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27. November 2019

Leonard Bernstein Young People’s Concerts 

Ich bin begeistert, wie Leonard Bernstein die Young People’s Concerts 1958 durchgeführt hat. Was ist sein Geheimnis? Er will die Furcht und Scheu vor Klassik nehmen. Das gelingt ihm mit seinem Charme. Er erreicht Kinder, Eltern, Akademiker. Er gibt ihnen das Gefühl, Experten zu werden. Ich habe  nun viele DVD-Boxen von ihm. 

Er ist sehr relaxed, freundlich, unkompliziert, amerikanisch, hat die Hände in den Hosentaschen, wirkt jung und sehr selbstbewusst. Manchmal macht er sogar auf schüchtern. Er bringt Witze, aber nicht ausgedachte, eher aus dem Bauch heraus, wobei er selbst nie lacht, und macht sich auch über sich selbst lustig. Das wirkt sehr lässig. Er scheint sogar das Orchester zu amüsieren. Er WILL die Kids und Leute begeistern. Das ist sein Ziel. Er tut dies tänzerisch und clever. Er singt, jazzt, imitiert, erklärt, spielt Cembalo, Flügel, dirigiert, komponiert, vermittelt, lehrt, entertaint und spielt, und ist immer am Unterhalten.

Das er alles so easy beherrscht, nicht fixiert ist auf eine Sache, macht ihn interessant. Von wegen: “Konzentriere dich auf eines!”

Er erklärt in wenigen Sekunden Kadenz, Concerto, Moll, Harfe, Fuge. Man will nichts verpassen. Es ist einfach sehr “sexy”, wie er komplizierte Dinge einfach macht. 

Alle tanzen nach seiner Pfeife, dabei wirkt er wie ein großer Junge. Was mir gefällt ist, dass er wirklich simpel und mit Herzblut schwierige Themen Kindern und Jugendlichen erklärt, sogar, dass Erwachsene etwas davon haben, die das erste Mal davon hören. “Aha, stimmt, so schwer ist das alles ja gar nicht.”

Und das bei so schwierigen Themen wie “Orchestrierung” oder “Sinn von Musik” und “Was ist klassische Musik”?

Das phantastische Orchester ist wie sein Spielzeug. Es geht ihm dabei nicht unbedingt um seine Interpretation oder Werbung für sich, sondern er erklärt ausführlich und mit Struktur – wobei er stets völlig frei und authentisch redet. Es wirkt fast ohne Konzept, etwas zerstreut, als würde er frei improvisieren, aber nein, alles hat Struktur und Konzept. Er geht dabei so energetisch vor, dass es nie Langweile gibt. Dabei lässt er das Orchester immer gut dastehen.

Er hustet, räuspert sich, redet schnell, als würde er Verwandten oder Nachbarn etwas erklären, stellt Noten vor, Instrumente, Komponisten, fast in rasender Fahrt. Man sitzt in einem Roller-Coaster. Dabei aber hat er eine sehr energische, begeisterte, klare, autoritär-freundliche, leicht ironische, leicht eitle Stimme, die aber wirklich etwas vermitteln möchte. Er vermittelt Begeisterung.

Und er ist sich nicht zu schade, “Babytalk” zu reden oder etwas spontan vorzuspielen. Es wirkt spontan. Besonders wichtig ist es ihm, nie zu langweilen. Er lobt klassische Musik ununterbrochen und kann damit ja nur Liebe zur Klassik vermitteln. Sein Ziel ist/war, Perfektion und Schönheit in Musik zu erwarten, zu erkennen, zu hören und zu lieben – auf eine ganz unkomplizierte Art und Weise.  

Es braucht dringend Musikvermittler*innen in Deutschland. 

 

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