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2. Dezember 2019

Maskuline und feminine Orgeln: Ladegast-Orgel ev. Dom Schwerin und Liszt B-A-C-H 

Gesegneten ersten Advent!

Eine maskuline Orgel ist in meinen Augen zum Beispiel die Ladegast-Orgel im Schweriner Dom (1871), eine feminine die Bach-Orgel in Ansbach. Was ist der klangliche Unterschied? Die maskulinen klingen erdiger, die weiblichen lieblicher und auch schärfer. Eine feminine Orgel ist natürlich nicht erst dann eine feminine Orgel, wenn eine Frau daran sitzt. Dann gäbe es ja kaum feminine Orgeln weltweit.

Jede Orgel ist ein Unikat. 

Die wunderschöne romantische Ladegast-Orgel mit vier Manualen und 84 Registern (einige funktionieren momentan nicht wegen des kaputten Barkers) klingt wie ein Grand Seigneur, tief majestätisch, edel, sehr schwergängig, schwerer weiser Klang eines alten Gentleman, Oboe, 32-Fuß, Progressiv-Harmonika… Von Schuke restauriert. Das vierte Manual (eine Art Echowerk) ist besonders schön. Mozart und Liszt klingen herrlich hier. Besonders gefiel mir die zarte tiefe Liszt-Zunge Aeoline, auch wenn sie etwas verstimmt war. Bach und Händel … kann man hier “romantisch” spielen.

Der Porsche in Leipzig erinnert an den typischen Ladegast-Spieltisch. Mich hat natürlich die Schweriner Orgel an Leipzig erinnert. Nikolai. 

Es war schön, nachts im leeren Dom viele Stunden zu spielen, während draußen noch der letzte abendliche Rest des ersten frischen Weihnachtsmarktes herein leuchtete und wehte, besonders Drehorgel, Parytband… Die spitze dunkle Ladegastorgel hat keinen Schweller, jedoch gibt es Fußtritte (10=Schweller), die an eine Art Schweller erinnern. Es war mit sieben Grad auch gerade erträglich mit Mütze und Mantel (7=Tutti-Pedal). Die blauweiße Schrift der Registerzüge erinnerten mich an Teetassen, an Bremer Tee. Hauptwerk ist 2 (=1), 3=2, 1=3, beautiful 4=4. Die Pfeifen der Orgel deuten in den Bögen der Kirche wie Finger in den Himmel. Die Heizstrahler helfen, ansonsten hat der Dom auch so etwas wie eine kleine Winterorgel, wo es beheizt ist. 

So war mein erster Weihnachtsmarkt dieses Jahr in Mecklenburg-Vorpommern. Ich hoffe, ich komme trotz Orgel auch wieder dazu, Lieder und Songs zu schreiben. 

Es gibt Menschen, die meinen, die Manuale und die Traktur der Schnitger und der Ladegast… müssten dringend überholt werden, da verfärbt, wellig, schwergängig, ungleich. Jedoch solle man historische Orgeln ganz mit Vorsicht behandeln. Außerdem ist es gerade das, was mir gefällt. Natürlich braucht man “Finger-Muckies”. Aber das schadet ja nicht. 

Den Umgang mit Wind und Absprache kann ich an meiner Hauptwerk-Orgel “Kairos” (she came in the rain) nicht üben. Dafür die Klais. Das Gehirn muss für Orgel programmiert werden. Ich kann mir hierbei nicht genügend ins Gedächtnis rufen: Ich habe es mit einem Blasinstrument zu tun. 

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