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Vier Orgel Lutherstadt Torgau Schloss Hartenfels

Schlosskapelle Hartenfels Torgau

Orgelbauer:

Orgelbau Peter/Martin Vier (Friesenheim)

Baujahr:

1994

Datum des Erstbesuchs:

5.3.22

Disposition und Spielhilfen

Vier Orgel Lutherstadt Torgau Schloss Hartenfels

Torgau: erste deutsche Messe (Johann Walter), erste deutsche Oper (Heinrich Schütz), erste protestantische Kirche (Luther).

Auf dem Felsen  über der Elbe liegt das Symbol der Reformation: Schloss Hartenfels! Entstehender Protestantismus.

Wunderschöne Schlosskapelle bzw. Schlosskirche voll Bildkünste, Azurit, Gold und Bildern von Cranach.

Die Orgel aus massiver Fichte nun wurde 1994 von dem Orgelbauer Martin Vier erbaut.

Das Schleifladen-Instrument ist im Renaissance-Stil mitteltönig gestimmt, 25 Register,  darunter 4 Register auf Wechselschleifen und zwei Vorabzüge auf drei Manualen/Pedal.

Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch. Die weiße Fassung mit Grün- und Blautönen aus Malachit und Azurit ist von Mechthild Noll-Minor angefertigt.

Mitteltönige neue Peter/Martin Vier 4 Orgel Baujahr 1994, Schlosskapelle Torgau, Schloss Hartenfels, Ann-Helena Schlüter, Soli Deo Gloria, Video: Andreas Grau.

In Erinnerung an meinen Papa Karl-Heinz Schlüter, am 5.3.20 in Torgau geboren. Danke an Familie Noll.

Shalom! Besonders schön: Hohlflöte 4, Krummhörner. Erste reformatorische Kirche Deutschlands, von Martin Luther 1544 eingeweiht, drei Jahre vor seinem Tod.

Der erste reformatorische Neubau, diese Kirche ist nie katholisch gewesen. Original Kanzel, auf der Martin Luther (1493-1546) am 5.10. 1544 stand. Johann Walter (1496-1570) war Kantor und Komponist in Torgau.

Er hatte in Leipzig studiert und kam dann nach Torgau. Man kennt ihn viel zu wenig, dabei hat er Außergewöhnliches geleistet:

Er gründete zusammen mit Martin Luther die Reform der deutschen Messe. Er gilt als Urkantor, Kantor der Reformation, als Begründer der evangelischen Vokalmusik.

Er hatte das evangelische Kantoreiwesen, das bis heute in den Kirchen weiterlebt, gegründet.

Die wunderschöne, saalbauartige Schlosskirche ist der erste evangelische Kirchenbau in Deutschland, schlicht, edel, feierlich, 1544 eingeweiht von Martin Luther kurz vor seinem Tod.

Johann Walter, der Kantor der Reformation, komponierte zur Weihe eine siebenstimmige Motette. Da der Schlosshof so groß ist, fällt die Kirche kaum auf, sie liegt links an der Seite, mit einem schönen Portal.

Die Kirche hat wunderschöne Gemälde von Lucas Cranach d.Ä., und der berühmte Kanzelkorb.

Wunderschöne helle Kirche. Luther war ca. 60-100 x in Torgau.

Gottfried Fritzsche stellte mit Heinrich Schütz 1631 die erste Orgel für die Schlosskapelle fertig.

“Torgaus Bauten übertreffen in ihrer Schönheit alle aus der Antike.” (Martin Luther) Achja, der Junker Jörg, in Eisleben geboren.

Torgau war für Katharina von Bora ihre erste und letzte Station ihres (bürgerlichen) Lebens.

