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Schuster Orgel St. Marien Torgau/Elbe

ev. Stadtkirche St. Marien

Orgelbauer:

Orgelbau Siegfried A. Schuster & Sohn (Zittau)

Baujahr:

1984

Datum des Erstbesuchs:

5.3.2022

Disposition und Spielhilfen

Schuster Orgel St. Marien Torgau/Elbe

“Torgaus Bauten übertreffen in ihrer Schönheit alle aus der Antike.” (Martin Luther)

Torgau war für Katharina von Boa ihre erste und letzte Station ihres (bürgerlichen) Lebens. Hier gibt es ihre einzige Gedenkstätte!

Martin Luther und Torgau. Mein Papa und Torgau. Landkreis Nordsachsen. Kulturraum Leipziger Raum. Torgau (torgove). 1119. 1552 stirbt Katharina Luther in Torgau am 20. Dezember (20. Dezember ist ein besonderes Datum für mich).

Für meinen Papa Karl-Heinz Schlüter zum Andenken, am 5.3.20 in Torgau geboren, heute, 102 Jahre später. Sächsische Lutherstadt, historische Kleinstadt in Nordsachsen bei Leipzig. 30 km von Wittenberg entfernt. Hochburg und (politisches) Zentrum der Reformation.

Torgau ist die besterhaltenste Renaissance-Stadt Deutschlands, voller denkmalgeschützter Gebäude. In dieser Kirche wurde die Lutherin, Katharina von Bora, Luthers Frau, begraben, direkt neben der Orgel.

Sie floh vor der Pest und starb an einem schrecklichen Unfall (Bruch). Vielen Dank an Familie Noll! Große Kreisstadt Torgau an der Elbe. Reformationsstadt Europas. Amme der Reformation.

Helle, großzügige Hallenkirche mit Kreuzrippengewölbe, fünf schöne, farbig gefasste Schlussteine, reich verzierte Holzkanzel mit Sanduhr von 1582, sächsisches Wappen.

Marmoraufsatz des Hauptaltars. Berühmtes Lucas Cranach-Gemälde Vierzehn Nothelfer. Luther hat sehr oft in der Marienkirche gepredigt.
Ebenerdige Orgel, 3 M, links an der Südwand, 41 R.

Bei der nördlichen Stadtmauer steht die wunderschöne Stadtkirche. Schlußstein Jesus, der Schmerzensmann. Das beeindruckende und berühmte Epitaph ist das von Katharina, die 1552 in Torgau verstorbene Katharina Luther (1499-1552), Ordensschwester und Gemahlin Luthers.

Sie starb am 20.12.1552, als sie mit den jüngeren Kindern von Wittenberg vor der Pest floh. Sie war etwas älter als Martin, aber starb nach ihm.

Hauptwerk I C-g3

1 Pommer 16‘

2 Principal 8‘

3 Koppelflöte 8‘

4 Oktave 4‘

5 Spitzflöte 4‘

6 Nasat 2  2 / 3‘

7 Gemshorn 2‘

8 Mixtur  V 2‘

9 Scharfcymbel  III 1 / 2‘

10 Trompete 8‘

11 Chamade 8‘

Brustwerk III C-g3

22 Gedackt 8‘

23 Rohrflöte 4‘

24 Sesquialter  II 2  2 / 3‘

25 Principal 2‘

26 Oktave 1’

27 Cymbel   II 1  1 / 3’

28 Singend Regal 8’

29 Chamade 8’

Tremulant

Pedal C-f1

30 Prinzipal 16‘

31 Subbaß 16‘

32 Großquinte 10  2 / 3‘

33 Oktave 8‘

34 Gedacktbaß 8‘

35 Oktave 4‘

36 Pommer 4‘

37 Mixtur  VI 2  2 / 3‘

38 Posaune 16‘

39 Trompete 8‘

40 Clarine 4‘

41 Chamade 8‘


Oberwerk II C-g3

12 Spitzprincipal 8‘

13 Rohrgedackt 8‘

14 Oktave 4‘

15 Spillflöte 4‘

16 Oktave 2‘

17 Quinte 1  1 / 3‘

18 Terz 1  3 / 5‘

19 Scharf  IV 1‘

20 Hautbois 8‘

21 Clarion 4‘

Tremulant

Koppeln

II/I , III/I , I/P , II/P

Klang und Akustik

Schuster Orgel St. Marien Torgau/Elbe: Wunderschöner Klang, geniale Akustik.


