie nicht wie ein Flügel atmet, diese Wunderklangmaschine, die als Solo-Instrument brilliert, sondern als Orchester atmet. Gerade bei Mozart an der Orgel tritt dieses Orchesteratmen an der Orgel deutlich zu Tage.

Ich freue mich auf die Konzerte heute, morgen und übermorgen, es ist sehr schön, den spritzigen Beethoven Rondo c-Moll mit Orchester zu spielen.

Musik ist der Wein, der zu neuen Erzeugungen begeistert, sagt Beethoven.

21. Januar 2020

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Musiker sein heisst nicht, sich dem applaudierenden Publikum zeigen, sondern sich viel Arbeit zu unterziehen – sonst ist man höchstens eine brauchbare Maschine, die Beifall produziert. (A.B. Michelangeli)

Erster Tag im Funkhaus Saarbrücken (auf dem Berg im Schloss Halberg) gut gelaufen. Abends hatte ich noch das Interview oben mit dem SR2 Kulturradio, es war schön: Wir haben über die Tiefe in der Musik geredet. Es wird Samstag um 11 Uhr gesendet und in die Mediathek gesetzt.

Es ist interessant, zu erfahren, wie ein Funkhaus funktioniert; die Mitarbeiter, die helle, schöne Kantine, die Orchestermanagerin, die Orchesterwarte (beide sehr nett), Tonmeister, Lichttechniker, Musikvermittler, und dass man plötzlich “in Frankreich” per SMS begrüsst wird (nach Paris ist es nur ein Katzensprung). Das große Dirigentenzimmer mit Espressomaschine, Sofa, Schreibtisch und dem alten Steinway, in dem ich sein darf. Daneben das kleine Solistenzimmer mit Klavier ohne alles weitere.

Der Sendesaal ist angenehm (ich habe automatisch nach der Orgel gesucht, die es nicht gibt), der Flügel blühend und schön; das weiße SR thront über allem. Erst wurde diskutiert, wo der Flügel steht, dann, ob das Orchester amerikanisch oder deutsch aufgestellt wird (unser Dirigent ist Wiener), wo die Bläser sind, wer den Flügel auf und zumacht, dann alle schauspielerischen Einlagen für die Musikvermittlung, dann das Klavierkonzert.

Roland Kunz und Azis aus Wien sind sehr nett. Die Deutsche Radio Philharmonie besteht aus Musikerinnen und Musikern aus zwei Bundesländern.

Ich habe aber auch Orgel geübt in der kleinen Kapelle neben dem Hotel. Saarbrücken an der Saar ist etwas größer als Würzburg. Wir sind dann noch durch die Innenstadt gebummelt… die Stengel-Kirchen, Rathaus, Theater, Brücken, St. Johanner Markt, Schloss. Empfehlen kann ich den dramatischen Film Queen & Slim (zwei Schwarze auf der Flucht vor der rassistischen Justiz), ein wenig erinnernd an Bonnie and Clyde. Ich muss sagen, dass mich das Zusammenhalten der Schwarzen sehr berührt.

Wer singen will, findet immer ein Lied. Und Musikerin sein bedeutet mehr als horrende Arbeit. Sondern Herz. Geist. Seele. Gefühl. Sonst ist man nur eine Maschine. Genauso die Orgel: Ohne Herz ist sie nur ein Apparat. Mit Geist und Seele aber ein Kraftwerk: Soli Deo Gloria. Sie veredelt und verwebt, perlt und singt, schweigt, bereitet vor, beeinflusst, spricht von Eindrücken. Aber Musik ohne Geist – da ist nichts mehr. Nur Geschwätz und Geplapper. Lästerei. Da ist nur Schmeichelei und Einschläfern.

Ich bin froh, dass ich mit Unbefangenheit an die Orgel herangetreten bin. Wenn ich gewusst hätte, wie konservativ und ungläubig die Orgel-Welt ist, hätte ich mich von der Orgel ferngehalten.

