Startseite Nach oben

5. August 2020

Es hört jeder nur, was er versteht. (Goethe)

Es stimmt, dass die Orgel eine sehr klare Sprache spricht. Üben bleibt wichtig. Noch wichtiger ist das Hineinhören in sich selbst. Soli Deo Gloria.

Es war schön, wieder in Lohr an der Sandtner- Orgel zu üben. Sie ist ein sehr schöne, tiefe, grundtönige, klare, “männliche” Orgel mit süffigem Plenum. Lohr am Main ist ein süßes Städtchen volle Fachwerkhäuser. Es hat Spaß gemacht, mit Registrant zu üben. Ich habe auch mal die evangelische Kirche besucht. Heute nun das süße Marktheidenfeld.

Eine digitale, trockene Orgel (keine Hauptwerk) in einem trockenen Raum ist oft gnadenlos und zeigt, was nicht geht. So schlecht ist dies gar nicht. Dann muss der “Gnadenhall” einer Kirche kein Gnadenhall mehr sein.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Fußknöchel sehr aktiv sind. Besonders bei Liszt. Obwohl ich Schulen nicht so gern mag, sind gewisse Pedalschulen ab und zu gar nicht schlecht. Ich gebe zu, ich mag das sportliche Spiel, aber es darf nie hektisch werden, sondern immer gelassen und klar bleiben, mit leichten Achteln.

Registrierung finde ich nach wie vor faszinierend: Man muss die Ohren trainieren, einzelne Register ab- und annehmend gut in ihrer Wirkung erkennen:

a) Hat das Register eine Wirkung? Wenn nicht, weg. Denn dann ist es nur “Müll” für den Klang und macht ihn unnötig dick und schwimmend. Vorher genau hinhören: Hat das Register wirklich keine Wirkung in dieser Kombination? Es geht nicht um Dezibel. Sondern um Fülle, um Körper, um Charakter, um Zeichnung, um Schärfe oder Farbe.

b) Muss ich Register austauschen? Welcher 4-Fuß oder welche Mixtur passt besser? Sich entscheiden. Nicht doppelt ziehen. Schon gar nicht bei einem Kornett.

c) Welches Aliquot hilft in dieser Kombination besser, zu zeichnen? Oder welcher 4-Fuß lässt die Quinte besser zeichnen? Höre darauf, was einen Klang schärfer und klarer und sauberer macht.

d) Sensibel sein mit Steigerungen. Werde besonders sensibel bei allen Registern, die “quietschen”. Finde die schönsten Register der jeweiligen Orgel und verwende diese besonders häufig und kreativ, z.B. Rohrflöte 8.

e) Tendiere nicht dazu, zu schnell zu heftig zu registrieren. Achte auf den Klang im Raum. Der Raum bestimmt. Sei sparsam.

f) Versuche den Klang, den du haben möchtest, in Worte zu fassen. Beschreibe ihn. Beschreibe den Charakter. Dann suche den Klang dazu. Oft ist nicht immer viel nötig, sondern nur die richtigen Register zusammen.

g) Wenn du trainierst, ziehe so lange und probiere so lange aus, bis du den Klang, den du haben willst, gefunden hast. Höre jedes einzelne Register durch. Vertiefe dich in einzelne Register, höre sie einzeln ab mit einem Ohr bis zum Altar. Höre ganz lang, im Raum, wie das Gedackt 8 hier klingt.

h) Teste kurz am Spieltisch aktiv aus, was du für eine Orgel vor dir hast. Höre den Klang der jeweiligen Orgel in dir. Dann aber registriere erst einmal anhand deines Wissens und deiner Augen mit den Registern, ohne  zu spielen.

i) Mixtur im Pedal ohne Zunge kaum in der Romantik verwenden.

Erstaunlich ist, dass die Hände an der Orgel vom Pedal getragen werden. Ohne ein stabiles Pedal nutzen schnelle Finger an der Orgel nichts, denn dann wird die linke Hand blockiert bleiben.

Nach dem Üben gibt es Zwetschgenkuchen mit Sahne.

Leave a Reply

Your email address will not be published.