Persönliche Note

Eine wunderschöne große Kirche (Sommerkirche), die Orgel bzw. ihr Spieltisch ist für die Organistin gegen die Kälte mit einem wohligen Wärme-Heiz-Kokon (Cocoon) ausgestattet.

Früher gab es auf der großen Westseite gegenüber dem Altar die Orgel. Dort ist der perfekte und der akustisch perfekte Platz.

Der Vorgängerbau war eine 3manualige Geißler-Orgel von ca 1870, ein ähnliches Instrument (zum Vergleich) steht in Eilenburg/Marien.

Der in Eilenburg lebende Orgelbauer Conrad Geißler baute von 1871 bis 1873 sein mit 44 Registern auf drei Manualen und Pedal größte Orgel in der Torgauer Stadtkirche.

Sie wurde leider im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Die Orgel nun in der Marienkirche wurde 1984 von der Orgelbau Schuster (Zittau) erbaut, Schleifladen,  41 Register auf 3 Manualen/Pedal.

Die Spiel- und Registertrakturen: mechanisch.

Gottfried Fritzsche stellte mit Heinrich Schütz 1631 die erste Orgel für die Schlosskapelle fertig.

 Die Renaissancestadt Torgau an der Elbe liegt auf der Bahnstrecke Halle-Cottbus, mit der S-Bahn ca. eine Stunde von Leipzig entfernt. Wir sind mit dem Auto gefahren, im wunderschönen Wetter, über Land.

Man fährt an der Leipziger Messe vorbei und dann über sehr viele Dörfer und Felder und Alleen um Eilenburg, die fast alle mit …witz oder …nitz zu enden schienen, Jesewitz, Pehritzsch, Schkeuditz… Das sind alles unglaubliche Namen, die man sonst nirgendwo so angehäuft lesen kann.

Torgau (Markt) klingt hier schon fast… normal. Es dauert recht lange, bis Torgau auf den Schildern auftaucht. Zudem gab es auch noch eine Umleitung (wie fast immer, wenn ich irgendwo unterwegs bin, dann taucht garantiert ein gelbes U auf).

Wir hatten sehr schönes Wetter, als wir schließlich und finally in Torgau ankamen.

Die prunkvollen Straßen mit den schönen alten Häusern gefielen mir sofort. Wertvolle Renaissance-Gebäude.

Die Kürfürstliche Kanzlei. Die historische Superintendentur. Gelehrtenschule. Häuser mit Wappen. 500 Baudenkmale aus Spätgotik und Renaissance.

Die schöne Spitalstraße, die Bäckerstraße, die Fischerstraße zum Markt, die wunderschöne Pfarrstraße und die schöne Straße Wintergrüne mit den gelben Häusern, der Marktplatz mit der Mohren-Apotheke und dem Brunnen und mit dem neuen Rathaus, ein wunderschöner Runderker an der Seite (Anna von Dänemark), die Reste der Nikolaikirche, es wird über Sanierung nachgedacht.

Hier wurde schon in deutscher Sprache gepredigt, Justus Jonas predigte hier, ein Zeugnis der Reformation. Könnt ihr euch vorstellen, dass vor der Reformation so gepredigt wurde, dass kein Mensch irgendetwas verstand?

Wo doch die Predigt so wichtig ist? Kein Wunder, dass man den armen Bürgern teuren Ablass andrehen konnte, denn das Evangelium wurde nicht gepredigt, jedenfalls nicht verständlich (und wahrscheinlich sowieso überhaupt nicht).

