Moses gab den Auftrag, Posaunen anzufertigen; mit Flöten- und Harfenklang hat das auserwählte Volk Loblieder gesungen. Wir sollen loben und jubeln. (AHS)
Es war wunderschön im Merseburger Dom. Ich habe vier Tage dort Tag und Nacht geübt. Es war sehr anstrengend, aber ich war trotzdem glücklich. Was für eine Orgel, vier Manuale, sehr selten in Sachsen-Anhalt, eine Orgel von 1855. Schweitzer war nie hier, hat aber die Orgel aus der Ferne gelobt. Die Orgel mit dem wunderschönen Rückpositiv ist voller Engel. Die Registerzüge gehen genau bis zur Zahl 100. Setzer gibt es natürlich nicht, auch keinen Barker. Wenn man die Manuale koppelt, hat man zu kämpfen, was mir aber Spaß macht, besonders bei Bach Fantasie G-Dur Piece d’ Orgue. Die Orgel ist nie zu laut. Meine fünfte Ladegast. Nur einmal sagte man am letzten Tag, die Besucher könnten ihren Audio-Guide nicht mehr verstehen. (Da fragt man sich, was wichtiger ist, der Audio-Guide oder Liszt?) Ich liebe die Undamaris, die Flöten und die 16′ und 32′, besonders in den Manualen, die Schallmay (Zunge) und alle Zungen. Die Prospekt-Fassade ist überwältigend, doch noch schöner sind die Klangfarben aus dem Herzen des Instruments. Auch die kleine weiße Ladegast (ein Manual) unten habe ich gern gespielt- ich liebe die historischen, runden Registerknöpfe und die Gambe. Sie erinnerten mich an meine Thüringen-Orgel-Zeit Anfang des Jahres.
Unterricht, Hochzeit, Gottesdienst, Konzert: Der Dom ist so einladend, hell, mit Originalsteinen und Grabplatte, die über 1000 Jahre alt sind, mit einem Rabenkäfig (die beiden großen schönen Raben, ein Paar, tun mir allerdings sehr leid – sie brauchen und wollen eigentlich Freiheit, können in dem Käfig kaum fliegen, sind aber sehr musikalisch und machten meine Zungengeräusche nach) und einem wunderschönen Kreuzgang.
Hinter dem Dom liegt direkt das Schloss, dahinter der Schlosspark mit Brunnen und gelbem Sommerschloss, in dem eine Malerin arbeitet, und untendrunter fließt friedlich die Saale, umsäumt von alten, wertvollen Riesenbäumen. Franz Liszt war hier, an diesem Fluss, bei diesen Bäumen, in diesem Dom, an dieser Orgel, auf der Orgelbank, auf der ich sitze. Ich wohnte direkt am Dom, auf dem Platz, und musste nur ein paar Schritte zum Bäcker gehen. Zudem gibt es zwei nette Restaurant, eins davon eine ehemalige Kunstgalerie, eins ein Kartoffelhäusle, wie es wohl in Sachsen-Anhalt einige geben soll. Auf die “Zaubersprüche” kann ich allerdings verzichten.
Die Ladegastorgel ist unvergesslich, eine der klangschönsten Orgeln, die ich je gespielt habe, eine historische Universal-Orgel im besten Sinne, ein Bach-Orgel, eine Liszt-Orgel, eine, auf der Mozart mit brillanten Flöten und Muffat herrlich klingen aufgrund der wunderschönen Streicher und Prinzipale, genauso wie Scheidemann mit wunderschönen Zungen, eine Orgel, auf der man auch wunderschön Messiaen spielen kann. Auf facebook habe ich sie mit Videos vorgestellt.
Die Orgel, auf der Ad nos uraufgeführt wurde: Also habe ich hier an dieser Domorgel Liszt Ad nos und Liszt B-A-C-H tage- und nächtelang geübt und die Aeoline 16 auf dem vierten Manual samt allen weiteren Klängen der Orgel in mein Gedächtnis eingegraben. 5700 Pfeifen, 81 Stimmen (an Registerzügen): Friedrich Ladegast hat ein Wunder erschaffen.
Sehr schön ist auch das Stahlspiel auf dem 3. Manual (Glockenspiel). Man muss 9 Sperrventile nach dem Einschalten ziehen, damit die Orgel spielt, fünf rechts (davon drei rosa) und vier links (davon zwei rosa), darunter auch die Basskoppel. Die Registerknöpfe sind wunderschön, Rosa für Pedal, dem viertem Manual und Rückpositiv (erstem Manual), weiß für HW und OW. Liszt hat hier registriert, als Winterberger Ad nos uraufführte.
Wir besuchten am Samstag auch Naumburg, die Bachstadt, ganz nah von Merseburg, mit der weltweit größten Bachorgel, der Hildebrandt-Orgel in der Marktkirche Wenzelskirche von 1746, die Bach selbst geprüft und gelobt hat: Weiß verziert, wappengeschmückt, samt dem herrlichen, nicht allzu großen Naumburger Dom (UNESCO) mit der kleinen, ebenerdigen Eule-Orgel, klangschön, in einer herrlichen Akustik. Dort habe ich eine Stunde Bach gespielt, während mir viele Leute zugehört haben, die meisten Rucksacktouristen.
Es waren sehr heiße Tage, doch in den Domen war es schön kühl.
Ich habe meinen Spieltrieb auf meine Ohren übertragen. Leider sind manche Griffe in Liszt und Messiaen unerträglich gross für meine Hände, es klingt dann wie Fischsuppe, wenn ich keine kreative Lösung finde.
“Haben Sie so kleine Pfoten? Zeigen Sie mir mal, wie Ihre Fischsuppe klingt.”
Ich hätte gern mal ein Salzwasser-Aquarium. So schön.
Ich finde die Welt der herkömmlichen Kirchenmusiker oft so steif. Schrecklich. Ich komme mir da wie ein exotisches Wesen vor.
Manchmal haben die Kirchen massive Schlüsselbunde. Wenn man da mal einen sucht…
“Wir haben kaum noch Schlüssel übrig, da wir so viele Messner sind.”
“Das macht Sinn.”
“Wahn-Sinn, da haben Sie Recht.”
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