David Jacob Weidner Orgel (Positivschrank), Museum für Franken, Festung Würzburg
Mainfränkisches Museum, Marienfeste Würzburg
Orgelbauer:
David Jacob Weidner (Augsburg)
Baujahr:
1700 (24.1.1700)
Datum des Erstbesuchs:
2022
Disposition und Spielhilfen
David Jacob Weidner Orgel Positivschrank, Museum für Franken, Festung Würzburg
Diese historische Orgel / Disposition ist zum ersten Mal im Netz ❤️.
Das große staatliche Kunst-Museum befindet sich seit 1947 auf der Festung Marienberg: Marienfeste Unterfranken in den Weinbergen. Hier befindet sich der Positivschrank mit Prospektpfeifen, Tastatur, Windladen, Stechermechanik, signiert mit „David Jacob Weidner Orgelmacher in Augsburg, 24.1.1700“.
Die Innenpfeifen und der Magazinbalg im Untergehäuse sind „modern“, ich konnte jedoch nicht herausfinden, von wann.
Seit den 50er Jahren steht das Instrument dem Museum zur Verfügung.
Manual
1. Principal 2
2. Octav 1 repetierend
3. Flöte 4 (Holz, gedeckt)
4. Gedackt 8 (die großen Pfeifen hinten)
Hinter dem Prospekt
– Aeoline 2 (sehr enge Mensur)
– Amorosa 4
– Gedackt 4 (Holzpfeifen)
Die letzte Schleife steht senkrecht und leer
Klang und Akustik
Man muss den Wind selbst treten, mit beiden Pedalen, siehe Röver-Orgel in Hausneindorf.
Früher stand die Orgel geschätzter einzeln, nun eher etwas weggesperrt in einer kleinen Stube rechts vom Gartensaal, ohne Erklärung oder Schild, leicht zu übersehen. Hier stehen auch die beiden Lauten. Ich musste zur Orgel recherchieren.
Persönliche Note
Es ist die einzige Orgel auf der gesamten Festung, denn selbst in der großen schönen Kapelle mit himmelblauer Kuppel und Logen gibt es keine Orgel. Nicht einmal der Führer wusste, dass es überhaupt eine Orgel in der Festung gibt.
Auch die Wächter und Führerinnen im Museum mussten erst mal nachdenken, ob es eine Orgel gibt und wenn ja, wo. Ich war seit langem die Einzige, die nachgefragt hat und das wunderbare Instrument wieder in Erinnerung brachte und ihm Ehre gegeben hat. Es ist nämlich sehr wertvoll.
Das Museum ist insgesamt sehr zu empfehlen, sehr schön ist auch der wertvolle Tilmann Riemenschneider-Saal (und seiner Schüler) und die Lucas Cranach-Gemälde und die von Tiepolo (siehe Residenz), die Bozzetti-Sammlung, der Rittersaal, Porzellan und Fayence-Keramik-Ausstellungen. Da geht unsere kleine historische Orgel etwas unter, leider.
Zudem gibt es den wertvollen grünen Beichtstuhl von dem jüdischen Künstler Georg Winterstein (1743-1806) von 1785 aus dem wunderbaren Kloster Oberzell.
Manchmal kommt es mir vor, als würde Gott sagen: „Schau mal hier. Bleib da mal stehen. Guck dort.“ Als wäre er mein persönlicher Museumsführer, der natürlich alle Museen der Erde am besten kennt.
Ich bin wegen der Orgel die Tour umgekehrt gelaufen, rückwärts sozusagen, was viele lustig fanden.
Es gibt auch das kleine schöne zierliche Hammerklavier (1808) von Jakob Pfister (1770-1838), mit ovalem Emaille-Schild, und Gemälde vom Fagottisten Joseph Roth, gemalt von Peter Geist (1848). Und es gibt den kleinen zierlichen „Giraffenflügel“ von 1803 von Albrecht Ziegler (1776-1842, Regensburg) mit vier (!) Pedalen.
Die Saiten werden an den Pedalen gestimmt!
Hier bei diesen Instrumenten sollte auch die Orgel stehen, exponiert, also im Steinsaal.
Ich liebe historische Orgeln.
Interessante Bilder und gelungene Beschreibung des Inhalts.
Wunderbar präsentiert, vielen Dank! Du setzt Denkmäler. Du ehrst Orgeln, Geschichte und Kunst.