Eine Durchlässigkeit des Klanges bis zur letzten Spitze des Raumes, nachts im Stillen, wenn alles ergeben und ruhig ist. (AHS)
Ich freue mich auf den Orgel-Kalender 2022, in dem ich eine wunderbare Orgel vorstelle. Nun, welche denkt ihr?
Ich liebe die As-Moll-Fuge von Brahms. Es ist ein Werk, das nicht so leicht ins Ohr geht (“wie Peter Alexander”… ein Insider). Es ist ein klagendes Liebeslied für Clara Schumann. Ich finde ein so klassisch-dynamisches Werk immer eine wichtige Übung. Solche Werke spielt man nicht von hinten her, nicht aus der Legato-Sicht Regers, sondern von vorne her: neu gewachsen aus der Klassik, dementsprechend phrasiert. Dazu gehört die Analyse der Fuge, Linien, Imitationen und Artikulation.
Bedenklich finde ich die bewusst gehaltene Kluft zwischen Kirchenmusik und konzertant virtuoser Orgelmusik: Ein Schubladendenken und eine Trennung, die gar nicht sein müsste und die zu beiden Seiten hin schadet. Diese Kluft wird kultiviert.
Dabei geht nicht darum, dass sich die Orgel vom sakralen Raum trennen soll (diese Angst haben manche und denken an Cameron Carpenter), sondern darum, dass man die Orgel aus Verstaubtem, aus Heuchelei, aus Hierarchie und Neid befreit. Ich meine, was sind eigentlich Kirchenmusiker? Und wievielen Kirchenmusikern geht es wirklich um Gott? Oder um christliches Verhalten? Na also. So ist doch die Sorge um die Orgel als ein heiliges Instrument nur eine Ausrede. Es geht mehr um die Angst und die Sorge, dass jemand viel besser spielen könnte als sie selbst. Oder jefraud. Dass man ihnen ihr Reich, ihr Revier streitig macht.
Die Orgel ist nicht nur ein Begleitinstrument. Man möge sich das bei einem Flügel vorstellen. Geradezu absurd, die Vorstellung. Die Orgel ist vom Wesen her überhaupt kein Begleitinstrument. Sie ist Königin. Natürlich nicht im überheblichen Sinne, sondern im Sinne von majestätischer Anbetung dem König, also Gott gegenüber (was jetzt nicht sexistisch gemeint ist, als müsse die Frau den Mann anbeten. Nein, es geht mir um das biblische Bild von Braut und Bräutigam, wie im Hohen Lied der Liebe in der Bibel).
Und es geht auch nicht um ein Ausstechen gegenseitig, nach dem Motto, entweder virtuos oder Improvisation oder Choral oder… Nein, sondern um Einheit. Das eine greift in das andere. Wie bei Bach. Wie können wir nach Bach so weit weg sein vom eigentlichen Sinn der Orgel? Vom eigentlich Sinn der Kirche?
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