Sandtner Orgel Basilika St. Ulrich und Afra Augsburg
kath. Basilika St. Ulrich und Afra
Orgelbauer:
Hubert Sandtner (Dillingen) Opus 94
Baujahr:
1608 / 1982
Datum des Erstbesuchs:
Januar 2024
Disposition und Spielhilfen
Afra Orgel / Ulrichsorgel: Sandtner Orgel Basilika St. Ulrich und Afra Augsburg, 4 M, 4775 Pfeifen, 68 klingende Register, mechanisch, mit großem Rückpositiv, Flügelbildern und Schleifladen
Atemberaubendes Gehäuse von Marx Günzer von 1608 hoch oben auf der Orgelempore von 1606. 2011 wurde das Gehäuse saniert, darin ist heute das HW. Zuvor gab es hier eine Orgel von Heinrich Koulen (Oppenau) von 1903 mit 73 Stimmen.
Nun: Barockorientierte Universal-Orgel mit einem der schönsten Pedalklänge, die ich je gehört habe. Die zunächst neobarocke Orgel wurde ab 1998 behutsam erweitert für die Romantik mit Crescendowalze, Setzeranlage und fülligen orchestralen Sound, grundtöniger.
Spielhilfen
Setzeranlage mit 5x12x64 Kombinationen (seit 1998), vierfach programmierbare Crescendowalze (seit 1998).
Wunderschöne spätgotische, monumentale Kirche inmitten der reichen Fuggerstadt und Lutherstadt Augsburg mit zwiebelförmigem Turmhelm, vielen Kapellen, Gruft, 10 Glocken, Grabmälern und einer Kanzel von 1608 besitzt zu Weihnachten über 16 (!) Weihnachtsbäume, allein 6 Bäume im Ostchor bei den 3 Altären von 1604. Nur oben auf der Orgelempore steht kein Baum. Überall leuchtet es in der Wallfahrtskirche, auch mit echten Kerzen, was ich schön finde. Die heilige Afra wird hier verehrt. Ein Gemälde von 1455 zeigt die Ulrichslegende.
Es ist also auch eine Afra-Orgel. Sie steht für die ersten Christen in Augsburg, die Patronin, von vielen vergessen.
Und weit entfernt auch eine Mozart-Orgel. Die Orgel wird von Robert Knöpfler betreut (er hat die Orgelbaufirma vom Restaurator Rudolf Kubak in Augsburg 1996 übernommen). Knöpfler hat bei Rudolf Kuback gelernt, der wiederum bei Steinmeyer studiert hatte und über 100 Neubauten schuf. Knöpfler saniert auch die Orgeln in Augsburg Haunstetten und wird sehr geschätzt.
Koppeln
Normalkoppeln
I/II, III/II, IV/II, CH/II, III/I, IV/I, CH/I, IV/III, CH/III, CH/IV, I/P, II/P, III/P, IV/P, CH/P
Suboktavkoppeln
III/II, III/III,
Superoktavkoppeln
III/II, III/III, III/P
Rückpositiv I
Principal 8′
Rohrgedackt 8′
Quintade 8′
Octave 4′
Spitzflöte 4′
Superoctave 2′
Sesquialter 2f 22/3‘
Larigot 11/3‘
Scharff 4f 1′
Dulcian 16′
Cromorne 8’
Tremulant
HW II
Praestant 16′
Principal 8′
Flûte harmonique 8′ (1)
Copel 8′ (1)
Gamba 8′
Octave 4′
Blockflöte 4′
Terz 31/5‘
Quinte 22/3‘
Octave 2′
Mixtur 5-6f 2’
Cimbel 3f 1/2‘
Cornet 5f 8’ (ab g0)
Trompete 8′
Cimbelstern
SW III
Bordun 16′
Principal 8′
Holzflöte 8′
Salicional 8′
Voix céleste 8′ (ab c0)
Praestant 4′
Flûte octaviante 4′ (1)
Nasard 22/3‘
Octavin 2’ (1)
Terz 13/5‘
Flöte 1′
Mixtur 4-5f 2′
Fagott 16′
Trompete 8′
Oboe 8′
Clairon 4’
Tremulant
Brustwerk schwellbar IV
Holzgedackt 8′
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Octave 2′
Hohlflöte 2′ (1)
None 8/9‘
Tertian 2f 11/3‘
Cimbel 2f 1/2‘
Vox humana 8’
Tremulant
Glockenspiel c0-d3
Chamadenwerk
Chamade 16′
Chamade 8′
Pedal
Kleinpedal
Subbaß 16′
Spielflöte 8′
Nachthorn 4′
Pfeiferl 2′
Baßzink 4f 51/3′
Basson 16′
Schalmey 4′
Tremulant
Großpedal
Principal 32′
Principal 16′
Octave 8′
Octave 4′
Mixtur 5f 22/3′
Bombarde 32′
Posaune 16′
Trompete 8′
In der Kirche gibt es auch ein Positiv rechts vorne mit Pedal auf einer fahrbaren Plattform. In der Schneckenkapelle oben gibt es die sogenannte Marien-Orgel von Orgelbau Hindelang von 1925 aus dem Allgäu, ebenfalls von Knöpfler 2010 saniert und generalüberholt.
Besonders die kleine steile „Mozart-Stiege“ (Steinstiege) ist interessant. Hier soll Mozart 1780 zur Orgel hinaufgegangen sein, der damaligen Fugger-Orgel.
1580 gab es hier die erste Orgel von Amerbach im Auftrag des reichen, katholischen Jakob Fugger, der auch Günzer den Auftrag gab.
Klang und Akustik
Afra ist eine Märtyrerin und Glaubenszeugin. Sie war eine ehemalige Prostituierte, die zum Glauben fand. Dafür wurde sie während der Christenverfolgung 304 n. Christus ermordet. Eine wunderbare Afra-Orgel ❤️
Der imposante Klang ist raumfüllend, charakteristische glanzvolle Zungen und Chamaden, auffällig tragender, kräftiger und warmer Klang des Pedals. Glockenspiel und Zimbelstern.
Die denkmalgeschützte Marienorgel (2 M) habe ich von unten gesehen, die links oben steht und vom Haupttisch aus gespielt werden kann (Fernwerk mit Lichtleiterkabel/Lichtwellenleiter/Glasfaser), sie steht hinter dem Chorbogen.
Die mächtigen Säulen, Krypta, Tafelbilder und das Kreuzrippengewölbe sind imposant.
Persönliche Note
Danke an Peter Bader.
Sie ist eine wunderbare Orgel mit schmalen langen, dunklen Tasten, geschweiftem Pedal und Setzeranlage. Die Flügeltüren auf beiden Seiten zeigen die Himmelfahrt Christi auf der linken Seite und auf der rechten Seite Mariä Himmelfahrt. Ich liebe diese Flügelbilder.
Die Orgel ähnelt damit dem wunderbaren historischen Orgelgehäuse von 1500 (Orgel von Ekkehart Simon 1976) in der ev. Annakirche in Augsburg, deren Orgel sogar über dem Altar steht in der Fuggerkapelle, was optisch eine Renaissance-Weide ist – und Orgeln in Holland.
Wie klang wohl die Koulen-Orgel?
Den Dialekt in Augsburg mag ich gern.
Eine sehr schöne Präsentation.
Danke für die News und tollen Fotos.
Vielen Dank für deine schöne Orgel-Information
Beim Orgel Festival haben wieder nur Männer gespielt.
Geniale Orgel!