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Walcker Orgel ev. Kirche Hoffenheim bei Heidelberg

ev. Pfarrkirche (1842), Sinsheim-Kraichgau

Orgelbauer:

E.F. Walcker, Ludwigsburg

Baujahr:

1846, opus 62 / 2012

Datum des Erstbesuchs:

2019 und 2024

Disposition und Spielhilfen

Historische, einmalige, frühromantische E. F. Walcker Orgel Hoffenheim bei Sinsheim, Kraichgau, 2 M, 26 R, Kegelladen-Orgel, original erhalten, sehr gerades Pedal, Löffelschweller

 

Eberhard Friedrich Walcker (1794-1872), der Geniale. Frühromantik, II/26. Kegelladen-Orgel in Sinsheim/Hoffenheim in Baden-Württemberg (Rhein-Neckar). E. F. Walcker baute mehr als 270 Orgeln! 1830 begann seine Erfolgsgeschichte. Leider sind die meisten seiner Orgeln zerstört worden. 1974 hatte Steinmeyer die Orgel restauriert, jedoch seit 1995 ist sie in Händen von Orgelbau Lenter.
Gerhard & Markus Lenter (Sachsenheim) hat die Orgel 2012 wunderbar restauriert und gereinigt. Mal war die Orgel braun, dann weiß bemalt, jetzt wieder braun.
Sie ist klein und schlicht, aber oho! Sie hat einen sehr eigenen Charakter, ist pianistisch, dynamisch und tänzerisch. Sie steht in einer hellen, beinahe kargen Kirche, in der die Orgel Teil der Architektur ist. Man sieht rechts oben die Tretanlage, während die Balgkammer im Dachboden ist.
Sie ist dennoch nicht leicht zu spielen, da sie in gewisser Weise eng und etwas sperrig ist, besonders bei virtuosen Werken, aber herrliche Farben! Zudem ist der Pedalumfang begrenzt. Trotz nur 2 Manualen, mit Power und Charme überzeugt sie in der schönen, sprechenden Akustik. Man sitzt an ihr mit dem Gesicht nach vorn zum Altar. Sie ist zwar eine Art Dorforgel, aber eine der wertvollsten Orgeln überhaupt! ❤️

II Hinterwerk C-f3

13. Principal 8′
14. Holzharmonika 8′
15. Gedekt 8′
16. Dolce 8′
17. Spitzfloete 4′
18. Flúte d’amour 4′
19. Nasard223
20. Flautino 2′
21. Physharmonika 8′

I Hauptwerk C-f3

1. Salicional 16′
2. Principal 8′
3. Viola di Gamba 8′
4. Gedekt 8′
5. Flöte 8′
6. Quint 513
7. Octav 4′
8. Rohrfloete 4′
9. Traversfloete 4′
10. Octav 2′
11. Mixtur IV 223
12. Trompete 8′

Pedal C-c1

22. Subbass 16′
23. Violonbass 16′
24. Octavbass 8′
25. Violoncellbass 8′
26. Floetenbass 4′
27. Posaune 16′

Reinigung

Restaurierung durch Orgelbau Lenter, Sachsenheim 2012

Klang und Akustik

Am hübschesten finde ich den seitlichen Schweller-Löffeltritt. Wunderbare Zungen, frühromantischer Klang, Streicher und Physharmonika. Schwer und in gewisser Weise unbequem zu spielen. Aber selbst Liszt B-A-C-H geht hier. Exotische Klänge wie Dolce und Holzharmonika (Streicher) im Hinterwerk 2. Manual sind eng menstruierte Pianissimo-Klänge zum Abmischen und als Solostimmen. Das Harmonium-Register Physharmonika (Zunge) im 2. Manual klingt brillant, absolut authentisch, säuselnd und / oder morbid. Sie sitzt im unteren Teil der Orgel. Diese Klänge werden heute  in moderne Groß-Orgeln hinein kopiert.

Denkmal und Klangschatz. Genial ist auch die rauchige Traversflöte 4 unten. Die Koppeln (Copula) funktionieren sehr gut und die 4-Füße (sogar im Pedal!) klingen warm. Samtig nachklingende Sprech-Akustik. Unten steht auch ein Flügel, von Scharf & Hauk.

Persönliche Note

Eine meiner Lieblings-Orgeln. Ich liebe diese Orgel. E F Walcker war genial! Der Orgelbau hatte sich wegen Tod seiner Frau 1843 verzögert. Love. ❤️

Es war wunderschön, hier zu konzertieren. Mit dem Calcanten geht die Orgel an. Die Register werden eingehakt. 2019 war ich hier mit Christoph Bossert in der Orgelklasse in meinem Master Orgel-Studium (1,0). Nun 2024 allein zum Solokonzert, sehr gut besucht.

Habe selbst registriert und geblättert und auch meine eigene Komposition gespielt. Am Schluss spielte ich am Flügel die Zugabe: Bach Aria BWV 988. Presse war da, ich habe Schokolade bekommen.


12 Antworten auf “Walcker Orgel ev. Kirche Hoffenheim bei Heidelberg”

  1. Werner Mueller

    Ich bin neu hier und bewundere die fantastischen Informationen verschiedenen Orgeln, was sehr lehrreich ist. Vielen Dank AS für deien Bemühung uns das zu vermitteln.

  2. Diese Orgel gefällt mir auch. Allerdings geht prinzipiell die Traktur bei Spieltischen, die gedreht sind generell etwas schwerer. In Frankreich ist das sehr häufig. Bei Rückpositiven ist das ähnlich. Es ist Johann Kuhnau zu verdanken, dass Gottfried Silbermann in Sachsen kein einziges Rückpositiv gebaut hat. Das musste er in Freiberg oben drauf setzen aber es funktioniert einwandfrei! Kuhnau wollte den Platz auf der Empore nicht versperren wegen den anderen Musikern und Sängern.

  3. Andreas Friedrich

    Super gestaltete Info – sehr interessant Orgel. Hoffenheim hast du ja schon viel vorgeschwärmt.

  4. Volker Hege

    inhaltlich angereichert durch die dazu passenden Bilder – eine gelungene Information über dieses Orgel-Kleinod

  5. Alexander Abs

    Eine überlegt konzipierte und wirklich überzeugend klingende Orgel, die aus 26 Registern soviel herauszuholen vermag wie andere Instrumente aus ihren 40 oder 50 Registern… am Klang ist sicherlich nichts auszusetzen, im Gegenteil. Besonders interessant sicherlich auch die Physharmonika im zweiten Manual!

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