Warum sind Menschen eigentlich gemein? Das frage ich mich manchmal. Da ist so ein Hübner, der in Seniorenheimen für Spottgelder Frauen spielen lässt, dafür 60 Euro Provision einkassiert und aggressiv wird, wenn man dagegen vorgeht. Und “Studentensprecher”, die vor Neid und Hass geradezu blind sind.

14. Januar 2020

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Musik ist flüssige Mathematik. 

Nur in einem weiten Herzen kann Musik wohnen. Das eigene enge Herz muss deswegen verlassen werden. (Ann-Helena Schlüter)

Das Abschlusskonzert von Latry in der Kulturkirche Altona war spannend.  Auswendig hat er diesmal nicht gespielt. Ich mochte, dass die Kirche warm und schön beleuchtet war und gut besucht. Franck vielleicht etwas zu französisch gespielt. Alle Kursteilnehmer aus allen Ländern super nett.

Sehr mag ich sowohl von Vierne als auch von Widor die Sechste. Ich schätze von Vierne zudem: Impromptu, Arabesque, Berceuse, Carillon, Westminster, Irrlichter (Feux follets), Wassernymphen (Naiades), Mondschein (Clair de lune), Toccata, Abendstern. Aber auch alle (Final)sätze der Symphonien. Einfach diese Vorstellung, dass die Orgel wie ein Orchester atmet und fließt und rubatiert, die Einheit der vielen Pfeifen und Gruppen – so viel mehr Pfeifen, als ein Flügel Tasten hat. Dass ich die Orgel umarme. Dass die Tasten meine Finger sind. Ich habe viel gelernt. Man muss sich an diese französische Romantik erst gewöhnen. An die Lautstärke. An die Linien. Das Springen von Beethoven am Flügel und Bach an Cembalo, Orgel und Klavier hin zu Vierne und Widor – groß – aber ich bin froh, diese vielen Welten zu schmecken. Sie schmecken gut.

Sehr empfehlen kann ich heute den französischen Film Die Eleganz der Madame Michel. Ein berührender (herzzerreißender) Film mit wunderschöner Filmmusik. Und den schönen und traurigen schwedischen Film Astrid (ebenfalls mit sehr schöner Filmmusik). Über Astrid Lindgren und die Schwierigkeiten einer hochbegabten Frau in dieser heuchlerischen Welt. Und wie sagt der, der sie (minderjährig) geschwängert hat? “Ich musste für Unzucht nur 1000 Kronen zahlen und nicht ins Gefängnis. Ich bin mit einer Geldstrafe davon gekommen. Es ist offenbar ein billiges Vergnügen, ein Lustbold zu sein.”

Deutlich ist Astrids Berufung zu erkennen. “Wage es zu springen durch den Tod in das Leben, durch die Dunkelheit ins Licht.”

Berufung. Hätte ich keine eigenen Instrumente, könnte ich so viel üben? Käme ich nicht aus einer Musiker-Familie, wäre ich so gefördert worden? Hätte ich kein wunderbares Team und Berater und Ermutiger, hätte ich so viele Konzerte? Hätte ich keine Unterstützer und Förderer, könnte ich so viel reisen, lesen, wissen? Was aber machen all die begabten Menschen, die kein Geld und Unterstützer haben? Wo sollen sie üben, wer unterrichtet sie, wer bereitet sie vor, wer ermutigt sie? Wer bezahlt ihre Ausbildung?

In a world full of people, only some want to fly, isn’t that crazy? singt Seal. Allerdings.

Übrigens, das Wort vermasseln finde ich lustig. Es gibt lustige deutsche Worte.

Französisch scheint automatisch katholisch zu sein. Meine Vierne-Noten von Bärenreiter sind innen geziert mit Wasserspeiern von Notre-Dame (Chimère), die wie Teufel aussehen.

