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9. September 2020

Bebend die Länge
Im Ton 
Nicht laut wie die Welt 
Doch am Abend  
(AHS)
Wir haben den Tod weggemacht. Es soll ihn nicht mehr geben. Für viele gibt es ihn nicht mehr. Und doch haben sie gleichzeitig so viel Angst vor ihm täglich. Aber er ist ein Tabuthema. Der Tod gehört nicht mehr zur modernen heutigen Gesellschaft.
Jedoch zu Bachs Zeiten und in seiner Musik spielt der Tod eine große Rolle. Hier sehe ich den Schlüssel und das Geheimnis zur Tiefe, zur Warnung und zur Schönheit des Trostes in Bachs Musik. Es ist die Art, wie er den Tod und seine Konsequenzen in Musik ausdrückt. Mit allem Schmerz, mit Sehnsucht, Hoffnung und Trost. Diese Tiefe ist nicht möglich, wenn man den Tod ausblendet.
Bachs Musik arbeitet mit Beleuchtung, mit Licht und Dunkelheit. Wie Rembrandts Bilder, die oft dunkel sind und doch gleichzeitig in diesem Schattenspiel so viel Licht aufzeigen, so zeigt Bachs Musik das gleiche Schattenspiel, ausgeleuchtet und mit Hoffnung und Licht umgeben. Diese Tiefe vermisse ich in all der Musik nach ihm, die im Zeichen der Aufklärung geschah. Bach hatte Recht: Wer Gott ausblendet, blendet den Tod aus. Und damit all seine Konsequenzen. Die, die nicht an Gott glauben, glauben im Grunde auch nicht an den Tod. So real der Tod, so real Gott. Die beiden sind eng miteinander verbunden. Das Geheimnis des Todes soll zu Gott führen. Daher ist bei Bach auch im stärksten G-Dur eine Traurigkeit, ein Schmerz, der größtmögliche Switch in den Schatten und in die Dunkelheit, und umgekehrt. In seinem “Spiel” mit Dur und Moll, Licht und Schatten. Ohne Tod in der Kunst ist sie oberflächlich, hohl, vorübergehend, Täuschung. Hat ihren Sinn verfehlt.

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