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26. September 2021

What have we done to the world? Look what‘ve done. (Michael Jackson, Earth Song)

Das Konzert in Nordthüringen war schön heute und gut besucht. Es wurde aufgenommen, Blumen, Zugabe, sonniges Wetter, danach für alle leckere Happen zu essen und Sekt. Das historische Gehäuse von Friedrich Knauf (1835) wurde (wie die Kirche) im Krieg zerstört, und die Orgel von Johannes Strebel von 1904 (Königsberg, Unterfranken) wurde 2019 frisch restauriert eingesetzt von Thomas Hübener, mit Knaufpfeifen (stumm), also Pfeifen von Knauf stumm im Prospekt. Soli Deo Gloria. Thomas Hübener war heute auch da im Konzert. Er hat bei Orgelbau Schulze gearbeitet (gibt es leider nicht mehr), sein Gesellenstück ist in der Schulze Orgel in der evangelischen Kirche St. Marien in Torgau zu finden. Mein Papa kommt aus Torgau.
Orgelbauer Johannes Strebel (eine Orgelbau-Dynastie) aus Nürnberg hat sehr gute Qualität geliefert. Das malerische Königsberg hat eine neue große Mühleisen bekommen.
Ich bin in Nürnberg geboren und spiele an einer Nürnberger Orgel mit original Nürnberg-Strebel-Spieltisch, aber in Nordthüringen.
Die Orgel-Dynastie Knauf ist aus Thüringen (bei Gotha). Hier treffen Thüringen und Franken aufeinander, im wahrsten Sinne des Wortes.
(Die Ratsherren waren auch damals schon befreundet.) Ich finde die unterfränkischen Dörfer ähnlich malerisch wie die  thüringischen Dörfer. Matthias Grünert (Frauenkirche Dresden) spielt hier nächste Woche und übernachtet in der gleichen Pension wie ich. Die Pension ist ein ehemaliges Rittergut. Ich habe die Tiere auf dem Land des Ritterguts gleich ins Herz geschlossen: Nele (Labrador), hübsch gescheckte kleine Mamakühe mit Kälbchen (erst eine Woche alt), direkt neben meinem Schlafzimmer, Hühner mit Riesenhähnen, Kätzchen; habe selten so schöne Kühe gesehen. Sie sehen aus wie aus dem Bilderbuch. Ich connecte mit Tieren innerhalb von Sekunden.

Dohlen und Turmfalken sind zu hören, wenn man die schöne Kirche St. Petri betritt.
Ihre romantische Orgel ist auch sehr gut geeignet für Bach.
Der Südharz mit seinen Eichen, Wiesen, Seen, Bauernhöfern und Hügeln gefällt mir gut. Mylius (Dichter) kommt von hier.
Natürlich war die Orgel sehr überrascht, mich zu treffen. Dort hat noch nie jemand Liszt oder den Thüringer Ritter oder Pandemic Dance gespielt. Erst durch solch eine „Feuertaufe“ kommen Dinge bei der Orgel ans Licht, die noch nicht stimmen, gut, dass der Orgelbauer da war. Die Orgel muß erst wieder repariert werden nach meinem Konzert. Mal sehen, ob sie rechtzeitig fertig werden, bis Matthias Grünert kommt. Sie haben gleich angefangen nach meinem Konzert. 
Solche Orgeln in direkter Akustik (wenn Publikum da sitzt, ist die Akustik so direkt wie im Wohnzimmer, man hört alles – kein Nachhall) sind schwerer zu spielen als große Orgeln in großen Kirchen mit Nachhall. Die Klais-Orgel in Neckarsulm oder die Walcker Orgel im Ulmer Münster sind im Vergleich dazu so angenehm wie Honig zu spielen, denn die mächtige Akustik umschmeichelt jeden deiner Klänge. Man kann da gar nicht schlecht spielen. 

Doch in einem Wohnzimmer zu spielen ohne Nachhall, ohne Setzer, ohne Nummern, ohne Schweller, das ist Kunst, eine Kunst für sich. Denn es gibt ja kein Pedal wie am Flügel.
Manches klingt auch etwas kautzig. Aber ich liebe Herausforderungen und sowohl die großen als auch die kleineren Orgeln. Ich habe Liszt Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen hier zum ersten Mal gespielt (vor drei Tagen begonnen). Sicher eine Revolution. 
Heute in Nordthüringen.
Morgen in Nordbaden. Morgen muss ich wieder früh aufstehen: Konzert in Mannheim. 

Konzert AHS Südharz

Knauf Strebel Orgel Liebenrode

3 Antworten auf “26. September 2021”

  1. Andreas Friedrich

    Das ist endlich einmal ein aufrichtiger und mutmachender Kommentar an Ann-Helena für deren wunderbare und offenherzige Gedanken und Berichte. Ihre Musikalität und Leidenschaft ist mehr als genial. Ihren unermüdlichen Einsatz dahinter sieht jedoch kaum jemand. Ann-Helena ist tatsächlich ein ganz besonderes Wesen. ❤️lichen Dank, Sabine und Holger für Ihre Einschätzung.

  2. Sabine und Holger

    Sehr schönes Konzert – und ich habe mal in Ihren Blog geschaut. Danke für die schöne Musik, Ihren Einsatz für Qualität. Sie haben Humor. Ich musste manchmal schmunzeln und lachen, weil ich Sie sehr gut verstehen kann. Natürlich finden das die Gemeinten nicht so spaßig. Aus deren Sicht verständlich; sie müssten ja sonst Konsequenzen ziehen.
    Sie kämpfen einen „guten“ Kampf. Aber es ist eben auch ein Kampf, der Kraft kostet… Achten Sie auf sich und Ihre Kräfte. Und bleiben Sie fröhlich und behütet.

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