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7. August 2020

Man muss oft “kaltblütig” üben. (AHS)

Ich freue mich, Gottesdienst und Hochzeit in Merseburg zu spielen und dort zu üben. Es ist eine der schönsten Orgeln der Welt, wie ich gehört habe.

Gestern war ich wieder in Marktheidenfeld an der restaurierten und neu intonierten Elenzorgel in St. Laurentius in der Fußgängerzone mit den drei Zungen – die ganze Kirche wurde für 700.000 € neu restauriert, alles glänzt weiß und sauber und festlich. Es ist eine süße kleine Stadt.

Es ist erstaunlich, wie kreativ man an der Orgel sein kann. Es ist tatsächlich auch sehr schön, die Passacaglia von Bach mit fast jeder Variation anders zu registrieren bzw. viele Manualwechsel durchzuführen, wenn man möchte – wenn man einen sensiblen Umgang und Wissen mit Registern hat. Alles hat seine Berechtigung, wenn man es sehr gut macht. Ich sehe nicht ein, irgendeine Version zu verteufeln oder abzulehnen. Das hätte Bach selbst nie getan. Wenn man alles in einer Farbe spielt, muss dementsprechend sehr gut interessant und neu gespielt werden. Das sollte man auch, wenn man Farben wechselt. Wie sagte Herr Kaunzinger zu mir: Man braucht schon manchmal “Organistenohren”, um gewisse Versionen zu ertragen. Das kann schon stimmen, aber ich habe keine typischen Organistenohren, wofür ich dankbar bin, und ich sehe, dass man in vielen kreativen, verschiedenen Weisen ein Stück hervorragend interpretieren kann. Genauso auch Piece d’ Orgue – auch hier gibt es viele Möglichkeiten, und alle sind sehr gut, wenn man es überzeugend interpretiert. Ist es nicht erstaunlich, wie sich da gegenseitig zerrupft wird, wenn es doch durchaus möglich ist, es auch anders zu machen?

Wie kann man immer nur eine einzige Version spielen? Da muss man schon sehr überzeugt sein, dass diese die einzig richtige ist. Da ist man dann ja mehr überzeugt von sich selbst als Bach von sich war.

Es ist so hilfreich, als Organistin mit vielen, verschiedenen Organisten zusammen zu arbeiten. Ich bin sehr dankbar für alle, die mir helfen. So geht es schneller voran. Sehr dankbar bin ich für Hans-Ola, aber auch für Herrn Kaunzinger, für Jan, für Hans-Jürgen, für Alexander, überall lerne ich eine neue, individuelle, besondere Herangehensweise an die Orgel, an die Werke. Es widerspricht sich oft, aber im Großen und Ganzen dann doch nicht. Ich finde immer die Brücke in mir, denn ich bin wie ein Schwamm. Im Wasser wachsen alle meine Bäume. Letztendlich bin ich die Künstlerin, die entscheiden und verantworten muss. Ich umarme alles. So wie alle Orgeln.

Konzert nächste Woche, auch Link dazu: Konzert Bachverein Erlangen

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