Startseite Nach oben

Ladegast Orgel klein Chororgel Dom zu Merseburg

Kapelle ev. Dom zu Merseburg (Kaiserdom)

Orgelbauer:

Friedrich Ladegast (Weißenfels)

Baujahr:

1850/1993

Datum des Erstbesuchs:

2020, 2024

Disposition und Spielhilfen

Edle weiße Ladegast Orgel klein Dom zu Merseburg, Chororgel, 1 M, 10 R, vorn rechts ebenerdig Michaeliskapelle neben der Martin Luther Kanzel

MANUAL

Principal 8’
Flöte 8’
Gambe 8’
Gedackt 8’
Principal 4’
Fl. Minor 4’
Octave 2’
Scharf 2fach

PEDAL

Subbaß 16’
Violon 8’

Ladegast Orgel klein Dom zu Merseburg, Chororgel

Albert Schweitzer schrieb 1958 aus Lambarene an den damaligen Merseburger
Domorganisten Hans-Günther Wauer:
„Ich halte Friedrich Ladegast für den bedeutendsten Orgelbauer nach Silbermann, dessen Tradition er fortsetzt. Sowohl in technischer wie auch in klanglicher Hinsicht sind seine  Schöpfungen in gewisser Hinsicht einzigartig. Ich selber war ergriffen von der Spielart und der Tonschönheit der Ladegast-Orgeln.“

Klang und Akustik

Warme, helle Klangfülle. In Tonqualität und Klang stelle ich Ladegast-Orgeln über die von Cavaillé-Coll. Heutige Orgelbauer können kaum mithalten bei solch einem Talent.

Ich finde, die orchestralen Klänge der Ladegast-Orgel sind nicht so „pfeffrig“ wie bei Sauer-Orgeln, dafür eleganter, mehr an das Barocke angelehnt.

Hier im hellen, evangelischen Kaiserdom gibt es die Martin-Luther-Kanzel aus Eiche, den Cranach-Altar, Domschatz, Kreuzgang, Heinrich und Kunigunde.

Friedrich Ladegast, der Silbermann des 19. Jahrhunderts, wurde 1818 in Hochhermsdorf geboren, sein erstes Werk: eine einmanualige Orgel mit neun Registern für die Dorfkirche in Tanneberg. Während seiner Jugend studierte er Silbermann-Orgeln.

Anschließend ging er nach Straßburg, ein Zentrum der Silbermann-Nachfolge, dann nach Paris zu Aristide Cavaillé-Coll, dem bedeutendsten französischen Orgelbauer des 19. Jahrhunderts.
1847 gründete er in Weißenfels seine eigene Werkstatt. Es verging kaum Zeit, bis sich ergab, dass der Graf  ihm in Geusa bei Merseburg den ersten Orgelbau (14 Register) zutraute. Damit begann sein großer Erfolg.

Persönliche Note

——————————————————————
Es war sehr schön, an beiden Ladegast-Orgeln zu konzertieren. Beide haben historische Registerzüge. Schön auch der Thietmarbrunnen im Kreuzgang.
Diese Chororgel ist das älteste erhalten gebliebene Werk aus Ladegasts Werkstatt: Vollendet am 27. Nov. 1850. Sie wurde 1993 in der Michaeliskapelle Merseburger Domkreuzgang eingeweiht, 2001 dann vorübergehend im südlichen Domseitenschiff aufgestellt.
Sie stammt aus der leider aufgegebenen Dorfkirche Raschwitz, durch Holzwurmbefall geschädigt, wurde das Instrument 1992 geborgen (Fa. Rösel & Hercher / Saalfeld, Gehäuserestaurierung Hans Rothe / Burgliebenau).
Von 1853 bis 1855 baute Friedrich Ladegast im Merseburger Dom die damals größte Orgel Deutschlands mit 81 Registern auf vier Manualen und Pedal als junger Mann.
1857 baute Ladegast eine dreimanualige Orgel mit 34 Registern für die Kirche der Landesschule Pforta. Leider zerstört.

Dann die  damals größte Orgel Sachsens in der Nikolaikirche in Leipzig.
Dann die dritte viermanualige Orgel für den Schweriner Dom.

Eine weitere Ladegast wurde mit der Leipziger Paulinerkirche auf Befehl von Walter
Ulbrichts 1968 gesprengt: Katastrophe.

1863 gab der Naumburger Magistrat Friedrich Ladegast den Auftrag für einen
Orgelneubau in der St. Marien-Magdalenen-Kirche. Die Orgel wurde seitdem nicht
verändert und zählt heute zu den am besten erhaltenen Instrumenten Ladegasts.
Ein Auftrag für die Gosecker Orgel wurde 1872 erteilt. 1872 bekam er den Auftrag für den Orgelbau im Saal des Wiener Musikvereins.

1895 erhielt die neue Kirche in Großjena bei Naumburg eine Ladegast-Orgel, die unversehrt ist. Sein Sohn Oskar übernahm nach dem Tod von Vater Ladegast 1905 die Werkstatt, gemeinsam mit seinem Bruder.


3 Antworten auf “Ladegast Orgel klein Chororgel Dom zu Merseburg”

  1. Andreas Friedrich

    Zauberhafte Videos und aussagekräftige Texte. Der Dom mit seinen Orgel ist mehr als nur eine Reisen wert.

  2. Maximilian Nicolaus

    Sehr informativ gestaltet auch die Orgelinformation zur kleinen Ladegastorgel mit ansprechenden Bildern und Videos. Danke für das gemeinsame Orgelerlebnis.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert