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14. Juni 2021

Blaue Blume, die leise tönt in vergilbtem Gestein. (Georg Trakl)

Ach, den lieb ich. Die verborgene, zärtliche Trauer.

Diesmal ein Vormittags-Blog.
Sehr schönes Konzert gestern, sonniges Wetter. Wunderschöne Steinmeyer 1855, klein, aber fein, von Hey restauriert. Ich hatte nackte Füße und musste zum Verbeugen um die Kirche herum, auf den Steinen. Am Flügel: Aufstehen. Verbeugen. An der Orgel: Sprint um die Kirche herum.

Fotos an der Orgel sende ich morgen. Aber auf facebook habe ich sie schon gepostet. 

Ich habe an dieser Orgel auch meine Lieder gesungen. Das war neu. Danach waren wir etwas essen. Mit lieben Menschen. Auch im Garten. Manche sind 4 Stunden angereist.
Franken lag friedlich inmitten sonniger Felder.
Und die schöne Hey in Einersheim. Kleinod. Unvorstellbar, dass so viele alte schöne Orgel-Gehäuse unbekannt und anonym sind.

Mein Weg mit der Orgel (3): 

Ich beschloss, zu prüfen, ob es Carsten Wiebusch um mein Wohl ging oder um meinen Schaden, als er meine künstlerischen Tätigkeiten an der Orgel inklusive CD zu verbieten versuchte. Er wollte zudem, dass ich meine damaligen YouTube Videos Orgel löschte. Dass dieses Verbieten nicht rechtens und respektlos war, ahnte ich – und hätte sofort Hilfe holen müssen, aber ich appellierte in mir an das letzte bisschen Vertrauen, dass ich ihm gegenüber hatte, und dachte: „Ich schaff das schon alleine mit ihm. Er ist mein erster Orgel-Prof und hat bei mir einen Stein im Brett!“ Außerdem riet mir Manfred Gerhardt zum Durchhalten.

Ein Fehler.

Ich beschloss, ich würde Wiebusch die CD-Aufnahme senden. Er könnte mir dann ja Feedback geben, wie er es fand, ob es zum Veröffentlichen gut sei oder nicht. Aufnehmen an sich könne er ja nicht verbieten. Dass er mir „seine“ Orgel zur Aufnahme nicht geben wollte, kam mir schon bedrückend vor, denn ich spielte Liszt B-A-C-H bereits sehr gut und hatte mit CD-Aufnahmen bei Hänssler Classic seit Jahren Erfahrung. Aber er wollte mich nicht fördern.

Mein erstes Youtube Orgel-Video im ersten Semester wurde von den Männern der Orgelklasse angefeindet: „Wie kannst du schon ein Video machen im ersten Semester?“ Dies: 

Die letzte Stunde vor den Sommerferien kam. Theoretisch war ich nun gerade erst am Ende des zweiten Semesters, jedoch hochgestuft ins sechste. Wiebusch sagte während der Stunde kaum einen Ton, ließ mich spielen, wirkte auf mich beleidigt, stur und abgelenkt. Meine Fragen beantwortete er nicht, sondern sagte: „Einfach machen.“ Und grinste. 

Ein klärendes Gespräch mit ihm war völlig unmöglich. Das, was unter Männern so einfach geht, nämlich reden, wenn es einen Konflikt gibt, ist für eine Frau wie mich schier unmöglich. Er reckte das Kinn weit in die Höhe und wurde noch viel größer als ich. Dennoch schien er Angst vor mir zu haben. Wie sollte ich hier zu einem normalen Gespräch kommen? Ich versuchte es zweimal vergeblich. Ich wandte mich schließlich an Stefan Viegelahn. Keine Reaktion. Die beiden waren hier aus meiner Sicht keine zwei voneinander unabhängige Personen, sondern eine recht geschlossene (und zudem auch aus meiner Sicht ungute) Seil- oder Kollegschaft. Von Viegelahn war keine Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil. Er schwieg oder wiegelte mich ab. Mir kam der Gedanke, dass das Verbieten vielleicht von ihm ausgegangen war, denn mit Wiebusch war etwas völlig anderes ausgemacht gewesen, woran er sich auch 7 Monate hielt. Viegelahn aber war der Boss der Abteilung, der Wiebusch ins Haus geholt hatte.

Um das freiwillige Wahlfach Hammerklavier versuchte ich noch am Tag der Deadline vor den Ferien zu kämpfen, da ich wunderbare Stunden bei Christensen gehabt hatte und er mich weiter fördern wollte. Aber Wiebusch hatte längst Kontakte zum Riemer-Verwaltungs-Büro geknüpft. Er weigerte sich, mir das Fach zu erlauben. Wie er ja zudem bereits angekündigt hatte, er würde mir nichts mehr unterschreiben oder mich unterrichten, wenn ich weiter konzertierte. Aber Konzertieren ist ja mein Beruf, und die Orgel mein neues Metier. (Für jedes Wahlfach braucht man die Unterschrift des Hauptfach-Lehrers.) Ich hatte dem Büro davon berichtet. Aber mir wurde dort nicht zugehört, sondern noch ein Strick daraus gedreht, dass ich dennoch dieses Fach Hammerklavier richtig wollte und darum bat, Wiebusch zu kontaktieren. Anatol Riemer wollte gar nicht groß mit mir sprechen. Die Männer-Hierarchie in den Hochschulen ist in meinen Augen stark. (Dass Anatol Riemer eigentlich Musikwissenschaftler ist, habe ich heute erst gelesen. Wahrscheinlich ist es nicht sonderlich erfüllend, als promovierter Musikwissenschaftler in einer Verwaltung zu sitzen, die Wahlfächer zuteilt und Buchhaltung macht, was wann wie finanziert werden kann. Zudem hatten wir einen Rocky Start, von dem Wiebusch wusste: Riemer wollte mir keinen Wahlfach Gesangsunterricht zuteilen lassen, außer ich würde am Chor teilnehmen. Aber ich hatte schon zig Semester Chor gehabt – gefühlt 199 – , was ich vorlegte.)

Dass ausgerechnet in einer Musikhochschule nicht verstanden wird, dass es Künstlerinnen gibt, die tatsächlich (!) von und für ihrer Kunst leben (wozu Künstlerische Orgel studieren, wenn ich nicht konzertieren darf?) (und Konzertieren ist für mich so normal wie Atmen) kam mir spanisch vor.
Apropos Spanien:

In den Ferien reiste ich nach Spanien und nahm auf. Es war wundervoll. 44 Grad, Meer, Salz, Sand, Sonnenbrand, und täglich 5 Stunden Aufnahme in schweißtriefender Hitze. Ich lernte sehr viel. Spanische Orgeln in Valencia sind toll! 7 Tage! Julian Bewig war super! Top Lehrer! Ich kam nach Hause und sandte Wiebusch begeistert den Aufnahme-Link. Grünes Licht für die CD?

Keine Reaktion. Ich bekam nie mehr eine Antwort von ihm bis heute.

Im September erfuhr ich zufällig von anderen, dass ich nicht auf der Liste des Sommerferien-Unterrichts stand.

Wie sollte es nur im Semester weitergehen? Wie weit würde er noch gehen? Alle Deadlines zum Wechsel waren längst abgelaufen. Und wie würde er meine Prüfung benoten?

Was nun?
Das berichte ich morgen.

Bisheriges Fazit: Professoren sollten nicht so handeln und ihre Macht nicht ausnutzen dürfen. Es sollte Studierenden leichter gemacht werden, angehört und ernst genommen zu werden und sich zu wehren.

Musik (auch nicht das Gebiet der Profi-Musik) ist  allgemein kein Feld der Eitelkeiten, Zwang, Angst, Verbote, Macht, Abhängigkeiten, Konkurrenz, Seilschaften und Neid! Musik ist nicht nur Business! 

Steinmeyer Opus 1832 Mannheim-Gartenstadt

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