Man kann sich richtig vorstellen, wie hier Kutschen fuhren, wie Kinder auf den Straßen spielten.

Berühmt war auch die Torgauer Tuchmanufaktur. Als mein Papa hier Kind war, war das noch in der Weimarer Republik (bis 1933). Noch lange vor dem Zweiten Weltkrieg.

Es gab kaum Autos, kein Internet, keine S-Bahn. Die Eltern meines Papas hatten ein Geschäft. Sie waren nicht in der Musik. Torgau ist eine Musik- eine Sprache- eine Lutherstadt.

Torgau wurde nicht zerstört, da sich hier die Truppen getroffen haben: 1945 fand hier an der Elbe die erste Begegnung der US-Truppen mit denen aus der Sowjetunion statt.

Das Ende des Krieges. Man fühlt noch die Geschichte, wenn man hier durch die einsamen Straßen schlendert, die (wegen Corona?) leer sind.

Wir waren im Restaurant “Herr Käthe”, aber ich möchte gern im Sommer wieder hin, wenn man draußen sitzen kann und auch die Katharina-Luther-Stube und die Galerie auf hat ab April.

Es gibt auch eine katholische Kirche. Torgau gilt als “Amme der Reformation”.

Mir gefiel sehr der Bärengraben, die beiden großen süßen, alten, verschlafenen Bären (eigentlich müssten sie im Winterschlaf sein). So gemütlich faul wie diese sind – das wäre ich gern. Im Himmel?

Das perfekt erhaltene Schloss Hartenfels ist ein Highlight in Torgau, das Schloss zu Torgau; gerade von der Elbe sieht das Schloss wunderschön aus, weiß-rot. Der Große Wendelstein ist der hohe gelbe, mit Fresken und Reliefs geschmückte Treppenturm des Schlosses, aus Elbsandstein, schneckenförmig, Spiraltreppe, im Schlossinnenhof.

Napoleon war auch in Torgau. Torgau war für Napoleon interessant wegen seiner strategischen Lage an der Elbe.

Auch mein geliebter Heinrich Schütz (sein Wand-Kalender 2022 aus dem Schützhaus in Weißenfels hängt an meiner Wand) war im Schloss zu Torgau, er hatte seine Oper Daphne in einem Schloss-Flügel uraufgeführt, es war 1627 die erste deutschsprachige Oper.

Damit ist Torgau für mich eine Stadt der Sprache, die Stadt der deutschen Sprache! Nicht nur hat dort Martin Luther die erste reformatorische Kirche eingeweiht, nämlich die Schlosskirche Torgau, in der endlich in deutscher Sprache gepredigt wurde, sondern in Torgau wurde auch deutschsprachige Musik zuallererst uraufgeführt.

Zudem die erste deutsche Messe durch Johann Walter, zusammen mit Luther.

Vom Turm des Schlosses Hartenfels (Hausmannsturm) konnten wir die schöne große, ruhige Elbe sehen, geniale Aussicht, wunderschönes Wetter. Das Lapidarium (Gewölbe unter dem Schloss) hatte noch zu.

Wir aßen beim Italiener an der Alltagskirche (früher Kloster) und tranken später Bubble Tea.


3 Antworten auf “Schuster Orgel St. Marien Torgau/Elbe”

  1. Andreas Friedrich

    Eine interessante Orgelinformation in Wort und Bild. Danke, dass ich dies gemeinsam mit dir erleben durfte. Als Musikerin und Frau bist du eben eine Klasse für sich!

  2. Alexander Abs

    Ann- Helena Schlüter gibt nicht nur sehr interessante verbale Informationen zu dieser Schuster- Orgel zu St. Marien in Torgau, sie verbindet das Gesagte auch auf kluge Weise mit einigen Registervorführungen. Eine Orgel mit einem absolut ansprechenden Klangbild!

  3. Sehr ausführliche und spannende Orgelinformation, gelungener Reisebericht. Ansprechende Videos. Beeindruckend: die Organistin im Glaskasten vor dem Spieltisch

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