Next concerts:

Mittwoch 22.1. um 9.30 und 11.30 Großer Sendesaal, Funkhaus Halberg Saarbrücken, u.a. Beethoven Klavierkonzert Nr. 3

Donnerstag 23.1. um 9:00 und 11:00 Großer Sendesaal, Funkhaus Halberg Saarbrücken, u.a. Beethoven Klavierkonzert Nr. 3

Freitag 24.1. um 9:30 und 11:30 SWR Studio Kaiserslautern, Emmerich-Smola-Saal, u.a. Beethoven Klavierkonzert Nr. 3

9. Januar 2020

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Tempo

Langsamer vorgehen heißt schneller vorankommen. 

Erst nachdenken und diagnostizieren, bevor ein Mensch beim Üben aktiv wird.

Spielen ist Ausdruck der Seele. Singen ist Berührung mit Sehnsucht. (AHS)

Was ist der Sinn von Musik? Nicht die Ergötzung oder gar der Zeitvertreib für Menschen. Die ganze Musik wird durch die Umarmung und Struktur von Moll und Dur und ihre Überschneidungen, Relationen und Verhältnisse schon vorgegeben, um Gott zu loben, wie die Sterne im Universum angeordnet sind, so die Töne der Musik, und Gott ist der Lichtstern, der Morgenstern mittendrin. Der Leitton, der Eckstein, der Zielpunkt. Dreiheit. 

Re-Fa-La-Ut-Mi-Sol. Bach kannte wohl die Schriften, Kompositionen, Traktate und die Signaturen der Vergangenheit und seiner Vorgänger und deren Schüler und Verwandte, er wusste, was gedruckt wurde, kannte Pachelbel, Mattheson, war in Erfurt und Weimar, aber vor allem kannte er sicher die Bibel, hatte Hiob gelesen, wusste sicher, wo die Stellen über Musik in der Bibel zu finden sind. Chronik 5, 13-14: Die Stimme der Trompeten und Zimbeln und Saitenspiele erhob sich, um Gott zu loben. Die Stimme in Einheit. 

7. Januar 2020

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Zeit

Man muss das Mögliche vollbringen, um das Unmögliche zu berühren. (Simone Weil)

Wer sich meine Malerei ansehen will: 

Meine Kunstwerke

Bald werden die neuen eBooks unter der Reihe Wie übe ich effektiv? im Shop freigeschaltet werden. Es hat mir Spaß gemacht, alle meine Klavier-Noten auf Einträge hin zu überprüfen. Es ist erstaunlich, was sich alles angesammelt hat an Weisheiten über die Jahre auf Reisen durch Meisterkurse, Unterricht, Üben und Konzerte. Ich hoffe, die eBooks Mindset Üben I und II wird für Fortgeschrittene ein Gewinn sein. Alles, was ich damals notierte, ist heute noch relevant und gültig, auch für mich. Es war und ist eine echte Fundgrube und Goldgrube:

eBooks

Ich finde es spannend, Beethovens “Gassenhauer” zu üben. 

Und liebe Mendelssohn an der Orgel, mehr als am Klavier. Ich freue mich auf mein neues Programm und bin sehr gespannt. Ich frage mich, ob es auch Radiergummis gibt, die nicht so viel Dreck machen. Das ist am Instrument wirklich lästig, weil ich immer so aufpassen muss. Bei Reger muss man wenigstens kaum Fußsatz austüfteln, es sind ja eh viele Oktaven und man hat nur zwei Füße. 

Es war lustig, plattdeutsche Gottesdienste zu hören. Am Anfang dachte ich, es sei vielleicht… Syrisch? 

Xavier Naidoo hat christliche Lieder geschrieben, diese mag ich, kann ich empfehlen, es ist etwas sehr Besonderes, die Lyrik und die Bilder, die er nimmt. Solange es nicht ganz abdriftet.

