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30. Dezember 2021

Wenn es Sie nicht geben würde, müsste man Sie erfinden. (Armin Langer)

Über mich.

Heute erinnere ich an Priyanka Chopra, indische Schauspielerin, und an Simone Young, Dirigentin aus Australien.

Oben: Basilika Saarbrücken

Heute war ich beim Frisör. 3 1/2 Stunden. So lange war ich noch nie beim Frisör. Ist ein guter Freund von jemand, den ich kenne. Nicht, dass ich eine Frisör-Phobie habe. Aber ich gehe nicht oft. Da hat er mit mir geschimpft, weil ich mich zu wenig um mein schönes, langes Haar kümmere. Er hat mich beraten. Jetzt sieht es wieder schön aus. Spitzen schneiden. Viel weg. Jetzt sind sie grad nur noch mal schulterlang. Gut, dass es schnell wächst. Kur drauf. Von einer schwedischen Marke. REF Stockholm. Duftet. (Hab ich jetzt daheim.) Schön geföhnt. Strähnchen: Erst mein 2. Mal, dass ich mich das getraut habe. Ich hatte sogar wegen den Schals und Teddypullis, die ich liebe, hinten etwas verfilzt gehabt. Also: Nicht waschen vor dem Schlafengehen. Schade. Irgendwie mag ich oft gerade das, was nicht geht. Abends baden und Haare waschen. Geht nicht. Mit nassen Haaren ins Bett. Geht nicht. Haare im Winter ohne Föhnen. Geht nicht. Chips essen. Geht nicht. Nachts aufbleiben. Geht nicht. Beim Frisör bin ich eingeschlafen, obwohl sie zu zweit an mir dran waren, er und seine Frau. Lustig, die zwei. Ich schlafe ganz still und leise und habe einfach die Augen zu. Und bin wirklich weg.

Zudem wurde ich eingeladen auf eine Spritztour durch Schweinfurt. Schweinfurt hat, obwohl leider total zerbombt worden, eine sehr hübsche Altstadt und noch alte Villen, Hinterhöfe, frühere Latein-Schulen, Kirchen, ein schönes Rathaus (1397, 1555, 1570-72), Friedrich Rückert- Denkmal. Es gibt sogar eine fränkische Bachlinie (Kantor Georg Christoph Bach, gestorben 1697). Das älteste Bauwerk, ev. St. Johannis, 12. Jahrhundert, besitzt ein wunderschönes Altarbild von Adolf Kleemann. Die Kirche ist hell, barocke Kanzel von 1694, Steinmeyer Orgel, vielfach verändert und zerstört worden. Sehr schön auch die ev. St. Salvator, mit dem Wetterengel oben: Bläst die Engelsposaune in die Stadt, gibt es gutes Wetter. Bläst die Engelsposaune aus der Stadt (dreht sich also der goldene Engel), gibt es schlechtes Wetter.

Hier im schönen unterfränkischen Schweinfurt bei Würzburg: Älteste bekannte Orgel in St. Johannis von 1570, von Hermann Raphael Rottenstein aus Zwickau. 1662 wurde sie abgelöst von einer Orgel von Matthias Tretzscher aus Kulmbach mit schönem, barockem Prospekt. 1867 komplett erneut durch Steinmeyer. 1911 gab es eine zweite Steinmeyer-Orgel, mit Rokoko-Prospekt aus Rothenfels am Main, nun auf der südlichen Querhausempore. Diese Orgel wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Im Turm unter und neben der Uhr sind noch immer die Bombenkugeln-Einschlagslöcher zu sehen. So gab es 1951 eine dritte Steinmeyer-Orgel, die 1992 restauriert und vergrößert wurde.

Es war alles wie ausgestorben. Wir liefen an der alten Burgmauer entlang, am unteren Wall, am Main. Besuchten den alten schönen Schrotturm. Die Leute sagen: Wir sind zuerst in Unterfranken, dann in Bayern, dann erst in Deutschland. Warum ich so „preußisch hochdeutsch“ reden würde und nicht fränkisch? Hm. Ich kann schon. Aber meine Eltern sind ja keine Franken.

