Clewing Späth Orgel St. Bonifatiuskloster Hünfeld bei Fulda
kath. Klosterkirche Hünfeld bei Fulda, Hessen (1897)
Orgelbauer:
Friedrich (Fritz) Clewing (Münster / Fulda) / Alban Späth
Baujahr:
1903 / 1909 / 2013
Datum des Erstbesuchs:
August 2024
Disposition und Spielhilfen
Hochromantische historische Clewing Späth Orgel Bonifatiuskloster Hünfeld bei Fulda, Hessen, Kegelladen, 2 M, 31 R, fast 2000 Pfeifen, Walze, Schweller, früher mechanisch, dann pneumatisch, nun elektrisch
Dreischiffige Basilika in zwei schönen Parks ist voller Rundbögen, Rosetten, Friesen und Pfeiler. Die Orgel aus dunklem Eichenholz aus der Klosterschreinerei besitzt die lateinische Inschrift: Jauchzt und jubelt, ihr Bewohnerinnen Zions, denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels. Halleluja! (Jes. 12,6)
Die Klosterorgel besitzt zudem 6 Krallenglocken (Zimbelstern) und 39 Schalenglocken (Glockenspiel).
Das Instrument musste viele Änderungen und Umbauten ertragen, ein Konglomerat verschiedener Zeitepochen.
Sie steht nicht auf der Westempore, sondern seitlich am Altar auf der Nordseite, was selten ist. Zudem ist die Kirche nicht geostet.
Da die mechanische Kegellade damals nicht geliebt wurde wegen ihrer Schwergängigkeit (die heute wieder geschätzte mechanische Schleiflade war damals total out), und Clewing sich weigerte, Pneumatik zu bauen, wurden seine Orgeln leider stark kritisiert, was ihm viel Leid bescherte und wohl zu seinem frühen Tod führte. Wenn Clewing gewusst hätte, dass Pneumatik keine 100 Jahre durchhielt und er mit Mechanik „recht“ behielt – dann hätte er erkannt, dass er kein Versager, sondern seiner Zeit voraus war.
Ich persönliche liebe Kegellade (weiche Ansprache) und schätze auch Schwergängigkeit aufgrund meinen virtuosen Pianistinnen-Technik. Doch bereits 6 Jahre nach Clewings Neubau hat Alban Späth die Orgel 1909 pneumatisiert, um dem Zeitgeist zu gefallen und die Schwergängigkeit für die schlechten Organisten abzumildern. Da die Mechanik rausgenommen wurde, gab es viel mehr Platz, und Späth baute auch neue Pfeifen ein, also erweiterte das Instrument.
Doch die romantische Orgel musste noch viel mehr geduldig über sich ergehen lassen im Zahn der Zeit: 1954 kam Führer aus Wilhelmshaven und barockisierte die Orgel (Zeitgeist), dann 1972 kam Kreienbrink, der Nachfolger Alban Späths sozusagen, und elektrifizierte die Orgel gar, der auch nichts erspart blieb. 110 Jahre lang erlebte die Klosterorgel alles.
Erst um 2013 wurde die Orgel ungefähr auf den Zustand 1909 zurückgeführt durch Jehmlich; die letzen 5 cm sind noch pneumatisch, Kegelladen blieben natürlich, statt 3. Manual die etwas anfällige Setzeranlage.
Glockenspiel (39 Schellenglocken bzw. Schalenglocken)
Zimbelstern (6 Krallenglocken)
Kuckuck
Koppelknecht
2 Tremulante
Koppeln: II/I; Sub II/I; Sub II/II; I/P; II/P; Super II/P
Frei programmierbare Koppeln
6 feste Kombinationen
Crescendo-Walze mit 4 Speicherplätzen A, B, C, D
Neu: Elektronische Setzeranlage Touchscreen
11 Ebenen mit 10.000 Speicherplätzen
Transponiereinrichtung
Aufnahme- und Wiedergabesystem (Jehmlich Laukhuff)
Hauptwerk I C-f”’ |
Bourdon 16′ |
Prinzipal 8′ |
Hohlflöte 8′ |
Dolce 8′ |
Gambe 8′ |
Oktave 4′ |
Flöte 4′ |
Quinte 2 2/3′ |
Oktave 2′ |
Cornett 3fach |
Mixtur 4fach |
Trompete 8′ |
Tremulant |
Schwellwerk II C-f”’ |
|
Gedackt 16′ | |
Viola 8′ | |
Lieblich Gedackt 8′ | |
Aeoline 8′ | |
Vox Coelestis 8′ | |
Prinzipal 4′ | |
Gedackt 4′ | |
Spitzflöte 4′ | |
Offenflöte 2′ | |
Sesquialter 2fachtt | |
Mixtur 4f. 2′ | |
Oboe 8′ | |
Dulcian 8′ | |
Tremulant |
Pedal C-d’ |
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Prinzipalbass 16′ | |
Subbass 16′ | |
Gedackt 16′ | |
Oktavbass 8′ | |
Gedecktbass 8′ | |
Octavbass 8′ | |
Posaune 16′ |
Die Klangeffekte Glockenspiel und Zimbelstern im Schwellwerk, der Tremulant im Hauptwerk und SW und der Kuckuck im Spieltisch gefallen mir sehr. ❤️ Alles habe ich im Konzert genutzt.
Über die elektronische Koppelanlage wurden drei Oktavkoppeln ergänzt für mehr Klangfülle.
Natürlich ist es schön, eine bombastische oder moderne Setzeranlage zu haben; jedoch gibt es hier nun keine Ersatzteile mehr, Laukhuff ist insolvent, und bereits 2019 bewirkte die Setzeranlage vorübergehende Totalausfälle der Orgel. Es wurde repariert, jedoch weiß man nicht, was in der Zukunft passiert in der Funktionssicherheit.
Die Orgel braucht keine Setzeranlage, finde ich. Lieber ein 3. Manual ❤️ Denn die Orgel wurde in der Disposition in Teilbereichen ja zurückgeführt.
Klang und Akustik
Die Akustik ist fluffig, kein zu starker Nachhall, nichts verschwimmt, doch der Raum hilft mit. Die Orgel klingt warm und weich. Sie ist im Saal in keinster Weise aufdringlich. Obwohl sie eine romantische Orgel ist, klingt gerade Bach auf ihr phantastisch, da warm und weich, weil die Kegelladen besonders für diesen grundtönigen warmen Klang zuständig sind.
Im SW erhielt die Viola 8 in der tiefen Oktave neue und offene Zinnpfeifen.
Persönliche Note
Es war wunderschön, hier zu spielen und zu konzertieren. Ich liebe Kegelladen, ich spüre auch noch deutlich das Pneumatische, das später hinzu gekommen ist. Sie erinnert mich von den Klangfarben her an die wunderschöne kleine Schwester Fritz Clewing Orgel im Nachbarort Hünhan, die komplett erhalten ist, während die große Schwester einiges ertragen und aushalten musste.
Die Orgelbaufamilie Clewing hatte es nicht leicht. Da sich der Vater und Gründer Friedrich Wilhelm Eduard weigerte, Pneumatik anzuwenden (damals beliebt), wurde er abgelehnt und kritisiert, was ihn leider zerbrochen hat. Wenn er gewusst hätte, dass die Pneumatik nicht lange beliebt war – dass der mechanische Orgelbau letztendlich tatsächlich die Wahl blieb …. Doch das konnte er nicht wissen. So ist es oft im Leben.
Das Konzert war sehr schön, es war trotz zeitgleicher „Konkurrenz“-Veranstaltungen (u.a. Orgelkonzert im Dom Fulda) gut besucht mit über 120 Personen, Zugabe und Standing Ovations. Ich wurde sehr lieb vom tollen Klosterorganisten vorgestellt. Es waren auch Fans von mir da, die mich von Klavierabenden kennen und nach oben zur Orgel winkten. Es kamen auch die Patres, auch die ganz alten Mönche und der Superior, was eine Ehre und selten ist. Ich mochte gern die Gottesdienste mit Pater Norbert. Nach dem Konzert waren wir mit 7 Leuten beim Italiener essen. Hünfeld ist ein wunderhübsches Städtchen.
Gottfried Ritter wurde noch nie in dieser Orgelreihe gespielt, was mich gefreut hat. Auch wurden noch nie so viele CDs verkauft nach dem Konzert, sagte man mir. Meine Komposition kam gut an. Ich bin die zweite Nacht im Kloster, im Zimmer Hl. Rosa von Lima (1586).
Ich bin glücklich, dass meine Flötenuhren (teilweise Transkriptionen by me), also leise und zarte Klänge an der Orgel, sehr gemocht werden. Zum Konzert mit einer Frau an der Orgel kommt ein anderes Publikum, das sonst nie in die Kirche kommt, wie mir Veranstalter bestätigt haben.
Vorsicht vor Alexander Skowron. Er ist Kumpel von Sebastian Küchler Blessing, der dir ja nichts Gutes will, und liked Spott und Häme Posts auf facebook auf frauenfeindlichen Mobbing Seite
Sehr gut und schöne Fotos
Sehr gute Orgel News und Orgel Infos
Da ich nicht zu AHS kommen durfte, war ich in Spiesen, da war aber nicht viel los.
Was sind “Koppelknechte” ?
Ich verstehe nicht, wieso durch “Pneumatisierung” Mechanik entfallen könnte.
Zum einen braucht man die ja z.B. für die Koppeln.
Zum anderen, so mein Laienverstand, befinden sich die Pneumatikventile ja mitnichten im Spieltisch, sondern werden von einer “normalen” Traktur in unmittelbarer Nähe der Kegelladen betätigt. Sie wirken, ähnlich einem Bremskraftverstärker, auf eine Membran, die dann die Kegellade zieht. In der industriellen Pneumatik würde man von einem “vorgesteuerten Ventil” oder einem “Servo” sprechen.
Es sei denn, es war eine elektropneumatische Traktur.
Kann man denn mit der “pneumatischen” ein schnelles Stakkato spielen und führt die unvermeidliche Ansprechverzögerung nicht zu Konfusion beim Organisten (generisches masculinum) ?
Schreib’ doch ‘mal einen Satz dazu.
Genial. Und die Nase kräuselt sich vor Vergnügen!
Danke, das sieht klasse aus!
Ein erfolgreiches Konzert und viel Erfolg am heutigen Nachmittag, liebe Ann-Helena.
. Ich liebe Dich und habe Dich dennoch in Trier verraten und belogen. Aber nun bin ich sowieso blind, taub und alt.