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Orgelzentrum Lampl Altes Schloss Valley, Oberbayern

Orgelmuseum und Kulturzentrum Schliersee Oberbayern (bei München)

Orgelbauer:

Sixtus Lampl

Baujahr:

1987

Datum des Erstbesuchs:

Januar 2023

Disposition und Spielhilfen

Orgelzentrum Lampl Altes Schloss Valley bei Holzkirchen über dem Mangfalltal, Zollingerhalle (ehemals Sägewerkshalle)

Im Saal mit genialer samtig-trockener Akustik stehen 7 völlig unterschiedliche Orgeln – Sixtus Lampl hat uns herumgeführt und alles erklärt:

– eine Ernst Röver Orgel von 1896, von Beckerath 1957 leicht verändert, mit dem größten Altarbild im Prospekt (aus Florenz). Maria. Dahinter stehen die Pfeifen. 2 M. Freier Spieltisch rechts. Registerzüge drückt man nach unten, sind klein und delikat, Anschaltknopf rechts oben. Meine 9. Röver-Orgel! Gerade noch an Silvester gespielt!

– eine Eule-Orgel von 1937-1939: Sie gilt als eine der ersten neobarocken Orgel überhaupt. Eine kleine Saalorgel aus der Zeit der Orgelbewegung, als sich auch die Gesellschaft der Orgelfreunde formierte. 2 M, wunderschöne Intarsien, Zunge, stummer Calcant. Anschaltknopf vorne an der Lampe, Registerzüge zieht man heraus, sind klein und zierlich, schwarze Tasten ❤️

– zweitgrößter rote Spieltisch einer historischen Orgel: der alte originale Spieltisch von Steinmeyer 1937 opus 1635 der St. Lorenzkirche in Nürnberg: 5 M, Kippschalter, viele freie Kombinationen, mehrere Walzen und Schweller. Der größte steht in Passau.

– eine Rokoko-Orgel von 1745 von Anton Baier oder Bayr (Bayer), Orgelbauer aus Würzburg Heidingsfeld, Holz-Gehäuse neu gemacht (nachgebaut), erinnert mich an die Wender Orgel aus Dörna, Anschaltknopf ein Schlüssel zu drehen, Register zu ziehen. „Erste Münchner Rokoko Orgel“

– eine offene Führer-Multiplex-Orgel von 1964, 3 M, Schlüssel zu drehen und einzurasten, mit erweiterten Pfeifenreihen, Schweller

– eine grüne Deininger & Renner Orgel für Karl Richter 1974, eine Richter-Gedächtnis-Orgel, Registerzüge Holzstäbe seitlich zu kippen, Anschaltknopf rechts oben, der Subbass steht dahinter

–  eine Steinmeyer Orgel aus Heidelberg von 1956/57, aus der kath. großen Stadtkirche Jesuitenkirche in Heidelberg, freier Spieltisch links, der große Prospekt an der Westseite, Anschaltknopf Lichtschalter rechts, 3 M, Kippschalter, freie Kombinationen, Walze, Schweller etc.

Orgelzentrum Lampl Altes Schloss Valley

Unten im Keller und in den Untergeschossen der historischen Zollingerhalle gibt es viele Spieltische und Orgelsysteme und Walcker-Kino-Orgel und die letzte bayerische Romantik-Großorgel aus St. Martin in Landshut – eine Art „klingendes Depot“ und Klangwunder.

Oben: Lamellendach, exzellente Raumakustik.

Die Spieltisch-Sammlung: Koulen Orgel Landshut, Sauer Orgel Bremen, Dom-Orgel München (Zeilhuber), Walcker Orgel Coburg, Steinmeyer Orgel Bamberg, Marienorgel Ottobeuren, der kleinste Koulen-Spieltisch…

Im Keller zu sehen sind offene Schleifladen, u.a. die älteste Schleifladenorgel aus dem 17. Jahrhundert, mechanische Kegellade, pneumatische Zustrom-Windlade, Schleiflade mit elektrischer Traktur, Abstrom- Pneumatik…

Klang und Akustik

Im Saal mit genialer samtig-trockener Akustik durch die Holzgewölbe-Konstruktion von Zollinger um 1918, die Decke spitz zulaufend, stehen 7 völlig unterschiedliche Orgeln.

Röver Orgel Valley, Oberbayern

Persönliche Note

Ein Paradies: überall Orgeln in einer Gegend mit Alpen, Seen und toller Luft. Sehr zu empfehlen. Danke an Familie Lampl. Nicht zu empfehlen ist die Gaststätte auf dem Schlossgelände. Schön aber ist das Monte Mare.

Im unteren Bereich geht es weiter mit vielen Spieltischen und Orgeln: Spieltische von letzten romantischen Großorgeln, besonders aus Bayern, Orgeln mit pneumatischen und mechanischen Kegelladen, mit pneumatischen Membranladen, mit Schleifladen, Bittner-Orgeln, Weise-Orgeln, Steinmeyer…

Dank an Sixtus Lampl. Er schreibt: „Größte Orgelsammlung der Welt im Herzen Bayerns“. Es ist schön, direkt auf dem Schloß-Gelände zu wohnen.


5 Antworten auf “Orgelzentrum Lampl Altes Schloss Valley, Oberbayern”

    • Hans Bonfigt

      Als musikalischer Laie war ich fasziniert von dem wundervollen, transparenten Klang einiger Orgeln.
      Über die Ursachen kann ich nur Vermutungen anstellen:
      1.
      In einem typischen Kirchenschiff entfaltet sich ein intensiver Nachhall mit erheblichen Interferenzen und partieller Auslöschung, natürlich abhängig von den Grundfrequenzen der registrieren Pfeifen. Schnelle Läufe “verschmieren”, so ist meine Empfindung.
      Das genial konstruierte Dach im Lampl-Orgelzentrum absorbiert den Schall. Dadurch war es auch mir möglich, einem bis dato unbekannten Stück zu folgen.
      2.
      Das spontan und entspannt vorgetragene Orgelspiel von Frau Schlüter gelangte ohne den Umweg über das Gehirn in meine Seele.
      Es war einer dieser Momente, die man nur alle zehn Jahre erlebt. Viel zu kurz, aber es war die Beschwernisse der Reise wert, deren es viele gab.

      Herr Dr. Lampl ist ein außergewöhnlicher Mann mit einem unglaublichen “Händchen” für Orgeln einer- und profundem Wissen darüber andererseits. Vielen Dank für die Zeit und die tatkräftige Unterstützung ! Für mich ist dieses Orgelzentrum ein größeres Weltkulturerbe als der Kölner Dom, welchen die Jecken mit ihren gammeligen Devotionalienbuden ringsherum sowieso verschandelt haben.

      Eine unbedingte Empfehlung nicht nur Liebhaber geistlicher Musik !

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