Da, wo du dich gefunden hast, lass dich nieder. (nach Eckhart von Hochheim)
Es war sehr schön, die 7. Tasta-Tour-Orgel-Radtour mit zu machen. Eine schöne Mischung aus Andacht, Sport, Gemeinschaft, Bildung und Musik. Kann ich nur empfehlen. Ich liebe Thüringen. Dieses „Völkchen“ ist zwar ruppig im Straßenverkehr und manchmal auch sonst, z.B. beim Kauf einer Thüringer Bratwurst, aber ansonsten sehr lieb. Wir waren ca. 70 Leute; noch nie gab es dabei so eine große Gruppe. Thorsten fuhr alles mit Auto ab, aber ich wollte radeln mit der netten Pfarrerin (die einen roten Notenschal trug) zusammen über Stock und Stein und an Pferden vorbei, denen es auf den regennassen Wiesen gut ging. Später kamen wir auch etwas in den Regen und in Gegenwind (bergauf), aber ich wurde nicht nur mit Radl, sondern auch mit einem langen Regencape versorgt. Zuerst aber musste mein Sattel nach unten gestellt werden. Wir begannen bei der wunderschönen Kirche in Wangenheim, ev. St. Trinitatis. Dort steht eine wunderbare, frühromantische Friedrich Knauf-Orgel von 1858, 2 Manuale. Man kann sagen, dass diese Gegend „verknauft“ ist. Im absolut positiven Sinn. Meine erste Knauf. Was ist das Besondere an Knauf-Orgeln?
- Er und Schulze (Knauf ist Schulze-Schüler) haben die strahlenförmige, sonnenförmige Abstraktenserie (Strahlenmechanik) erfunden. Voraussetzung für diese sehr langen geraden Abstrakten ist bestes Material und handwerkliches Geschick. Ich konnte diese in der Orgel sehen. Es sieht sehr ästhetisch aus. (Knauf war indirekter Schulze-Schüler. Wegen Warza: Dort hatte Knauf die von Schulze begonnene Orgel zu vollenden und sich dort so viel angeschaut und abgeschaut, dass er danach seinen Stil grundlegend änderte und all die Besonderheiten der Schulze-Orgeln in seine Werke integrierte.)
- Das geschwungene, gebogene Konkav-Pedal (nicht zu verwechseln mit Radial-Pedal).
- Als Schulze-Schüler haben diese auch entwickelt, unabhängig von Architekten von Prospekten zu sein. Schulze baute oft keine Pfeifen in die Prospekte. Dies gibt einen besonderen Klang.
- Die seitwärts stehenden (schwarz-dicken) Registerzüge mit schöner Schrift.
Schulze und Töpfer haben ja unglaublich viel für den „romantischen“ Orgelbau beigetragen. Das wissen viele nicht. Töpfer war dabei der Theoretiker, Schulze hat es praktisch umgesetzt. Symbiose Organist und Orgelbauer. Schulze war genial. Töpfer auch.
Die Kirche ist hell, gepflegt, weiß, mit runden, wunderbar bemalten Emporen, rotem Boden und großen Deckengemälden, Kronleuchtern und rotem Samt, Kanzel grün geschmückt zur Saison. Die weißen Holztasten (ähnlich wie Elfenbein) waren gut zu spielen, der Prospekt ist hell, gepflegt, ästhetisch, ein Schmuckstück. Schöner Spieltisch. Faszinierend sind immer die alten Bänke. Thorsten und ich wechselten uns ab im Spiel. Ich habe hauptsächlich Bach und Mendelssohn, Thorsten regionale Komponisten gespielt. Die Leute waren begeistert. Es wurde gesungen. Später gab es Grillkäse und Kuchen und Geschenke. Es war eine schöne Erholung zu den beiden großen Konzerten. Thorsten Pirkl hat die Orgeln sehr schön vorgestellt. Es war spannend, und ich habe viel gelernt. Wir waren ein gutes Team. Ich wünschte, die Kirchen wären immer so voll besetzt, mit Jung und Alt, aus Nord und Süd, Franken, Hessen, Thüringen. Andreas Friedrich aus Sachsen-Anhalt war auch dabei. Dann ging es weiter zur Jesus-Kirche nach Tüngeda zur nächsten Knauf. Ich berichte.
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