Musikgedichte. Bachgedichte
Lyrik opus
Alle Lyrik ist gewidmet dem, in dem wir leben und sind.
Die Wellen von Baumkronen, See.
Plural von Lichtung muss Lichte sein.
Flügelworte: Auf Tuchfühlung mit Klanggedanken
Runde Welt ist müde
und kein Ende des Todes
Eine Wunde noch kopflos
VollvirusDoch du bist Himmel
Ann-Helena Schlüter 2021
Ihre Gedichte und Poesie entstehen auf Konzertreisen und sind musikalische Brückenbauer. Ihre Poesie erweitert die Sinne, alle Empfindungen und den Spiegel der Seele. Ihre Lyrik ist Rhythmus, ohne Lärm, ohne Verschwendung; ist Kadenz. Ihre Kunst der Sprache ist wie Bachs Kunst der Fuge Handwerk, Entdeckung, Klangwert und Vokabular.
“Meine Lyrik schreibe ich in Zusammenhang mit Musik, im Kopf, am Flügel, im Zug oder an der Orgel. In meinen Gedichten geht es um das Leben, Liebe, Gott, Sehnsucht, Gesellschaft und Politik. Meist vergleiche ich in meinen Texten das Leben aus der Perspektive des Instruments oder des Tons, der Melodie oder der Musik, als Sinnbild für das Leben. Lyrik ist für mich wie eine sprechende, rufende Person.” (Ann-Helena in: Der Sonntag , Sachsen)
“Meine Gedichte, Texte, Lieder, Liedtexte und Kompositionen sind voneinander getrennt und doch eins, eine Einheit.
Auf meinen Konzerten spiele meine eigenen Werke und lese aus meinen Romane und meiner Lyrik. Da ich meine Konzertprogramme mit meinen Liedern und Kompositionen zur klassischen Musik hinzu mische, kommen auch junge Leute zu meinen Konzerten – die meist erstaunt sind, wie wunderschön auch gerade Bach und Chopin klingen, was sie vorher nie gedacht hätten.
Ich liebe es, die Musikstile zu verbinden, damit auch junge Leute klassische Musik und Literatur kennen- und schätzen lernen.
Fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch spreche ich und schreibe in allen drei Sprachen meine Lieder und Texte, wobei Melodie und Text meist in einem aus mir heraus drängen.”
“Mit demselben Zeichen ein Herz setzen, keine Launenden mehr sein.
aus: Keine Wolke fällt tiefer als blau, opus 3
Der Nachtschwan so anders als der weiße am Tag.”
Einheit in Dreiklang.
Lyrik, Musik, Kunst
Weilenklang
Ein Weilenklang schön,
dauernd;
ein Wellenklang auch:
rückkehrend aus Trümmern;
Aufstöhnen gehört von Blinden, von Tauben, Weiterklang.
Zukunft
Kirchturm und Himmel
Lauter Alltag gegangen
Der heute alles nicht mehr ist
Singt Meise Spatz Adler
Was er mal war
Singt Glocke
Singt leise

Sehnsucht
Kopf rangiert
Züge im Kopfbahnhof
Ein- und Ausstellung
Der eine wichtige steht nicht dort
Wo
Einen sanften Durchschnitt habe ich nicht
Haar nach unten fällt
Gedankenfahrt
Nach oben weil Dutt dort der blonde Punkt
Duett



Konzert
Das laut knisternde Hustenbonbon
Satter Laien macht das Rondo
hungrig



“Wie selten und schön, dass Kunst so ganzheitlich gelebt ist wie bei Ann-Helena Schlüter – zwischen Flügel, Feder und Lyrik, zwischen Konzertieren und Verkündigen, wobei das zwischen bei ihr gerade kein Zwischen, sondern ein Zusammenführen ist.”
Prof. Dr. Peter Lampe, Universität Heidelberg
Music is dreaming
Psalmen spielen
Herbst
Ein Stern liegt in der Luft.
Gott die große Kreative
in seiner Verblühtheit noch schön,
die fliegende Grobwurzel,
alles, was Kunst braucht.
Quelle wird Saat.
Dreifaltig Fermate.
Melodie
Einer Nebelkerze gleich ist die Fortspinnung der Melodie,
die ins Herz gewachsen,
in Wellen den Orgelpunkt
anzuspülen, die kleinste Frage von ihr erreicht.
Die Hände das Ufer
und fangen Heimat ein,
jede Zeit aufs Neue,
Notenflut.
Nachts singt es Lärm
und plötzlich still.
Eine lange Frage
in der Morgenfrühe.
Alltag steht und wartet,
ist kein gewöhnlicher,
gibt Wesen.
Die Hoffnung trägt einen Rock,
fliegt nie davon.
Bachfuge
In rissige Erde, das Wasser lang verwehrt, fällt eine goldene Zunge Klang.
Tief umgeleckt von feuchtem Ton, was brennst du, nasse Terz?
Schwarz vor Pupille
das Helle im Horizont
schürt Feuer in der Wolke und
wird Tag triolisch
ein flimmriges Wiederkehren in der Luft.
Musik II
Manchmal komme ich mir vor wie in einer Kiste Lärm.
Und der Mond mit Adern.
Sprechen wie zarte Schüsse durch die winzige Faust am Flügel,
verströmt durch Finger in Brust und Bauch.
Der Flügel
Der Flügelschatten kratzt
auf dem Boden
weiße Pirouetten
Lackballerina und steht wieder auf Spitze auf den Rollen.
Wie auf Beutejagd, wenn ich Bach spiele.
Sammle Noten wie Frösche.
Schmetterlingsfängerin.
Schätze! Fingersätze!
Küsse ich die Notenfrösche,
wird mehr als einer ein Prinz.
aus: Flügel auf Reisen, Fontis Verlag