Ich begann Filme zu machen, weil ich mich äußern wollte; ich wollte nicht politisch sein oder die erste Regisseurin, sondern mich selbst verwirklichen. (Haifaa Al-Mansour)
Genauso bei mir. Es ist nicht leicht, Pionierin zu sein.
Anbei der Link:
Im kleinen Dorf Großneuhausen bei Sömmerda, ca. 25 Minuten von Weimar, steht die älteste Rokoko-Kirche Thüringens: St. Georg, groß, gelb, elegant. Innen rosa-hellblau-babyfarben. Nach der ältesten Kirche Thüringens und der ältesten Barockorgel saß ich nun hier spielend an der wunderbaren Thielemann-Orgel. Sie ist gut erhalten, zwei Manuale, lässt sich gut spielen. Es gab ein paar Mängel, u.a. die hängende Pedalkoppel, diese habe ich adressiert und auch ins Orgelbuch geschrieben. Vielen Dank an Herrn Köther und Herrn Günther und an die Hiob Stiftung Schop. Kaum zu glauben, dass die Musikhochschulen Weimar und Erfurt kaum hierher fahren und die Orgeln in ihrer nahen Umgebung nicht anreisen, obwohl sie kontaktiert wurden. Dabei ist diese Kirche ein Kleinod, Barock Rokoko einheitlich aus einem Guss innerhalb von einem Jahr fertig gebaut, hell und von Richter, der auch das Schloss Belvedere Weimar baute.
Es war eine Stände-Kirche, sexistisch, die Männer saßen oben, die Frauen weiter unten. Aber deswegen können wir nun wenigstens die Frauennamen mit ihren festen Plätzen sehen.
Die Winterkirche duftet frisch renoviert nach Holz. Wie gewünscht schrieb ich mich in das Gästebuch. Die Orgel ist etwas ganz Besonderes.
Anschließend fuhren wir nach Greußen, St. Martini.
Eine mächtige riesige Kirche mit renoviertem Altar und wunderschöner Decke. Es müsste noch viel an den Wänden gemacht werden. In Millionenhöhe. Vielen Dank an Pfarrerin Theresa Hauser. Kaum zu glauben, dass es Evangelische gibt, die meinen, Frauen dürften nicht ordiniert werden. In Thüringen gibt es nur ca. 7 Prozent Kirchenmitglieder. Die Frage hierbei ist, was ist eigentlich Christsein? Ohne Pfarrerinnen hätten viele Kirchen auf dem Lande niemanden mehr. Es ist keine leichte Aufgabe, hier draußen. Ich bewundere jede und jeden hier, denn es ist geistliche Wüste, im Lutherland, im Orgelland. Wir kauften etwas zu essen, und die Menschen dort hatten Hakenkreuze auf dem Hals tätowiert. Ohne Frauen könnten fast alle Kirchen in Deutschland einpacken.
Die wunderbare, vielseitige Trost-Hesse-Orgel in Greußen gefällt mir sehr. Schwergängig, typisch Trost. Trost 1701-1704:
Flammen. Weites Pedal. Schwergängige Manuale. Die Omen der Schönheit: Trost. Selbst wenn nur noch Symbole übrig sind. Hesse und Schönefeld bauten um. Liebliche und volle Klänge. Charisma. Geschichte. Keine ist so wie Trost.
Anschließend fuhren wir nach Greußen-Großenehrich an die letzte wundervolle große Witzmann-Orgel in St. Crucis, die dringend gemacht werden muss. Ihre Klänge sind lieblich. Sie passt genau in die Kirche. Aufruf zum Spenden! Mind. 100.000 €. Vielen Dank an Ingrid Senebald und Team.
