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4. Juli 2020

Ich meine, ganz unrecht hat ein Publikum ja nie. (Hugo von Hofmannsthal)

Was auch immer das heißen mag. 🙂

Schweden ist so speziell schön. Ich mag, dass überall  Volvos herumfahren. Dass es Regen und Sonne gleichzeitig gibt. Ohne Regenbogen: Man liegt im Gras und schläft, und man ist heiß im Gesicht von der Sonne und spürt gleichzeitig Regentropfen auf Mund und Augenlidern, weil links schwarze Wolken ziehen Dass man unter Stromzäune kriecht (und dabei nass und schlammig wird), um Pferde mit Äpfel zu füttern. Ich mag den Klang der Sprache, die plötzlichen Gewitter, die Dauerrufe der Krähen, die vielen Blumenbeete vor roten Häusern. Ich mag, dass man hier andauernd Kekse und Knäckebrot isst und Joghurt aus Milchtüten trinkt und dass Beerdigungen hier wie Feste oder Hochzeiten mit Blumen festlich gefeiert werden.

Mein Konzert war sehr schön an der neobarocken, zweimanualigen Magnusson-Orgel (mit Schweller) in Starrkärr bei Göteborg und auch am braunen Bechstein-Flügel vorn. Die weiße Kirche ist für Schweden recht groß, die Akustik eher trocken. Viele kleinere Kirchen der Gegend Västergötland haben eine elektrische Ahlborn-Orgel, die – es tut mir leid – in meinen Ohren fürchterlich klingt. Vielleicht waren sie kaputt.

Die Schweden sind zwar als Publikum eher reserviert, sie staunen still, umso herzlicher und lobender hinterher.

Ich mag, beim Baden die Fenster offen zu haben und Schafe und Gänse zu hören. Dass überall nachts Lichter in den Fenster leuchten und es nirgends wirklich duster ist. Ich mag, dass selbst die kleinen Babyziegen ein Holzhäuschen haben. Dass die große, alte Kuh böse muht, wenn ich mich der Herde zu lange nähere. Dass Hahn und Henne hier unglaublich rassig aussehen und fröhlich über den Hof düsen. Die vielen glücklichen Pferde. Und dass es Köttbullar in jedem Supermarkt als Fertiggericht gibt.

Ich mag an Schweden, dass Milch so frisch ist, dass sie, wenn sie nur ein paar Stunden nicht im Kühlschrank steht, schlecht wird. Und die Berge von Käse. Mancher Käse im Supermarkt ist wirklich ein Turm. Ein Gouda-Turm. Und dass in jedem Zimmer eine Killermaschine steht. Glücklicherweise nicht dort, wo ich schlafe. Was ist eine Killermaschine? Ein Fliegen- und Mückentöter. Sie hat zwei helle Röhren, an denen Fliegen gebraten werden. Das ist schon erschreckend, vor allem, weil es stinkt und jedes Mal ganz schlimm knistert.

Eine Antwort auf “4. Juli 2020”

  1. Klaus Schlepphorst

    So, jetzt möchte ich umso mehr auch mal nach Schweden! Hab das schon länger vor.

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