Schuke Orgel Bad Doberan Münster
ev. Bad Doberaner Münster (13. Jahrhundert), Klosterkirche
Orgelbauer:
Alexander Schuke (Potsdam) opus 491
Baujahr:
1980 / 2009
Datum des Erstbesuchs:
2024
Disposition und Spielhilfen
Wunderschöne mechanische Schuke Orgel Bad Doberan ev. Münster, 3 M, im ehemaligen Zisterzienser-Kloster, an der Nordwand hängend, wie eine große Flügelschwinge, schwarze Tasten, 3220 Pfeifen, Setzeranlage, Walze, voluminöses Pedal, RP, SW, 44 R, Schleifladen, 2009 von Schuke generalüberholt (Spieltisch, Walze…)
Die vermutlich dritte Orgel der Münsterkirche in Mecklenburg, bei Rostock im Ostseeraum. Das große rote Münster ist eine Augenweide und steht „in der Wildnis“ fernab der kleinen Stadt mit ca. 13.000 EW. Als ich die riesige Klosteranlage das erste Mal sah, war ich zu Tränen gerührt.
Die lange Klostermauer ist noch erhalten und auch das Kloster ist weitgehend komplett vorhanden und nicht zerstört oder bombardiert worden, was bedeutet, dass die reiche mittelalterliche Ausstattung original zu sehen ist, was diese Klosterkirche europaweit einzigartig macht.
Die Hochgotische (erinnert an die Backsteingotik aus Lübeck) aus dem späten 13. Jahrhundert besitzt sehr viele Gräber und wird daher auch „Hauptgrablege“ und Wallfahrtskirche genannt. Schon immer war das Kloster (1171 gegründet) auch von großer politischer Bedeutung. Auch die Grabplatte von Gründer Pribislav ist zu sehen.
Besonders berührt haben mich die leuchtenden rot-grünen Farben dieser norddeutschen Backsteingotik außen und innen. Der rotleuchtende Backsteinbau mit grünem Dach und auch die rotgrünen Säulen innen zeigen ein besonderes Rot und ein aussergewöhnlichen Grün, auch im gemalten Efeuschmuck und Blättern. Selbst im Dunkeln leuchten diese Farben.
NormalkoppelnI/II, III/II, I/III II/III I/Ped, II/Ped, III/Ped Setzeranlage Walze |
RP I
Gedackt 8’
Quintadena 8’
Prinzipal 4’
Rohrflöte 4’
Gemshorn 2’
Quinte 1 1/3’
Sesquialtera II
Scharff IV
Krummhorn 8’
Tremulant
HW II
Gedackt 16’
Prinzipal 8’
Rohrflöte 8’
Oktave 4’
Spitzflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Oktave 2’
Mixtur VI
Scharff IV
Trompete 16’
Trompete 8’
SW III
Pommer 16’
Prinzipal 8’
Spillpfeife 8’
Gambe 8’
Oktave 4’
Blockflöte 4’
Nassat 2 2/3’
Hohlflöte 2’
Terz 1 3/5’
Quinte 1 1/3’
Sifflöte 1’
Mixtur V
Dulcian 16’
Oboe 8’
Tremulant
Pedal
Prinzipal 16’
Subbaß 16’
Quinte 10 2/3’
Oktave 8’
Gemshorn 8’
Oktave 4’
Flöte 4’
Mixtur 6fach
Posaune 16’
Trompete 8’
Auf dieser „Universalorgel“ besitzt für jedes Repertoire etwas. Die Glocken sind aus dem 13. und 15. Jahrhundert. Die gotische Ausstattung und das Triumphkreuz beeindrucken .
Der Kathedralbau ist einer der schönsten der Welt. Der weiße Schwan mit Krone erinnert an die Gründung des Klosters. Ich habe noch nie eine Kirche mit Schwan, Hirschgeweih und sogar einem Reiter auf Pferd gesehen. Es ist jedoch schon lange her, dass hier Mönche lebten. Der Aufgang zur Orgel ist eine schmale Wendeltreppe.
Vorne links beim Hochaltar gibt es auch eine kleine Chororgel. Die Münsterorgel steht nicht auf der WE, sondern hängt an der Nordseite. Teile des Kreuzganges sind draußen noch zu sehen.
Das Kloster ist eine zentrale Station im Bereich der südlichen Ostsee.
Klang und Akustik
Außergewöhnlich schöne Sing-Akustik, eine Mönch-Akustik. Sehr schön ist auch die zarte Gambe, ein Original aus der kleineren Vorgänger-Orgel, einer Friese-Orgel (Schwerin) mit 27 R, die 1860 bis 1978 in Gebrauch war, was eine hervorragend lange Zeit darstellt und die Qualität der Friese-Orgel bezeugt. Um 1600 soll es hier auch eine kleine Orgel mit 22 R gegeben haben, eine Valentin-Christian-Orgel. Ob es zu lebendigen Klosterzeiten eine Orgel gab, ist nicht gewiss, könnte aber sein, dass es zumindest eine kleine gab. Denn in Büchern ist von einem „Orgeler“ die Rede.
Wunderschönes Rückpositiv (I)
Persönliche Note
Schön ist auch die Fürstenkapelle im Münster zu Bad Doberan, die Pribislav-Kapelle, die Glasfenster um 1300, der wunderschöne goldene Hochaltar (Flügelaltar) um 1368 mit Marienfigur davor, der Kelchschrank links davon um 1300, beinahe unscheinbar und doch mit das Wertvollste, das alte dunkle Chorgestühl der Mönche um 1310 und 1295, das „Beinhaus“, der Kornspeicher, Standbilder und riesige Grabmonumenten, die hübsche Predella des Kreuzaltars gegenüber des Hochaltars
– und das ganze Gelände. Man hört Hühner und Hähne und alles wirkt friedlich.
Besonders erwähnt sei die kleine Bülow-Kapelle (1368) unter der Orgel. Aus dieser Familie stammt Loriot ab, der hier auch ein paar Mal zu Besuch war.
Die Kunstwerke der Kathedrale gehören zur Weltkultur. Dennoch ist natürlich auch vieles aus der Klosteranlage verloren gegangen. Doch die Basilika blieb bestehen.
Vielen Dank für die umfangreichen Erläuterungen, danke, liebe Ann
Danke, das sieht wunderbar aus!