Anschließend fuhren wir zu meiner 11. Ladegast-Orgel, diesmal in Gangloffsömmern. Ein Dorf mitten in Feldern, die große alte Kirche mitten im blühenden Nichts und in einem gepflegten Friedhof. Es war eine Überraschung! Zwei Manuale, Ladegast, glänzender schwarzer Spieltisch, Lack und Holz, typisches Ladegast-Omen, Omen für Klang, wundervoll restauriert und gepflegt, in einer duftenden Stein-und Holzkirche. Außen Stein, innen Holz. Danke an Pfarrer Bernhard Schilling und an Lisa, die filmt! Ich bekam u.a. griechischen Wein. Es wurde gestreamt. Ich bin die erste Frau im Orgel-Gästebuch. Bewundernswert, wie ein beliebter Pfarrer seine große Stelle verlässt, um hier auf dem Land neu anzufangen und Menschen für Gott zu begeistern. Gott wird das sehr belohnen, glaube ich.
Ganz besonders ist die wunderbare Rommel-Orgel in St. Blasii in Zella. Dies war die erste Orgel an Tag 3 unserer wunderbaren Thüringer Orgelfahrt. Die Kirche ist aus einem einheitlichen Gesamtkonzept. Ich mag die Kanzel-Altare in Thüringen, mit Vorhang. Manche Kirchen haben bereits etwas Mainfränkisches. Danke an Sebastian Schmuck und Hiob Stiftung Schop. Es ist eine zweimanualige Orgel mit Thüringer Farben, der Prospekt nicht überbordend, das Pedal beinahe so weitdimensioniert wie die Trost-Orgel in Waltershausen. Ich mag das. Zudem besitzt das Pedal Obertasten in Schnabel-Ausführung und führt schräg nach oben, was das Spielgefühl verzerrt. Die Außenpedale wirken so weit weg wie das ewige Eis. Aber nur in den ersten Momenten. Ich mag die Herausforderung. Dann fliegt man. Schuke Potsdam hat die Orgel 1988-90 restauriert.
Die Orgel ist mindestens einen Ton höher gestimmt.
Besonders schön ist die Hohlflöte und die Traversflöte. Wie eine Harfe wölben sich die Pedal-Ecktürme nach außen. Dadurch bekommt der Prospekt Schwung und wirkt nicht klobig. (Was man tatsächlich manchmal Orgeln “vorwerfen” kann, dass manche etwas klobig aussehen bzw. sich klobig spielen lassen.) Wunderschöne Einzelstimmen, füllige Farben wie die einer Gospelsängerin. Schöner Zimbelstern. Johann Caspar Rommel, der Erbauer der Orgel in Zella-Mehlis, wurde 1721 in Roßdorf geboren. Sein erstes Instrument ist die Orgel in Herpf; mit 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal bereits groß. Im Juni 1755 wurde der Vertrag über den Neubau in Kaltenlengsfeld geschlossen, und zugleich mit dem Orgelbau in Kaltenlengsfeld arbeitete er an der in 1756 fertiggestellten Orgel in Hümpfershausen und Wohlmutshausen. Meist handelt es sich bei Rommels Werken um zweimanualige Orgeln mit ca. 20 Registern. 1779 erstellte Rommel seine bedeutendste Orgel hier in Zella-Mehlis, 25 Register. Die letzte Orgel aus seiner Werkstatt steht in der Kapelle des Dorfes Geba, 1793 vollendet. Eine schöne große Rotbuche steht direkt vor der gelben Kirche, an der ein Schild prangt, dass der Schüler von Bach, Zang, hier getauft wurde.
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Wir fuhren also die ganze Gegend Meiningen, Suhl, Zella Mehlis, Schmalkalden, Arnstadt bis Sömmerda ab. Leute unterwegs waren stets fasziniert-erschrocken von meinen Noten.
SchIosskirche WeißenfeIs, Förner-OrgeI
Nice
Great
DANKE danke für diese tolle interaktive Thüringer Orgelreise. Wunderbares aus dem grünen wald- und klingenden Musikherz Deutschlands. Luther möge im Himmel ein Wort beim himmlischen Hofstaat einlegen, der einst Menschen machen wollte. Und nun den Gendersalat damit hat.