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20. Dezember 2020

Tradition ist eine Laterne. Die Dummen halten sich dran ist, den Klugen leuchtet sie den Weg. (Shaw)

Gesegneter vierter Advent! Danke für die liebe Weihnachtspost und Besuche.

Ich bin noch immer kein Fan von Transkriptionen von Orchesterwerken oder Klavierwerken auf die Orgel. Es ist meist eine Verschlechterung. Es mag zwar eine nette Übung sein oder ein seltsamer Versuch, die Orgel populär zu machen, aber es ist immer eine Verschlechterung, nie eine Verbesserung und nie ebenbürtig. Manche sind nett, aber konzertant wird die Orgel nur durch Originalwerke und ganz neue, virtuos gespielt. Es gibt selten gespielte originale Werke (z.B. von MacMillan, Moral, Franz Schmidt…) und neue Werke. Transkriptionen ersetzen in keiner Weise neue Werke an der Orgel. Aber Chopin?

Am liebsten mag ich, wenn Spieltraktur und Reglerwerk mechanisch sind und der Tremulant regulierbar. Aber ich schätze auch alle anderen Orgeln.

Hoffe, ich werde nun ordentliches Mitglied der GEMA. Zuerst ist man angeschlossenes, also normales Mitglied, dann außerordentliches, das bin ich schon lange, dann ordentliches. Eigentlich sollte ich vom finanziellen Aufkommen schon seit 2017 ordentliches Mitglied sein (es geht bei der GEMA hauptsächlich oder ausschließlich um Geld). Die Führungsriege der GEMA ist fast nur durch Männer besetzt; es ist schlimmer als bei den Oscars in den USA, bei denen so gut wie nie weibliche Regisseure nominiert werden. Ich verstehe, dass Frauen nicht alles können, genauso wenig wie Männer, aber künstlerische Frauen aufzuhalten oder zu bremsen, empfinde ich als großes Unrecht. Es sind prozentual erschreckend wenig Komponistinnen, besonders in der E-Musik (Klassik im Sinne zeitgenössischer, neuer Musik), ordentliche Mitglieder der GEMA. In der GEMA wählen und entscheiden kaum Frauen. Als Dienstleisterinnen in allen Formen von Sekretariat bis Assistenz sind Frauen in der GEMA, aber kaum im Vorstand oder im Gremium oder dort, wo gewählt, gemacht und entschieden wird. In der Zeitung virtuos der GEMA wird zwar seit kurzem zum Schein nach außen viele Frauen mit ihrer künstlerischen Arbeit präsentiert, aber die innere, hintere Struktur ist die gleiche geblieben: Die Statuten und Regularien, wann jemand Mitglied wird (mit was für einem finanziellen Aufkommen im Jahr) oder wann etwas E-Musik ist oder nicht und alle weiteren Regeln haben Männer ausgedacht und entschieden. Bildet dies nicht unsere Welt im Allgemeinen ab? Sind nicht alle Gesetze von Männern gemacht und entschieden, was für Frauen bis heute oft große Nachteile hat? Werden nicht deswegen so geringe Strafen für typische Männerverbrechen wie Vergewaltigung, Raserei, Erwürgen, (häusliche) Gewalt vergeben?

Auch bei der Einstufung von Werken in E-Musik in München ist das komplette Gremium ein purer Männer-Verein. Männer wählen gern Männer. Es geht dabei, wie gesagt, nur um Geld. Einstufungen = Geld. Ich habe den Eindruck, dass Frauen hier mehr kämpfen müssen, entsprechend eingestuft zu werden. Männliche Kollegen müssen meist gar nicht kämpfen.

Ich bin auch hier mittendrin in einer Männerwelt. Meine Werke wurden in E eingestuft. Ich musste aber einen männlichen Begleiter (Komponisten) mit nach München nehmen, um überhaupt verstanden zu werden. Ohne diesen wäre das Ganze sicher eskaliert. Dieser war wundervoll ruhig und gelassen. Ich erinnere mich, dass er geholfen hat, Vorurteile gegen Komponistinnen abzubauen. Es hieß nämlich recht lang, meine Stücken seien erstens zu schön, um E-Musik zu sein, und zweitens zu improvisatorisch. Drittens kam ich anfangs mit der entsprechenden Software nicht zurecht. Und dann diese viele Bögen, die man auszufüllen hat. Ich war anschließend völlig erschöpft. Es ist seltsam, wie unterschiedlich die Kommunikation zwischen Frau und Mann ist. Aber allein gegen 10 Männer, das ist nicht ohne. Mittlerweile ist es besser geworden. Sie erkennen mich mehr an. Aber es erscheint mir viel mehr Kampf, als Männer es je haben. Und das in meiner Zeit: 2020! Die Regeln sind ganz eindeutig antiweiblich in meinen Augen.

Gut, es macht die Sache nicht leichter, dass ich manchmal emotional und nicht immer sehr diplomatisch bin. Ich hätte schon vor zwei Jahren ordentliches Mitglied sein sollen. Mein finanzielles Aufkommen war längst groß genug. Es ist wohl recht auffällig bei der GEMA, wenn eine Frau mit ihren eigenen Stücken aufsteigt und gut verdient, so dass einige meiner Konzerte von der GEMA kontrolliert wurden. Da sitzen dann heimlich und unerkannt (von der GEMA schlecht bezahlte) Laien und addieren Minuten: Menschen, die den Unterschied zwischen meinen Werken und denen von Messiaen oder Brahms nicht erkennen. Warum addieren die Minuten? Bei der GEMA ist Zeit Geld: Je länger das Werk, desto mehr Geld ist ein Werk wert. Eigentlich eine sehr fragwürdige Einstellung.

Der E-Musik-Topf der GEMA unterstützt bis heute hauptsächlich Männer. Der Prozentsatz der Frauen, die daraus gefördert werden, ist gering im Vergleich. Ich wurde und werde aus dem Topf gefördert und prompt kontrolliert. Die GEMA ist ihre eigene Polizei. Ich spüre den Widerwillen des Apparates GEMA, Komponistinnen der E-Musik zu fördern. Ich bin gespannt, wie es in der Zukunft wird. Schön finde ich, wenn Männer auch dazu verstehen und dazu verstehen wollen. Manchen geht dann nach einer Weile ein Licht auf, wie das Rätsel Frauen und Künstlerinnen zu verstehen ist.

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