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Reinisch Pirchner Orgel Schwaz, Tirol, Österreich

kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Tirol

Orgelbauer:

Reinisch/Pirchner

Baujahr:

1897

Datum des Erstbesuchs:

8.11.2021, 2022

Disposition und Spielhilfen

Ann-Helena Schlüter

Orgelbauer:

Franz Reinisch

Baujahr:

1897
Der barocke Mittelteil und das Positiv der grossen Orgel wurde vom Franziskanerbruder Gaudenz Köck 1724 – 1735 gebaut. 1896 wurde sie von Orgelbau Reinisch um die beiden Seitenwerke erweitert, dann auf pneumatische, 1969 von Johann Pirchner, Steinach am Brenner, auf elektropneumatische Traktur umgebaut.

Umbauten:

Karl Reinisch 1909, Erweiterung um die beiden Seitenwerke

Gehäuse:

Gaudenz Köck 1724-1735 (Mittelteil des Gehäuses)

Windladen:

Kegelladen

Spieltraktur:

elektropneumatisch

Registertraktur:

elektropneumatisch

Registeranzahl:

45

Manuale:

4, C-f3

Pedal:

C-d’
Spielhilfen, Koppeln: Koppeln und Spielhilfen: I+II, I+III, I+IV, II+III, II+IV, III+IV, P+I, P+II, P+III, P+IV2 freie Kombinationen, 3 feste Kombinationen (Piano – Forte – Tutti), Crescendo an, Piano Pedal ab, Zungen ab, Manualstimmen 16′ ab, Walze ein

 

Ann-Helena Schlüter

I. Manual

Bordun 16′

Prinzipal 8′

Gedeckt 8′

Spitzflöte 4′

Oktav 4′

Quint 2 2/3

Flöte 2′

Cornett 4 f (2 2/3′)

Mixtur 5-7 f (2′)

Trompete 8′

II. Manual (SW)

Quintade 16′

Prinzipal 8′

Gedeckt 8′

Salizional 8′

Oktav 4′

Hohlflöte 4′

Nasard 22/3

Sifflöte 2’

Terz 13/5

Scharff 4f (1′)

Trompete Harmonique 8’

 

III. Manual

Prinzipal 8′

Gemshorn 8′

Prästant 4′

Nachthorn 4′

Oktav 2′

Quint 11/3

Cimbel 3f (2/3‘)

Oboe 8′

IV. Manual  (RP)

Gedeckt 8′

Rohrflöte 4′

Flageolett 2′

Oktav 1’

Mixtur 3f (11/3‘)

Clairon 4’

Pedal 

Bourdonbass 32′

Prinzipalbass 16′

Subbass 16′

Quintbass 102/3

Oktavbass 8′

Gedecktbass 8′

Oktave 4’

Pedalmixtur 4f (22/3‘)

Posaune 16′

Fagott 16’

Ann-Helena Schlüter

Reinisch Pirchner Orgel Schwaz, Tirol, Österreich

Eine große, weiße Kirche mit grünem Dach und Turm im Lahntal am Lahnbach aus dem 15. Jh. Diözese Innsbruck. Wertvolle Altare. Über der Sakristei war früher die Orgel. Goldene Kronleuchter, viele graue Säulen. Lichter, heller Raum. Über eine Treppe gelangt man zur Empore, zur Orgel und zum ältesten österreichischen Dachstuhl, auf dem  ich auch war. Dieser mittelalterliche Dachstuhl ist aussergewöhnlich, man sieht Treträder von früher, um Baumaterial hochzuziehen, und alte Kupferplatten.

Klang und Akustik

Ann-Helena Schlüter

Große Akustik, großer Nachhall, große Kirche

Persönliche Note

Die unfassbar schöne und seltene Reinisch-Pirchner in der (weltweit größten vierschiffigen) Stadtpfarrkirche von 1809/1898/1909: Diese Reinisch-Pirchner ist denkmalgeschützt und die einzige Orgel weltweit, deren Rückpositiv um einen Pfeiler (!) rankt! Zudem hat sie zwei getrennte Seiten-Orgeln. Es war sehr schön, hier zu konzertieren.

Die Orgelempore entstand um 1517. Fugger-Grabsteine, Wappen, Bronze-Epitaph, Zunftstangen und der barocke Annenaltar dekorieren die Kirche. Die festlichen Zunftfeste habe ich selbst miterlebt.

Zur Orgel:

Auf der Westempore gab es zunächst eine gotische Konrad Vogl-Orgel von 1520, dann eine Köck Orgel von 1735. Das wundervolle Gehäuse von Bartime Alter mit den Engeln von Gregor Fritz wurde erhalten und dorthinein baute Franz Reinisch 1897 eine neue Orgel und erweiterte sie um zwei neue Seitenwerke. Sie galt nun als die größte Orgel Tirols.
1969 baute Johann Pirchner die Orgel elektropneumatisch um und verkleinerte sie etwas. Die musizierenden Engel aus der Barockzeit sind eine Augenweide.

Das Konzert in Schwaz an der Inn war das Schönste der drei bisher in Folge, nach Eggenfelden. Auch wieder gut besucht, 15 € Eintritt. Mitten im Mozart in der zarten Flötenuhr mit 4-Fuß ging draußen das Gewitter los. Ich bekam Gänsehaut.

