
Engelhardt Orgel Lukaskirche Jerstedt Goslar
ev. Lukaskirche Niedersachsen, Harz (1000 Jahre alt)
Orgelbauer:
Andreas Engelhardt (Lossa / Herzberg)
Baujahr:
1860
Datum des Erstbesuchs:
April 2025
Disposition und Spielhilfen
Historische kleine frühromantische, seitenspielige Engelhardt Orgel Lukaskirche Jerstedt Goslar, Niedersachsen, Vor-Harz, 1 M, 12 R, liegende Traktur
Es ist meine dritte Engelhardt Orgel. Gern mag ich auch die jüngere, größere im nahen Herzberg, Harz. Es ist meine erste seitenspielige Engelhardt-Orgel. Ich liebe Orgeln mit Blick auf Altar oder zur Seite.
Hier in Goslar Jerstedt findet sich erstmalig die Verwendung von Zink als Pfeifenmaterial in der hiesigen Region.
Ende der 1970er Jahre bezeichneten manche die hübsche Orgel als “musikalischen Schrotthaufen” . Der Kirchenvorstand erwog daher, diese wunderbare Orgel zu verschrotten und ein Selbstbau-Instrument á la Firma Streichert anzuschaffen. Da hat der damalige Landeskirchenmusikdirektor Karl Heinrich Büchsel interveniert. Und so konnte diese knuffige kleine Orgel mit ihren krachenden Registern erhalten werden.
Die Disposition ist hier zum ersten Mal im Netz.
Die Registergesichter befinden sich oberhalb.
Register obendrüber
1 Principal 8
2 Bordun 16
3 Doppelflöte 8
4 Viola da Gamba 8
5 Octave 4
6 Flöte 4
7 Quinte 3
8 Waldflöte 2
9 Mixtur 3f
Registergesichter links
10 Glocke
11 Subbass 16
12 Principal 8
13 Octave 4
Das feine frühromantische Instrument von 1860 fügt sich perfekt in die Jerstedter St. Lukaskirche ein. Der Spieltisch findet sich links. Die uralte Dorfkirche ist eine Augenweide.
Klang und Akustik
Die Akustik ist aufgrund des vielen Holzes sehr trocken, aber faszinierend. Die Kirche erinnert mich innen an die Stabkirche im nahen Hahnenklee oder an einen Schiffsbauch. Überall dunkles Holz mit Rillen. Man befindet sich in einem musikalischen Bullauge.
Toll ist der 16-Fuß im Manual!
Persönliche Note
Die vorromanische Dorfkirche hat ihren Kern im 11. Jhd.
1506 bekam der einschiffige Saalbau einen neuen Chor. Im Innen sieht man einen riesigen braunen barocken Schnitzaltar (1700) und eine aussergewöhnliche Decke: 52 gemalte Engel mit Spruchbändern am hölzernen Tonnengewölbe. Bauern-Barock, die die Decke tief und heimelig hängen lässt.
Interessant sind auch die restaurierten kleinen Stifterscheiben aus Buntglas.
Wenn man die tausendjährige kleine Kirche betritt, atmet man eine besondere, schummerige, dämmrige Atmosphäre ein. Die unglaubliche Decke mit Engeln und Wolken hängt tief über dem dunklen Holz, alles ist eng und mysteriös, und gegenüber dem Kanzelaltar sieht man die seitenspielige Orgel. Man muss etwas klettern, um zu ihr zu gelangen. Oben ist es so eng, dass sich nur eine Person aufhalten kann.
Es war auch spannend, in die Orgel hineinzuklettern. Das Wappen zur wunderbaren Engel-Wolken-Kirchendecke ist in der Orgel: 1723.
Du inspirierst mich
Sehr schick und schöne Atmosphäre.
Was für ein tolles Stück!