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4. September 2021

I‘ll sing you a song, ain‘t very long. (Bob Dylan)

Er hieß Robert Zimmermann, seine Eltern russische Juden. Aus Deutschland geflohen. Nach Stockholm kam er nicht. 🙂 Er ist Christ und Jude.

Meine Reise nach Stockholm heute war noch sehr abenteuerlich, wegen Problem mit dem Nachtzug (ich hatte mich so auf den Schlafwagen gefreut) und Schienenersatzverkehr bei Lund, weswegen ich einen Zug verpasste. Schließlich strandete ich dann, weil ein Zug auf einem anderen Gleis abfuhr Richtung Halmstadt. Daraufhin nahm mich, da es mittlerweile ein Uhr morgens war, eine Schwedin mit nach Hause in der Nähe Helsingborg, die im selben Zug saß. Eine sehr liebe. Sie wohnt mit ihrer Familie in einem sehr schönen (amerikanisch wirkendem) Neighbourhood mit Hybrid-Auto und Katze, die in meinem Bett blieb. Im Stil USA. Eine Familie, in der jeder perfekt Englisch sprach. Sogar die Katze. In mein Schwedisch muß ich erst wieder reinkommen, denn bin zu schüchtern, herum zu stottern. Ich verstehe viel besser, als ich spreche. Das ist anfangs immer so.

Um 6 Uhr früh ging es dann weiter. Snabbtåg Lund-Stockholm. Schwedischer ICE. Ich liebe die schwedischen Schnellzüge, hell, bequem und ein Bistro zum Träumen: Schwedisches Gebäck, schwedische Schokolade, Bilar, Oboy, Köttbullar ❤️ Man isst im Zug Köttbullar mit Kartoffelbrei. Das ist Ikea auf Schienen! Die Schaffnerinnen sind sehr nett, mein Ticket war ja eigentlich nicht mehr gültig, aber aufgrund der Probleme im Verkehr, für die ich nichts konnte, war alles ok. In Schweden sind die Sitze ja alle reservierungspflichtig. Im Bistro bekam ich sogar Kaffee spendiert. Schweden ist wie ein Garten Eden, ein Ort des Schutzes. Und Stockholm ist: ❤️.

Hier ist es so mit der Maske: Du kannst alles, wenn du willst. Aber du musst nicht. Das liebe ich. Daher gibt es hier auch keine Proteste oder Rebellen. Jeder akzeptiert den anderen. Weil man nicht gezwungen wird. Kontrollen sind auch eher pro forma. Der Wunsch nach Freiheit ist gross bei den Schweden. Bei mir auch.

Ach, ich liebe schwedische Frauen! Selbstbewusst. Da ist viel mehr Zusammenhalt, Kraft und Liebe unter Frauen. Und Männer sind automatisch Gentlemen. Das mag ich nämlich. Ich bin altmodisch. Zum Beispiel: Schwedische Männer warten, wenn es darum geht, aus- und einzusteigen (ICEs). Sie lassen mich vor. In Deutschland drängen sich die Männer vor die Frauen und wollen als erstes rein oder raus.

Ich habe mir die schwedischen Klassiker (Set) gekauft. Schweden liebt seine Frauen. Deutsche Klassiker würde wohl Frauen wenig bis kaum präsentieren. Bei den schwedischen Klassikern kommt als erstes Elin Wägner. De blå Silkesstrumporna (Die blauen Seidenstrümpfe). Die Verbindung von Dichtung und (diskreter) Politik oder Weltanschauung finde ich faszinierend. Den „Zeitgeist“ treffen ohne Zeitgeist. Unbemerkt. Diese Elin Wägner aus einem ganz anderen Jahrhundert ist/schreibt genauso „frech“ und raffiniert oder mutig wie ich, das muß etwas Schwedisches sein, etwas, das viele deutsche Männer überhaupt nicht verstehen und daher verurteilen.


Ein Land, das seine Frauen liebt, ist gesegnet. Zudem haben Frauen faszinierende Weltanschauungen und sehen Politik mit ganz anderen Augen, sind auch politisch gesehen eine absolut notwendige Brille. Elin Wägner (1882-1949) ist so etwas wie eine deutsche Alice Schwarzer, wenn auch ganz ganz anders. Und sie wird/wurde in Schweden hoch geehrt. Und was macht Deutschland mit seinen Frauen? Das Gegenteil. Damit beschmutzt ein Land sich selbst. Da Deutsche ihr Land aus historischen Gründen oft sowieso nicht lieben, fällt ihnen das nicht mal auf: Frauen im eigenen Land zu beschmutzen ist hochgradiger Selbsthass. Denn sie beschmutzen die Zierde des Landes. Hier in Schweden darf ich Frau und stark sein. Ich muß und will keine Mannfrau werden, um erfolgreich zu sein.

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