
Wender Bach Schuke Orgel Mühlhausen Divi Blasii Kirche, Thüringen
ev. Bachkirche Divi Blasii, Thüringen
Orgelbauer:
Wender - Schuke
Baujahr:
1560 / 1691 / 1708 / 1959
Datum des Erstbesuchs:
2020
Disposition und Spielhilfen
Wender Schuke Orgel Mühlhausen Divi Blasii Kirche, gotische Kirche
Auf der westseitigen Empore befindet sich die ursprünglich 1959 sowie nach Generalüberholung im September 2008 erneut eingeweihte Orgel.
In dieser dreischiffigen gotischen Hallenkirche war Bach eine kurze Zeit Stadtorganist, knapp 365 Tage. 1708 wollte JS die Disposition tiefgreifend erweitern mit neuen Registern für größere Gravität. Er wollte einen 32-Fuß und ein Glockenspiel. Die Ratsherren erlaubten es ihm. In Mühlhausen ging es Bach ein ganzes Jahr sehr gut. Die Mühlhäuser waren echte Fans von Bach, auch, als er dann nach Weimar ging. Leider ist seine zweite Ratswahl-Kantate verschollen bis heute.
Mit Wender zusammen hatte Bach 1708 die neue Wender Orgel verbessert. Zuvor gab es hier eine Pape-Orgel 1563.
1823 gab es eine neue Schulze Orgel. Alexander Schuke brachte die alte Wender Bach Orgel zurück, erweitert auf III/43, Wender Bach zuvor war III/38.
Albert Schweitzer, Organist und Bach-Kenner, wirkte an ihrer Planung mit; als Grundlage diente dabei eine von Johann Sebastian Bach speziell für diese Kirche entworfene Disposition. J.S. Bach ließ die Disposition der damaligen Orgel nach seinen Vorstellungen ändern.
Sie gehört damit zu den wenigen Orgeln weltweit, die nach einer von Bach angefertigten Disposition erbaut wurden. Sie besitzt drei Manuale und 42 Register.
Dem zugrunde liegenden Entwurf Bachs wurden Register hinzugefügt, damit auch modernere Orgelliteratur mit ihren Klangfarben authentisch zu spielen ist.

I Hauptwerk C–d3 |
||
1. | Quintadena | 16′ |
2. | Principal | 8′ |
3. | Rohrflöte | 8′ |
4. | Viola di Gamba | 8′ |
5. | Oktave | 4′ |
6. | Gedackt | 4′ |
7. | Nassat | 2 2⁄3′ |
8. | Oktave | 2′ |
9. | Mixtur IV | |
10. | Cymbel II | |
11. | Sesquialtera II | 2 2⁄3′ |
12. | Fagott | 16′ |
13. | Trompete | 8′ |
II Rückpositiv C–d3 |
||
14. | Gedackt | 8′ |
15. | Quintadena | 8′ |
16. | Principal | 4′ |
17. | Salicional | 4′ |
18. | Oktave | 2′ |
19. | Spitzflöte | 2′ |
20. | Quintflöte | 1 1⁄3′ |
21. | Cymbel III | |
22. | Sesquialtera II | 2 2⁄3′ |
23. | Dulcian | 8′ |
Tremulant |
III Brustwerk C–d3 |
||
24. | Stillgedackt | 8′ |
25. | Flöte | 4′ |
26. | Principal | 2′ |
27. | Terz | 1 3⁄5′ |
28. | Quinte | 1 1⁄3′ |
29. | Mixtur III | |
30. | Schalmei | 8′ |
Tremulant |
Pedalwerk C–f1 |
||
31. | Untersatz | 32′ |
32. | Principal | 16′ |
33. | Subbaß | 16′ |
34. | Oktave | 8′ |
35. | Gedacktbaß | 8′ |
36. | Oktave | 4′ |
37. | Nachthorn | 2′ |
38. | Rohrflötenbaß | 1′ |
39. | Mixtur IV | |
40. | Posaune | 16′ |
41. | Trompete | 8′ |
42. | Cornettbaß | 2′ |
Koppeln
- II/I, III/I, I/P, II/P
- Cymbelstern
J.S. Bach war 1707/08 Organist an der Divi-Blasii-Kirche. Am Tag des hl. Blasius, dem 3. Februar, fand die Ratswahl statt. Am Folgetag wurde in einem Festgottesdienst der Segen für den neuen Rat erbeten.
Bachs Kantate „Gott ist mein König“ wurde am 4. Februar 1708 in Divi Blasii uraufgeführt. Das von dem Bildhauer Klaus Friedrich Messerschmidt geschaffene, 2009 enthüllte Bach-Denkmal neben seiner Wirkungsstätte Divi Blasii zeigt den jungen Bach stehend neben einem Denkmalsockel.
Klang und Akustik
Wender Schuke Orgel Mühlhausen: Wunderschöner Klang, brillant, hell
Am Mittwoch habe ich die Wender-Schuke-Orgel in der ev. Davi Blasii-Kirche (Bachkirche) Mühlhausen gespielt, die schön und friedlich in der Sonne lag, man sitzt dort als Organistin direkt unter dem Rückpositiv.
Persönliche Note
Ich liebte die Kirche, die bis zum Schluss (Corona-März 2020) Andachten und Gebetstreffen hielt.
Es war sehr schön, an der wunderschönen Wender-Schuke-Orgel in Mühlhausen zu spielen (historisches Gehäuse).
Für mich ist dies heiliges Gemäuer, fast ein wenig wie in Israel zu sein, wo ich schon zweimal war, obwohl der Vergleich natürlich hinkt. Aber immerhin war hier der, der in meinen Augen die schönste Musik der Welt geschrieben hat. Und er hatte es nicht leicht hier. Bach.
Der Altar und der Taufstein sind noch original aus Bachs Zeit. Die Orgel samt Prospekt wurde von Schuke nach Plänen Schweitzers rekonstruiert.
Einer der Kantoren hat dort eine schöne selbstgebastelte Wärmewand aufgestellt, und eine Orgel aus Strohhalmen lächelt vom Schrank herunter, sehr kreativ. Da es warm war, brauchten wir diese Schutzschleuse nicht.
Die Menschen feiern dort Andacht, was ich sehr gut finde, sie lassen sich nicht von heidnischen Verboten abhalten, während überall anders säkulare Privatparties gefeiert werden und Ostern näher rückt.
Ich habe gespürt, dass Gott daran Wohlgefallen hat, wenn eine kleine Schar, ca. zehn Menschen zusammenkommen und beten.
Denn: Es liegt letztendlich in seiner Hand, was passiert. Ich habe ein Passionslied mit ihnen gespielt und hatte Gänsehaut. Und Bach natürlich. Das Pedal ist anfangs nicht ganz leicht an dieser Orgel, aber nach einer Weile zieht sie einen hinein in den Klang, und alles gewinnt an automatischer Gravität.
Ich habe sehr genossen, an ihr zu spielen, und am Schluss war die Orgel “leicht”, so soll es sein. Gravität und Leichtigkeit, Klang, Fülle und zarte Verspieltheit. Ich liebe es, wenn ich spüre, dass auch meine Füße virtuos werden.
Die Divi-Blasii-Kirche lag majestätisch in der Sonne auf dem Bach-Platz. Die Tür zum Orgelaufgang zu öffnen und zu schließen brachte mehr Übung als das Orgelspielen an sich.
Geschichte und Aufbau der Orgel und der Kirche auch durch die Aufnahmen und schönen Fotos spannend und lehrreich erzählt. Gefällt mir.