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Silbermann Orgel Freiberg

Silbermann Orgel Dom St. Marien zu Freiberg, Sachsen, Westempore

ev. Dom St. Marien zu Freiberg

Orgelbauer:

Gottfried Silbermann

Baujahr:

1714

Datum des Erstbesuchs:

2023

Disposition und Spielhilfen

Große Silbermann Orgel Dom Freiberg, Sachsen, Erzgebirge, 3 M, Westempore, 2674 Pfeifen 44 R

Dom mit Tulpenkanzel-Akustik

Der damals völlig neue Klang:

Bekannte Barock-Orgel am Untermarkt, Gottfrieds zweite (!) Orgel von 46 Orgeln, seine erste dreimanualige. Der damals berühmte Kuhnau hat den noch unbekannten Orgelbauer empfohlen. Sie wurde viel größer, als er dachte.

Es gibt zwei Silbermann-Orgeln im Dom und ist damit die einzige Kirche mit zwei Silbermann-Orgeln (unterschiedlicher Stimmung), eine große auf der WE und eine kleine oben links etwas verborgen, da später hierher transferiert. Die Kleine von 1718 hat ein Manual, 700 Pfeifen und 14 Register. Sie stand zuvor in kath. St. Johannis in Freiberg.

Freiberg besitzt noch zwei weitere Silbermann-Orgeln (St. Petri und die Jakobikirche), also insgesamt vier, die Stadt mit den meisten Silbermann-Orgeln. Die katholische Kirche St. Johannis gab ihre ja allerdings ab. (Was wurde ihr geboten?) Dort steht eine Jehmlich Orgel.

Die größte Silbermann Orgel in Freiberg steht majestätisch auf der Westempore, Prospekt und Königsloge von Elias Lindner (damals Domorganist und Kuhnau-Schüler). Lindner war zudem Architekt: eine ungewöhnliche Verbindung, undenkbar heutzutage! Heute darf man nur eines sein. Aber Lindner damals war Domorganist und hervorragender Architekt!

Ohne Kuhnau hätten wir diese Orgel nicht. Er empfahl Lindner, den noch unerfahrenen Orgelbauer und Schreiner Gottfried, der bei seinem Bruder Andreas im Elsass gelernt hatte, das Projekt zu realisieren. Geburtsstunde einer Orgellandschaft.

Drei Joche, gotisches Kruzifix Apostelzyklus, und an der Decke begegnen sich Prospekt und spätgotische Architektur. Vergoldeter Akanthus mit schönen musizierenden Mädchenengeln küssen den spätgotischen Bau Unser Lieben Frau. Die ganze Domkirche beweist viel Liebe zum Detail und viele Engel.


Brustwerk I CD-c3

1 Gedackt 8‘

2 Prinzipal 4‘

3 Rohrflöt 4‘

4 Nassat 3‘

5 Octava 2‘

6 Tertia 1  3 / 5‘

7 Qvinta 1  1 / 2‘

8 Sufflöt 1‘

9 Mixtur III 

Tremulant


Oberwerk III CD-c3

23 Qvintadehn 16‘

24 Principal 8‘

25 Gedackt 8‘

26 Qvintadehn 8’

27 Octava 4’

28 Spitzflöt 4’

29 Super Octava 2’

30 Flaschflöt 1‘

31 Echo V (ab c1)

32 Mixtur III

33 Zimbeln II

34 Krumbhorn 8’

35 Vox humana 8’

Tremulant

Schwebung


Hauptwerk II CD-c3

10 Bordun 16‘

11 Principal 8‘

12 Viola di Gamba 8‘

13 Rohrflöt 8‘

14 Octava 4‘

15 Qvinta 3‘

16 Super Octava 2‘

17 Tertia 1  3 / 5‘

18 Cornet V (ab c1)

19 Mixtur IV

20 Zimbeln III

21 Trompet 8

22 Clarin 4

Tremulant


Pedal CD-c1

36 Untersatz II 23‘+16‘

37 Principal Bass 16‘

38 Sub Bass 16‘

39 Octav Bass 8‘

40 Octav Bass 4‘

41 Pedal Mixtur VI

42 Posaun Bass 16‘

43 Trompeten Bass 8‘

44 Clarin Bass 4‘


Koppeln

II/II, I/II (Schiebekoppeln)

Spielhilfen

Sperrventile

mechanische Ton- und Registertrakturen


Silbermann Orgel Ev. Dom Freiberg, erbaut durch G. Silbermann 1714, restauriert 1983 durch Fi. Jehmlich. Restaurator: K. Wegscheider

Als ich den Dom zur Führung das erste Mal betrat, musste ich vor Berührung weinen. Die Tulpenkanzel scheint die durchsichtige Akustik widerzuspiegeln, ist einmalig (fast mit dem unchristlichen Begriff „Magie“ zu benennen), und in diesen Raum „zauberte“ Gottfried seine Orgel. Vor allem die AKUSTIK hat mich getroffen.

