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8. Juli 2020

Schönheit ist eines der Wunder, die unsere Zweifel an Gott verstummen lassen. (Jean Anouilh)

Ich liebe die Mikro-Wechsel im Anschlag und im Absprechen des Tones an der Orgel, die Schwerpunkte durch aktives und nicht-aktives Spiel (falls es nicht-aktives Spiel überhaupt gibt). Und dass sich Triller entwickeln. Am Flügel klingt ja meist nie ein Ton wie der andere, denn die Dynamik löst dies “von allein.” Jedoch an der Orgel muss man aktiv dafür sorgen, dass keine Achtel wie die andere klingt, dass stets Schwerpunkte gesetzt sind, gezielt, nicht nach Belieben, pointiert, ohne Beulen. Am Flügel ist vieles instinktiv nach Klang gelöst, aber an der Orgel geht es nicht nur mit Eingebung, sondern definiert, kontrolliert. Was am Klavier “von allein” gut klingt, kann an der Orgel erschreckend doof klingen, auch wenn man es noch so gut meint. An der Orgel klingt pianistische Dichte oft unartikuliert – diese verschiedenen Klangsprachen muss man für sich also genau trennen können.

Das Absprechen des Tones singt.

Wortgrenze durchbrochen.

Heute fahre ich nun nach Mönchengladbach und bin schon gespannt auf die Orgel und den Flügel. Heute Abend Konzert.

Erstaunlich ist, mit einem Taktstock eine Beziehung zu haben, also den eigenen Pulsschlag im Taktstock zu spüren: Mir gefällt Griegs Ases Tod (allerdings nicht, wenn es zu langsam gespielt wird). Es macht großen Spaß, Dynamik zu dirigieren, besonders ein langsames Crescendo auf der Vier hin zu einer späten Eins. Beim Dirigieren muss man also früh spät sein. Das Schwungvolle in Vier, das immer vorausschauen und führen, den Taktstock hinter den Kopf im Fortissimo, und oben das Untere überlegen und unten das Obere überlegen – das ist schön… die eigene Interpretation finden, auch wenn man gar nicht spielt. Je langsamer das Stück, desto kleiner die Bewegungen. Je langsamer, desto schwerer.

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