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Organistin Ann

130. Gedanke: Die Leidenschaft für Musik von Profis ist oft viel größer als die der Laien, da die Profis meist alles auf eine Karte setzen. (AHS)


Von Musik zu leben, können sich die meisten Menschen gar nicht vorstellen. Es ist nämlich etwas ganz anderes, als Hobby ein wenig zu klimpern oder zu zupfen (oder zu hören), ohne jemals alles auf eine Karte zu setzen, sowohl finanziell als auch emotional alles für Musik auf eine Karte gesetzt zu haben: für Musik zu leben und zu atmen, so dass Musik oder besser Musikmachen ein Teil von einem wird; menschlich, beruflich, zeitlich, und dies oft bereits als Kind. Musik ist für normale Menschen ein Hobby, ein Luxus-Hobby, so wie Reiten. Für Profis ist Musik Alltag, Inhalt, Puls und Luft, zu jedem Wetter, zu jeder Lage. Für Laien und Semis ist Musik ein Gewinn, Muße oder eine Art Entspannung. Für Profis ist Musik ein Opfer, das Leben, Kampf, Tränen, Adern und Blut.

Musik ist auch nicht gleich Musik: Die Musik einer konzertierenden Künstlerin ist eine ganz andere als die der Kirchenmusikerin, und dies vor allem deswegen, weil die Erwartungen, der Rahmen, die Möglichkeiten und die Traditionen ganz andere sind. Musik kann auf einer Skala von 1 bis 10 so dermaßen unterschiedlich motiviert und geframed sein, dass Musik mit Musik fast nichts mehr miteinander zu tun hat – so weit entfernt wie der Mond von der Sonne, was Kraft, Virtuosität, Konzentration und Kreativität angeht. Eines ist jedoch sicher: Musik hat immer irgendwie mit Entertainment zu tun: Menschen berühren, führen, inspirieren. Sei es nun auf Stufe 1 oder auf Stufe 10.

Ich finde es wichtig, in bestimmten Werken unbedingt die Wiederholungen zu spielen; dazu gehören die Goldberg-Variationen. Wiederholungen sind in gewisser Weise heikel, da man sich selbst kopiert oder mit sich selbst konkurriert und dabei in Gefahr kommt, in irgendeiner Form “auszurutschen”, wobei ich persönlich gerade erst in Fahrt und Wallung komme, wenn ich wiederhole.

Fotos: Bonn