Klang und Akustik


Schönes RP mit Engeln; auf der Nordseite Pauken schlagender Engelsjüngling. Posaunenbläser unter dem Gewölbe.

Das Besondere sind auch die Grablegungen im Dom. Engel mit realen historischen Instrumenten schweben an der Decke (Albertiner Begräbnisstätte). Die Kombination aus Kunst, Stuck und Gips ist einzigartig.

Künstlerische Epitaphe schmücken die Wände.

Persönliche Note

Torbau, Goldene Pforte, mittelalterliche Kunst. Wunderschöne Hallenkirche.

Annenkapelle

Schöne, warm beheizte Annenkapelle im evangelischen Dom (Umluft für frische Luft). Die neue Winterhalter-Orgel für Unterricht, Proben usw. ist mechanisch. Damit sie für den Raum nicht zu laut ist, wurde sie abgemildert. Das Besondere der Orgel (oder besser, eine technische Spielerei und Raffinesse) sind leuchtende Stäbe wie Batman-Spitzen oben an der Orgel, die automatisch glühen, wenn man den Motor einschaltet.

In der Annen-Kapelle gibt es auch einen weißen Blüthner-Flügel auf Rädern.
Zuvor gab es hier eine Jehmlich Orgel von 1956 opus 714, die nach Hartmannsdorf transferiert wurde.

Der Dom in der Bergstadt Freiberg ist eine Besonderheit mit einer außergewöhnlichen, durchsichtigen Akustik. Die Kapelle befindet sich direkt hinter dem Kreuzgang. Auch dieser Kreuzgang ist einmalig, da er eine Kurve hat. Die meisten Kreuzgänge sind gerade.

Kreuzgang-Knick

Wegen diesem Knick oder Kurve ist das Kreuzrippengewölbe des Ganges nur Schmuck, nicht echt. Der Efeuschmuck steht für Hoffnung. Der Kreuzgang war lange umstritten, auch wegen seiner Verwendung. Er wurde schließlich und wird zur Aufbewahrung von Gräbern und Kunst verwendet. Auch Konzerte und Lesungen finden in ihm statt. Der Kreuzgang beginnt hinter der Goldenen Pforte (1225) und dem “Grünen Friedhof“.

Goldene Pforte (Sandsteinportal)

Spätromanische Kunst, eine Augenweide. Der Schutzbau im Jugendstil ist ebenfalls reich geschmückt: Engel mit Schlüssel, Wächterhunde und Bergbau-Symbole, Fischköpfe und Drachenspucker.

Das Erzgebirge ist wirklich klasse. Ich besuchte den Weihnachtsmarkt mit seinen Schwibbögen, Volkskunst und Holzkunst, die Eisbahn, die Altstadt mit seiner Kunst, das geniale Silbermann-Museum, noch nicht das Steine-Museum voller Kristalle und Mineralien auf riesigen Etagen im Schloss Freudenstein.

Die kleine Silberstadt Freiberg nahe zu Dresden, Chemnitz und dem Erzgebirge ist sehr empfehlenswert. Sie besitzt vier Silbermann-Orgeln, schöne Kirchen, ein Schloss und Museen. Obwohl sie „nur“ ca. 40.000 EW hat, sind ihre Schätze nicht an einem Tag zu erkunden.


2 Antworten auf “Silbermann Orgel Dom St. Marien zu Freiberg, Sachsen, Westempore”

  1. Carsten Stoffel

    Ich muss unbedingt wieder dort hin und mir das anschauen. Ich kann mir gut vorstellen, wie barocke Orgelwerke dort klingen.

  2. Andreas Friedrich

    Mir gefällt die sehr persönliche und detaillierte Beschreibung des Doms zu Freiberg und der darin befindlichen Silbermann Orgel. Ich kann mir das große Vergnügen von Ann-Helena daran zu spielen, gut vorstellen.

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