Tirol Österreich

Ich liebe Tirol. Schwaz an der Inn liegt nah bei Innsbruck. Selbst hier in Tirol ist es heiss wie nie zuvor. Aber es weht ein Lüftchen, zwar nicht vom Meer, aber von den Alpen her. Ich bin von Rosenheim gekommen und war mal wieder überwältigt, als ich die Berge plötzlich vom Zugfenster aus sah. Woher kommen sie mit einem Mal?

Ich bin in dem schönen Hotel Goldener Löwe. Ein Hotel nach meinem Geschmack: Ich sehe die Berge, habe einen Balkon mit Geranien und bin im zweiten Stock. Es gibt ein Schwimmbad unten. Da gehe ich morgen hin. Ich fühle mich von den Alpen liebevoll umrundet. Die schöne kath. Kirche Maria Himmelfahrt mit meinem Konzert ist ganz in der Nähe. Ich liebe es, in der Nähe einer Kirche zu leben, wie daheim. Es ist eine mächtige, vierschiffige Kirche (was selten ist, die meisten Kirchen sind dreischiffig), neogotisch, und das Besondere der Orgel ist dies:

Reinisch Orgel in Schwaz 

Die große Orgel zu Schwaz bei Innsbruck

Das Besondere dieser romantischen Orgel ist, dass sie (da die gotische Stadtpfarrkirche, um 1330 erbaut, später vierschiffig wurde, was selten ist, die meisten Kirchen sind max. dreischiffig) in 5 Einzelwerken ab 1898 -1910 auf der Westempore aufgebaut werden konnte:

Das Rückpositiv ist hierbei um eine Säule gewickelt, was extrem selten ist und was ich noch nie zuvor gesehen habe. Zudem ist das Rückpositiv das 4. Manual, was auch sehr selten ist (meist 1. M).

Mit 65 Registern war die Orgel lange die größte Orgel in Tirol, nun von Innsbruck abgelöst. Hinter dem freien elektropneumatischen Spieltisch steht das Schwellwerk (2. Manual). (Der Schweller ist nicht sehr deutlich, wenn Prinzipale gezogen sind, da diese im Prospekt stehen.)

Ihr gegenüber das 3. Manual und vorne das HW (1. M) mit Pedalwerk. Diese separaten Einzelwerke umrunden mich in einer Orgelwelt auf der Empore. Das barocke Gehäuse ist mit allen Engeln und Instrument und dem Gold sehr schön anzusehen. Ein Engel spielt Horn, ein anderer ein Positiv. Das ist besonders schön. Das Rückpositiv ist im Prospekt nicht mehr klingend wie früher, nur hinten, da es sonst zu aufwändig wäre.

Pneumatik

Die Reinisch Orgel ist leichtgängig und spielt mit starker Verzögerung in einer Akustik von ca. 6 Sekunden, was anfangs verwirrend ist, besonders bei Bach, aber später sehr gut zu nutzen ist und irgendwann in Fleisch und Blut übergeht. Vorgänger-Orgeln: 1735 Köck (Westempore), 1588 Pöckh Südseite, erstmals hier erwähnte Orgel: 1482. Ich habe in Tirol schon viele Orgeln gespielt und kennengelernt.

Tirol. Im Westen Österreichs

Wir waren essen (Tiroler Schlutzkrapfen mit Spinat und Käse), Soda mit Zitrone, später Salat. Die Hitze löste sich während des Konzertes in ein Gewitter mit Starkregen auf – was irgendwie großartig war, Reger mit Blitzen zu spielen, die die blauen Fenster durchzuckten. Draußen im Park klingt die Orgel noch schöner als innen. Wir liefen danach durch den erfrischenden Regen. Es regnete die ganze Nacht, wie ich erbetet hatte. Am Morgen lagen Wolken und Nebel dampfend auf den Bergen. Insekten gibt es schon lange nicht mehr.

Kirche Burg Freundsberg

Sehr fein sind die Wander- und Spazierwege rund um Schwaz, richtig schön und sauber angelegt mit Trinkbrunnen (mit super Wasser), Wandertafeln, Wissenswertes über Vögel, mit Bänken, Mülleimern und Spielplätzen. Eine unglaublich schöne Aussicht bietet sich auf diesen sogenannten Wohlfühlwegen.at:

Die Inn, die nach dem Gewitter gestern wild statt grün ist, große Wolkengestalten über den Bergen, die Burg Freundsberg, das Inntal (nah dem Zillertal und Achensee-Tal), Brombeersträuchern, Wald, der Lahnbach (Lawinenbach) mit seinen Wasserfällen und Gärten und winzig von oben die große Kirche, in der ich gestern gespielt habe.

Es tröpfelt und scheint die Sonne. Es war nach dem Gewitter angenehm kühl. Und der Brenner ist nur eine halbe Stunde entfernt, hinein nach Südtirol. Und die Leute sind alle so wohlerzogen und freundlich, grüßen und lächeln. Wo gibt es Trinkwasser-Brunnen in Deutschland? Zudem ein ausgezeichnetes 5G-Netz. Da merkt man deutlich den Unterschied. Sogar auf Wanderwegen.


2 Antworten auf “Reinisch Pirchner Orgel Schwaz, Tirol, Österreich”

  1. Andreas Friedrich

    Insgesamt eine klasse Information über diese Orgel in Bild und Video. In Österreich und in Tirol sind wunderbare Instrumente.

  2. Vielleicht größer als St. Severi in Erfurt, aber dort kann wer will die vier Hallenseitenschiffe als älter empfinden, auch wenn nur marginal niedriger als das Hauptschiff..

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