Neben meinem Instrumenten-Arbeitszimmer, dort, wo es keine Instrumente gibt, dort höre ich gern Jazz und entspanne meinen Willen. Brad Mehldau und Marie Bergman zum Beispiel, skandinavischen Jazz, Lysdal, Lars Moller Group, Amazing Amazons, Hans Ulrik oder Acoustic Guitars. Lasse es leise weiter laufen, während ich drüben zum Üben gehe. Kehre zum Relaxen zurück. Manchmal frage ich mich, wenn wir Krieg hätten und keine Meinungsfreiheit (was wir ja nicht wirklich haben) und Spione kämen, was sie wohl bei mir finden würden.  

Was mich etwas nervt, ist diese Mode mit “Beste Grüße” – das kommt aus dem Englischen mit “best wishes” – wie kann man Wünsche mit Grüße verwechseln? Was sollen “beste Grüße” bitte sein? Leicht dämlich. 

Jeden Augenblick

Eigentlich ist jeder Tag wie eine große Schlacht, mit einigen Lichtblicken. (Franziska zu Reventlow)

Feiertag. Auch bei der Orgel spielt der Klang-Fingersatz eine Rolle so wie am Klavier, nur dass hier der Fingersatz danach gewählt wird, wie man aus der Taste herausgeht, nicht hinein wie am Flügel. Heute den ganzen Tag Beethoven am Steinway geübt, nun Musik an der Orgel. Ich bereue die Orgel nicht, sie hat meinen musikalischen Horizont erheblich erweitert. Wer immer den Tag des geringsten Anfangs verachtet hat, wird doch mit Freuden den Schlussstein sehen. (Sacharja 4,10)

iTunes Ann-Helena Schlüter

Ich lese Aspekte der Orgelbewegung. Wen dürfte es wundern, dass alle vierzehn Autoren Männer sind? Ich frage mich, wieviele Frauen es in den “Orgelgesellschaften” Deutschlands gibt. Weltweit sieht es besser aus. What is wrong with Germany?

In der Presse war heute wieder vom Männerhass auf mächtige Frauen zu lesen. Dabei reicht es zum Hass schon aus, wenn Frauen ehrgeizig und begabt sind, das ist für viele schon zu gefährlich. Nach dem Motto: auf dass diese nicht mächtig werden. Wahrscheinlich, weil viele Männer ihre Macht missbrauchen. Diese denken, Frauen würden in einer Machtposition genauso ihre Macht missbrauchen wie sie selbst. Aber Frauen sind nicht wie Männer. Mehr Macht von Frauen würde der Welt gut tun. Zumindest sollten sie eine reale Chance haben.

Ich mag den Jazz-Song Confirmation von Charlie Parker. Ob ich dieses Jahr durchhalte, jeden Tag zu schreiben?

2. Januar 2020

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Eisberg

Jede Gabe ist eine Aufgabe. (Käthe Kollwitz)

Tun. Loslassen. Aufgeben. Machen. Opfern. Erarbeiten. Angehen. 

Die Konzerte sind schön gewesen, wenn auch das Instrument einmal etwas bedenklich war. Silvester war lecker gewesen, ich liebe französischen Raclettekäse. Ich denke, man muss die Pfännchen oben und unten mit Käse belegen und dazwischen Gemüse legen. Das Wetter war wunderschön, neblig, sonnig, rötlich, farbig. Meine ersten Tasten 2020 waren im Konzert. Durch die Rhön zu fahren war herrlich. 

Empfehlen kann ich heute den berührenden Film Die Wildente (The Daugther), ein Drama nach einem skandinavischen Theaterstück von Ibsen.

