Meine Füße fliegen. (AHS)
Ich liebe auch die G-Dur-Trio-Sonate. Morgen Orgel-Tag.
Wenn man bei manchen Orgel-Videos den Ton abschaltet, sieht man erst, wie manche Organisten auf die Orgel einhacken, wie ohne Gefühl und mit unbeweglichem Gesichtsausdruck – dann stelle man sich dabei ein Klavier vor: wie hart das klingen würde. Unmusikalisch. Das ist die sogenannte Orgel-Technik mancher Organisten? Man muss sich nur einen Flügel unter den selben Händen vorstellen – und es ist klar, wie es “in echt” klingen würde.
Mein Weg mit der Orgel (2)
Ich spielte Carsten Wiebusch vor, der in Frankfurt neu beginnen würde. Als ich ihn in Karlsruhe das erste Mal traf, dachte ich: Oh nein. Ein Sunnyboy. Ob das gut geht? –
Aber anfangs ging es gut. Die ersten 6 Monate. Er versprach, sich nicht in mein Konzertleben einzumischen. Ich berichtete, dass mir meine Konzerte sehr wichtig sind. Ich wusste zuvor nichts über ihn. In Frankfurt spielte ich dann einer reinen Männer-Jury vor, was ich seltsam fand.
Ich lernte während des Studiums viel, u.a. Pedal, Messiaen und Registrierung, und war die einzige Frau mit Künstlerischer Orgel. (Insgesamt schien es mir eine kleine Welt.) Ich war fleißig und wurde bald hochgestuft – etwas zu radikal. Was mir auffiel: Ich war sehr wissbegierig und wurde doch eher am langen Arm gehalten. Die zu mir kühle und abweisende Art von Stefan Viegelahn stand im deutlichen Kontrast zu meiner Leidenschaft. Keiner der beiden Männer kam auf die Idee, mir Orgelbau oder LO (Liturgisches Orgelspiel) beizubringen, obwohl mein Interesse groß war. Jedoch fand ich andere Leute, die mich hier „versorgten“. Ich reiste zu allen Orgeln, konzertierte auch in den USA, und besuchte Orgelbauer und war richtig auf dem Orgeltrip. Problematisch wurde es, als zu der Kälte in Frankfurt der Punkt dazu kam, dass mir Carsten Wiebusch dann doch Konzerte und Videos verbieten wollte, gegen die ursprüngliche Abmachung. Auslöser war das Angebot aus Spanien an mich, meine erste Orgel-CD aufzunehmen (von einem Kollegen von ihm) – was ich nicht ablehnen konnte und wollte. Anstatt sich für mich zu freuen und mich zu fördern oder „seine“ Orgel zur Verfügung zu stellen, wollte er mir alles, was mein Orgel-Künstler-Leben ausmachte, verbieten. Auch unterschreiben wollte er mir nichts mehr. Außer, ich willigte ein, meine öffentliche Orgeltätigkeit einzustellen oder sehr runterzufahren. Dem konnte ich nicht stattgeben. Es war mir klar, dass meine Videos viel mehr aufgerufen wurden als seine, und dass ich mehr konzertiere als er. Das war mein Leben. Ich hinterfragte daher seine Motive und konnte nicht erkennen, dass seine Vorgehensweise für mich gut und richtig sei. Ich kam mit dieser Machtausübung nicht klar. Mein Vertrauen war zerstört. Hätte ich Vertrauen gehabt, wäre es vielleicht anders gewesen. Aber er schien nicht erkannt zu haben, was er da verlangte von mir. Vielleicht hätte ich ihm vertrauen müssen. Aber das konnte ich nicht mehr. Vertrauen muss man verdienen.
Ich hatte noch ein Jahr bis zur Prüfung. War „extrem hochgestuft“. War in der Zwickmühle. Plötzlich gefangen wie ein Vogel im Käfig. Was sollte ich tun? Was hättet ihr getan?
Das berichte ich morgen.
Neu: Das Wohltemperierte Klavier, Erfurt
Ilvesheim, Popp Orgel
Wer Paradiesvögel einsperrt sollte als Wüstengerippe enden.
Spannende Bemerkung. Doch AHS ist weder ein Paradiesvogel, geschweige denn läßt sie sich einsperren. Ann-Helena weiß ganz genau, was sie in ihrem Leben erreichen möchte. Und es gelingt ihr trotz aller in den Weg gelegten Stolpersteine. Der neueste Beleg dafür ist ihr mit Bravour bestandener “Master of Musik (Orgel)”. De veritate non est disputantum.