Wir besuchten auch ein Antiquariat. Es riecht dort so wundervoll nach alten Büchern. Ich liebe die Insel-Taschenbücher mit den bunten Rücken.
Am Ende waren wir viele Stunden im Georg Schäfer Museum. Hier habe ich mal vor Jahren gespielt am Flügel. Der steht noch da.
Das Museum ist toll. Es war 2+ oder geboostert. Wir haben den Test gemacht. Für Kunst schon.

Wir waren in der genialen Ausstellung über frühe Fotografie, genauer über Daguerreotypie. Der Franzose Louis Daguerre, 1851 gestorben, war ein interessanter Künstler, der herausfand, wie man Fotografie festhalten, also tatsächlich fixieren konnte. Vor dem Tageslicht retten. Er war zudem ein sehr guter Maler, aus armen Verhältnissen stammend. Er starb als sehr reicher Mensch. Diese alten Fotografien sind alle Kunstwerke. Wunderbar fand ich „Streetlife in London“ von John Thomson (Fotoserie), wie er das reale Leben abfotografierte als einer der ersten, Armut.
Es gab auch zwei wunderbare Malerinnen (ich suche immer nach weiblichen Namen). In dieser Zeit durften Frauen ja gar nicht lernen und malen. Daher findet man nur weibliche Ausnahmetalente. Nicht, dass es nicht genug weibliches Talent gab. Aber sie wurden beraubt und kleingehalten. Wie willst du mithalten können, wenn du das Handwerk nicht lernen darfst? Bin ich deswegen so sehnsüchtig, alles zu lernen, weil ich die Sehnsucht all dieser verflossenen Frauen in mir spüre, die beraubt worden sind?
Wie hätte ich ohne Wissen Organistin werden können? Talent alleine reicht nicht. Diese weiblichen Ausnahmetalente sind deswegen aussergewöhnlich, weil sie die Kraft hatten, sich gegen die Beraubung zu stellen. Das ist eine Extra-Gabe, zusätzlich zur Kunst. Manchmal muss dafür ein hoher Preis gezahlt werden. Diese Ausnahmetalente in dieser Show waren die wunderbaren Malerinnen Angelika Weiß (1797-1876, Kempten) und die Schweizerin Angelika Kauffmann (1741-1807) und Gabriele Münter (1877-1962, Berlin).

Meine Sache ist das Sehen, das Malen und Zeichnen, nicht das Reden. (Gabriele Münter, 1952)

Eine wunderbare Malerin (1877-1962). Sie hat lange gelebt in dieser Zeit. Die Fotos, wie die mit ihren Malsachen um 1900 herumläuft, finde ich berührend. Ihre Gemälde sind bunt und klagend. Sie lernte privat, war aus reichem Hause, lebte in Dänemark, Bayern und Berlin und war verlobt mit Kandinsky. Dadurch war sie im Netzwerk involviert (die Künstler des Blauen Reiters), auch mit der Malerin Lulu Lazard.

Kunst der Fuge:

Neu: Das letzte Video aus der spanischen Serie:

Bach Fuga g-Moll

5 Antworten auf “30. Dezember 2021”

  1. Lehrer ist der Dichter Paul Gerhard (1607-1667). Er erlebte die Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs, verlor große Teile seiner Familie an die Pest und dichtete zum Jahreswechsel trotzdem: „Nun lasst uns gehen und treten, mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.“ (Evangelisches Gesangbuch 58, 1).

  2. Doch man muss AHS nicht erst erfinden, weil sie real ist. Ein Orkan, ein Wirbelsturm, die unbändige Lebenssehnsucht nach göttlicher und irdischer Erfüllung – Selbstzweifel und Suche nach Liebe und Vollkommenheit. Ungewöhnlich anders und dadurch besonders wertvoll 2022.

    • Das Kämpfen für Frauenrechte im Orgel und Kirchenmusiker Bereich ist wohl aber ein Alleinstellungsmerkmal

  3. Ein Tag ohne AHS Tourblog ist ein verlorener Tag.
    Ich weiß, er kommt 365/366 mal.
    Nichts geht verloren, das hat was Göttliches.
    Energieerhaltungssatz.
    Gibt es genetische Fernsucht?
    2022 wird neue unbeantwortbare Fragen aufwerfen.
    Haben wir den Mut, unvollendete vorläufige Antworten zu stammeln!(?)

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