Oft komme ich mir wie ein Eisberg vor: Die Spitze lugt hervor, aber der mächtige Eisberg ist unter Wasser. Ich versuche manchmal, ihn zu verbergen und zu tarnen. Aber gerade dadurch wird er noch mächtiger, wenn er dann gegen meinen Willen doch entdeckt und auf ihn gestoßen wird. Ich werde nicht erst ein Eisberg, da ist er schon. Ich komme mir vor wie ein Eisbrecher, der durch dickes Eis fährt, ein Kursschiff, mit festem Ziel, durchs Eis, eine Grenzgängerin, eine Tabubrecherin. Wie kann ein Eisberg ein Eisbrecher sein? Das Umfeld der Orgel ist in vieler Hinsicht Konservatismus. Die Welt der Pianisten, von denen ich komme, ist und war nie so konservativ. Introvertiert ja, aber nicht konservativ. Aber ich mache mir selbst Mut. Ohne Verpflichtung der Frauenquote hätten viele Führungsgilden von Firmen niemals freiwillig Frauen an der Spitze zugelassen. Es gibt zwar keine Frauenquoten an der Orgel. Aber es gibt Eisbrecher. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die keine anderen Frauen wollen oder die die einzige sein und bleiben wollen. Ich will viele andere Frauen. Wir leben nicht mehr im Neandertal. Es können sicher Heerscharen von Menschen bestätigen, dass ich nicht die Bescheidenste bin, aber es ist ein Irrglaube, den Frauen bis heute haben: durch Bescheidenheit und durch Opfer, durch Zurücknehmen und Bravsein von Männern entdeckt zu  werden. Männer entdecken Männer, aber nicht Frauen. Daher: Volle Kraft voraus! 

27. Dezember 2019

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Cuxhaven Teil 2

Warum müssen Frösche beim Schlucken die Augen schließen? Weil sie keine Schluckmuskeln haben.

Tidestieg und Tidefall:

Ich finde es spannend, dass auch die Elbe Gezeitengewässer ist, weil die Flut vom Meer herein drückt. Der Tidenhub (Unterschied Wasserstand zwischen Ebbe und Flut) in Hamburg ist 3,60 m! Erst hinter dem Sperrwerk in Gesthacht ist der Gezeiten-Einfluss vorbei. Für die Elbphilharmonie elbaufwärts wurde extra ein Puffer eingebaut, um auch Sturmfluten zu berücksichtigen. In den USA und Kanada gibt es einen Tidenhub von über 13 Meter (Bay of Fundy, Kanada)! Die Ostsee misst nur einen Tidenhub von ca. 30 cm. Es sind mindestens 3 Meter an der Nordsee hier in Cuxhaven (3,40 m).

“Ham-mer nich’. Stade drum.”

Je nachdem, mit was für Gedanken oder Geschichten ich mich beschäftige, verwandeln sich die Töne beim Üben in Vögel oder Menschen oder Engel… Das Auswendiglernen braucht am meisten Zeit.

Heute besuchten wir die Alte Liebe, den Hafen, die Fischkutter, Leuchtturm und Wasserturm (zuständig für den Wasserdruck), das Semaphor Cuxhaven (Windstärke anhand Borkum und Helgoland, heute war Windstärke 4) bei der Alten Liebe, das Schloss Ritzebüttel und den Weihnachtsmarkt um den Schlossgraben. Ich mag die roten Backsteinkirchen. Vom Hafen aus kann man nach Sylt, Neuwerk, Helgoland und zu den Seehundbänken fahren, jeweils Tagesausflüge. Wenn ich auf Sylt spiele und in Bremerhaven, versuche ich dies einzurichten.

Ich sammle übrigens gern: Briefmarken (besonders Tiere und Musiker), Münzen, Schallplatten, Badeenten (besonders Musiker), Tiere zum Aufstellen, Noten, Filme, Bücher, CDs und Instrumente.

Empfehlen kann ich heute Lynn Austins Luisas Töchter und Bücher von Elizabeth Musser. Zudem das Kartenspiel Elfer raus! und den Film Music of the heart – ein Film, den ich schon mehrmals gesehen habe. Auch ich würde sehr gern in der Carnegie Hall spielen, wo auch Rachmaninov und Tschaikowski gespielt haben.

Übrigens: Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung sind echt blond, habe ich heute gelesen.