
Knauf Orgel Kirche Epschenrode Südharz Thüringen
ev. St. Jacobikirche (11. Jahrhundert)
Orgelbauer:
Knauf (Bleicherode)
Baujahr:
1868 / 2013
Datum des Erstbesuchs:
Oktober 2024
Disposition und Spielhilfen
Historische kleine Knauf Orgel Kirche Epschenrode Kirchspiel Hohenstein im Südharz Thüringen, 1 M, 9 R, mit neuem Zimbelstern, funktionierendem Calcantenzug und Parallelbalg-Anlage
Evangelische Kirche, ehemals Grafschaft Hohenstein in Nordthüringen, Vorharz:
Im schönen Nordthüringen ca. 10 km von Bleicherode entfernt, steht diese romantische Orgel mit selbst geschnitztem Zimbelstern. Die Disposition ist hier zum ersten Mal im Netz. Die typisch seitlichen, breiten Registerzüge von Knauf gefallen mir gut. Ich nenne sie Registergesichter. Die Orgel wurde 2013 von Orgelbau Hüfken (Halberstadt) saniert und gerettet.
Recht weit oben auf der zweiten Westempore in der hellen, innen blau-weiß gemalten, sehr alten Kirche auf einer Anhöhe steht das Instrument. Das winzige Dorf besteht hauptsächlich aus Fachwerkhäusern und Bauernhöfen.
Meine 25. Knauf-Orgel aus dieser mächtigen Dynastie. Bleicherode war früher eine aufstrebende Stadt gewesen.
Links
H Principal 8
H Gambe 8
H Octave 4
H Salicional 8
Pedalcoppel
Cymbelstern
Rechts
H Hohlflöte 8
H Gedackt 4
H Octave 2
P Subbaß 16
P Octavbaß 8
Calcant (funktioniert)
mit funktionierendem Calcantenzug und Parallelbalganlage
Der von einem Dorfschreiner geschnitzte Zimbelstern muss erst mal Luft holen, bevor er startet, wenn man ihn am etwas sperrigen Registerzug zieht. Sehr schöner Kanzelaltar.
Der Südharz mit seinen Eichen, Wiesen, Seen, Bauernhöfern und Hügeln gefällt mir gut. Mylius (Dichter) kommt von hier.
Natürlich war auch die Orgel sehr überrascht, mich zu treffen.
Klang und Akustik
Warmer, weicher Klang in sprechender Akustik. Lebendiger Wind kann getreten werden und die Hohlflöte ist wunderschön.
Der schöne, große, fliegende Holzengel vorn am Kanzelaltar ist der Zwillingsengel des Engels von Limlingerode. Das wertvolle Altarbild mit Blattgold wurde lang vernachlässigt und dann sogar grau überpinselt, bis es vor kurzem wieder restauriert wurde.
Persönliche Note
Es war sehr schön, hier in Limlingerode, Epschenrode und Liebenrode zu spielen. Besonders loben möchte ich hier das winzig kleine Dorf Epschenrode, das alles gab, seine Knauf-Orgel (nun von Hüfken restauriert), den Tabernakel, den Turm und die gesamte Kirche vor dem Verfall zu retten.
Die kleine Knauf-Orgel von 1860 besitzt jetzt sogar einen selbstgeschnitzten großen Zimbelstern – weswegen die Orgel vom Orgelsachverständigen nicht abgenommen werden wollte, da dieser Zimbelstern „nicht historisch wäre“. Das Dorf liebte den Zimbelstern und behielt ihn. Über Umwege erhielten sie dennoch die Förderung.
Mindestens drei Dörfer im Harz mussten auf eigene Faust handeln, da der ehemalige Orgelsachverständige aus Nordhausen die neue Orgel oder deren Planung dann noch nicht mal abnehmen (= genehmigen) wollte, was jedoch nötig ist für die finanzielle Förderung, bzw. nicht an der Planung interessiert war. Dies betrifft die schönen Dörfer Epschenrode, Liebenrode und Limlingerode.
Sehr viele weitere Dörfer sind abgeschreckt und fühlen sich so klein und hilflos, dass sie seit Jahren keine spielbare Orgel mehr haben und auch nicht wissen, wie sie es sich leisten sollen, ihre schöne historische Orgel (meist Knauf-Orgel) restaurieren zu lassen. Es ist so traurig – und ein enormer Kraftakt und erfordert Manpower, den Weg der Restaurierung zu gehen.
Epschenrode, Liebenrode und Limlingerode, wo ich überall schon gespielt habe, schafften es, ihre Orgeln und Kirchen zu sanieren. Gott sei Dank! Teils zerstrittene oder resignierte Dörfer fanden zusammen und bauten ihre Kirchen wieder auf, reinigten, schnitzten, sammelten Geld und kämpften wie Löwinnen und fanden dabei auch (zurück) zum christlichen Glauben nach all der biblisch langen heidnischen DDR-Zeit (40 Jahre).
Liebe Ann-Helena,
Das schaut ja gut aus! Ich freue mich für dich!
Lg Elisabeth