Hauptwerk II CDE-e3

1 Grobgedackt 16‘

2 Principal 8‘

3 Onda maris 8‘

4 Quintadeena 8‘

5 Octava 4‘

6 Nachthorn 4‘

Octave 2‘

7 Mixtur   IV

8 Fagott 16‘

9 Trommeten 8‘

Brustwerk III CDE-e3

18 Singend Regal 8‘

19 Hohlflöiten 4‘

Kanaltremulant

Rückpositiv I CDE-e3

10 Gedacktes 8‘

11 Principal 4‘

12 Rohrflöit 4‘

13 Nassat 2  2 / 3‘

14 Sedecima 2‘

15 Terz 1  3 / 5‘

Octave 1‘

16 Zimbeln  III 1‘

17 Krumbhörner 8‘

Pedal CDE-d1

20 Gedackter Unterbaß 16‘

21 Octavbaß8‘

22 Fagott 16‘

23 Trommeten 8‘

24 Nachthorn 4‘

25 Singend Cornett 2‘ 

Koppeln

Manualschiebekoppel II/I

Pedalkoppeln I/P , II/P

Klang und Akustik

Schuster Orgel St. Marien Torgau/Elbe: Sehr schöner Klang, mitteltönig, wunderschöne Krummhörner, Zimbelstern, Hohlflöte 4, Tremulant, Glocken.

Sehr schöne Vier Orgel auch in Tübingen und in St. Wendel.

Persönliche Note

Schloss Hartenfels und die Schlosskirche in Torgau sind ein Denkmal der Reformation.

Früher waren sie ein politisches kurfürstliches Zentrum mit wechselvoller Geschichte. Winterkirche.

Die Renaissancestadt Torgau an der Elbe liegt auf der Bahnstrecke Halle-Cottbus, mit der S-Bahn ca. eine Stunde von Leipzig entfernt.

Wir sind mit dem Auto gefahren, im wunderschönen Wetter, über Land.

Man fährt an der Leipziger Messe vorbei und dann über sehr viele Dörfer und Felder und Alleen um Eilenburg, die fast alle mit …witz oder …nitz zu enden schienen, Jesewitz, Pehritzsch, Schkeuditz…

Das sind alles unglaubliche Namen, die man sonst nirgendwo so angehäuft lesen kann. Torgau (Markt) klingt hier schon fast… normal. Es dauert recht lange, bis Torgau auf den Schildern auftaucht.

Zudem gab es auch noch eine Umleitung (wie fast immer, wenn ich irgendwo unterwegs bin, dann taucht garantiert ein gelbes U auf).

Wir hatten sehr schönes Wetter, als wir schließlich und finally in Torgau ankamen. Die prunkvollen Straßen mit den schönen alten Häusern gefielen mir sofort.

Wertvolle Renaissance-Gebäude. Die Kürfürstliche Kanzlei. Priesterhaus. Die historische Superintendentur. Gelehrtenschule. Häuser mit Wappen. 500 Baudenkmale aus Spätgotik und Renaissance.

Die schöne Spitalstraße, die Bäckerstraße, die Fischerstraße zum Markt, die wunderschöne Pfarrstraße und die schöne Straße Wintergrüne mit den gelben Häusern –

der Marktplatz mit der Mohren-Apotheke und dem Brunnen und mit dem neuen Rathaus, ein wunderschöner Runderker an der Seite (Anna von Dänemark), die Reste der Nikolaikirche (es wird über Sanierung nachgedacht).

Hier wurde in deutscher Sprache gepredigt, Justus Jonas predigte hier, ein Zeugnis der Reformation. Könnt ihr euch vorstellen, dass vor der Reformation so gepredigt wurde, dass kein Mensch irgendetwas verstand?

Wo doch die Predigt so wichtig ist? Kein Wunder, dass man den armen Bürgern teuren Ablass andrehen konnte, denn das Evangelium wurde nicht gepredigt, jedenfalls nicht verständlich (und wahrscheinlich sowieso überhaupt nicht).

Man kann sich richtig vorstellen, wie hier Kutschen fuhren, wie Kinder auf den Straßen spielten. Berühmt war auch die Torgauer Tuchmanufaktur.

Als mein Papa hier Kind war, war das noch in der Weimarer Republik (bis 1933). Noch lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Es gab kaum Autos, kein Internet, keine S-Bahn.

Die Eltern meines Papas hatten ein Lebensmittel-Geschäft. Sie waren nicht in der Musik. Torgau ist eine Musik- eine Sprache- eine Lutherstadt.

Torgau wurde nicht zerstört, da sich hier die Truppen getroffen haben: 1945 fand hier an der Elbe die erste Begegnung der US-Truppen mit denen aus der Sowjetunion (Rote Armee) statt.

Das Ende des Krieges. Man fühlt noch die Geschichte, wenn man hier durch die einsamen Straßen schlendert, die (wegen Corona?) leer sind.

Wir waren im Restaurant “Herr Käthe”, aber ich möchte gern im Sommer wieder hin, wenn man draußen sitzen kann und auch die Katharina-Luther-Stube und die Galerie auf hat ab April.

Es gibt auch eine katholische Kirche. Torgau gilt als “Amme der Reformation”.

Mir gefiel sehr der Bärengraben, die beiden großen süßen, alten, verschlafenen Bären (eigentlich müssten sie im Winterschlaf sein).

So gemütlich faul wie diese sind – das wäre ich gern. Im Himmel?

Das perfekt erhaltene Schloss Hartenfels ist ein Highlight in Torgau, das Schloss zu Torgau; gerade von der Elbe sieht das Schloss wunderschön aus, weiß-rot.

Der Große Wendelstein, die Spiraltreppe, spindellose Treppe, Treppenauge ohne Stützen ist der hohe gelbe, mit Fresken und Reliefs geschmückte Treppenturm des Schlosses, aus Elbsandstein, schneckenförmig, im Schlossinnenhof. Engelstube, Spiegelstube, Tafelstube.

Napoleon war auch in Torgau.

Torgau war für Napoleon interessant wegen seiner strategischen Lage an der Elbe. Auch mein geliebter Heinrich Schütz (sein Wand-Kalender 2022 aus dem Schützhaus in Weißenfels hängt an meiner Wand) war im Schloss zu Torgau.

Er hatte seine Oper Daphne in einem Schloss-Flügel uraufgeführt, es war 1627 die erste deutschsprachige Oper.

Damit ist Torgau für mich eine Stadt der Sprache, die Stadt der deutschen Sprache!

Nicht nur hat dort Martin Luther die erste reformatorische Kirche 1544 eingeweiht, nämlich die Schlosskirche Torgau, in der endlich in deutscher Sprache gepredigt wurde, sondern in Torgau wurde auch deutschsprachige Musik zuallererst uraufgeführt.

Ein Ort, an dem Lucas Cranach, Heinrich Schütz, Johann Walter, Luther wirkten.

Vom Turm des Schlosses Hartenfels (Hausmannsturm) konnten wir die schöne große, ruhige Elbe sehen, geniale Aussicht, wunderschönes Wetter.

Das Lapidarium (Gewölbe unter dem Schloss) hatte noch zu. Wir aßen beim Italiener an der Alltagskirche (früher Kloster) und tranken später Bubble Tea.

Schloss: Schlossbrücke, Glockenturm, Schöner Erker, Bärengraben, Rosengarten, Schlosscafe, DIZ, Wendelstein, Turm, Gemächer…

Die Orgeln vor der Vier-Orgel: Sauer Orgel 1933-1994.

Es gab eine bis 1933, eine kleine. Dann zuvor eine auf der gegenüberliegenden Seite (1894).
1544 sah alles noch andere aus.


Eine Antwort auf “Vier Orgel Lutherstadt Torgau Schloss Hartenfels”

  1. Sehr ausführliche Verknüpfung von Orgelmusik und Geschichte mit gelungenen Bildern und Videos.

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