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23. Juni 2025

Foto: Historische Franciscus Volckland Orgel 1751 ev. Kirche Elxleben St. Peter und Paul

Es war sehr schön, 7 historische Orgeln und 7 phantastische evangelische alte Kirchen bei Arnstadt in Thüringen im Ilm-Kreis in diesen Tagen kennengelernt zu haben:

August Witzmann Orgel Witzleben (ernsthaft) – saniert

August Witzmann Orgel Riechheim – saniert

Schulze-Witzmann Orgel Osthausen – NICHT saniert

Johann Daniel Schulze Orgel Ellichleben – saniert

Franciscus Volkland Orgel Elxleben – NICHT saniert

Johann Caspar Holland Orgel Osthausen-Wülfershausen – NICHT saniert

Johann Stephan Schmaltz Orgel Elleben – NICHT saniert

Viele dieser Orgeln und Kirchen müssen dringend saniert werden; einige sind schon saniert. Saniert wurden schon: Ellichleben, Riechheim und Witzleben. Die anderen brauchen dringend eure Spenden für Sanierungen. Die Kirchen allein sind damit überfordert und brauchen daher eure Hilfe. Ich gehe in den nächsten Blog-Einträgen genauer darauf ein, was passiert ist und was gemacht werden muss.

Disposition und Fotos:




22. Juni 2025

Foto: Historische Schulze Orgel 1776 Ellichleben

Mein Konzert um 20 Uhr gestern zur Sommersonnenwende war schön und sehr gut besucht, die Kirche war voll, über 110 Leute. Wunderbare, samtig-trockene Akustik. Durch die vielen Menschen wurde die Akustik dann ganz trocken. Danach gab es für alle Sekt und lecker belegte Brote.

Ich bin die erste Frau seit Beginn der Konzertreihe, also seit 15 Jahren (!), die hier konzertiert hat. In Deutschland gibt es noch unzählige Konzertreihen, die hauptsächlich Männer besetzen.

Auch Orgelbau Schönefeld aus Stadtilm waren da, die die Orgel saniert haben. Bereits im nahen Dornheim habe ich in Bachs Traukirche die Schönefeld-Orgel gespielt. Bach ist dann sicher mal durch Ellichleben hindurch gekommen? Jedenfalls spüre ich ihn.

Besonders schön finde ich das Nachthorn 4 und das Glockenspiel. Und natürlich den Tremulanten.

Im 19. Jahrhundert bekam die Schleifladen-Orgel neue Manualklaviere von Orgelbau August Witzmann aus Stadtilm, und einige neue Register. Witzmann hat hier in der Gegend wunderbare romantische Orgeln gebaut, u.a. in Greußen, Witzleben und Riechheim, die ich spielte. Witzmann erinnert mich manchmal an Orgelbau Ratzmann.

Dann kam der Krieg und forderte die Zinnpfeifen im Prospekt. Wieso werden Pfeifen plötzlich kriegswichtig?

Die Firma Eifert wurde die Nachfolgefirma von Witzmann und besorgte noch im Krieg den zinkenen Ersatz für die Kriegslücken, reinigte und elektrifizierte die Orgel.

Ich freute mich auf mein Konzert heute zur Sommersonnenwende.

Warum Sonnenkonzert?

Die Abendsonne scheint gegen 21 Uhr durch die Fenster neben der Orgel und bringt die Sonne an der Spitze des Kanzelaltars zum goldenen Leuchten, ein wunderbarer Licht-Effekt, der echt toll ist.

Wenn man die schlichte evangelische Dorfkirche betritt, die 1770 und 1777 ohne Schäden zwei Brände überstanden hat, ist man erstaunt über ihre prunkvolle Ausstattung: Die zweigeschossigen Emporen sind rosa, blau und türkis mit geheimnisvollen, knarzenden, alten Treppen und mit bunten Wappen und Blumen bemalt und betonen die Stimmung im Raum und im Langhaus. Die Brüstungsfelder sind mit Rankenornamenten ausgestattet. Der Taufstein ist aus dem 15. Jahrhundert.

Über all dem thront die weiße Orgel mit goldenen Engeln. Die Orgel gehört wie eine weitere Girlande zur Kirche. Sie ist geschmückt mit Intarsien und breiten Registergesichtern. 

Die Bänke sind weiß-türkis. Es gibt eine Glasloge. Es ist manchmal gut, wenn Kirchen erst mal kein Geld haben, denn so konnte der Zeitgeist die Orgel in den DDR-Zeiten nicht brechen. Sie musste nur warten, dass sie wieder entdeckt wurde.

Viele Orten rings um Arnstadt im Ilm-Kreis heißen hier „Leben“: Elleben, Ellichleben, Bösleben, Elxleben, Witzleben…

Disposition und Fotos:




21. Juni 2025

Foto: Schulze Orgel 1776 Ellichleben Kirche, Kirchgemeindeverband Elxleben-Witzleben, Thüringen

Die schöne, edle, weiße Barockorgel, HW, OW und P, 2010 von Orgelbau Schönefeld saniert, gefällt mir sehr gut. Das HW ist unten.

Die Kirche ist schlicht und liebreizend mit Mansarddach, Bruch-und Quadersteinen. Vor der Kirche steht ein Stein mit der Jahreszahl 1734.

Um 1960 wurde das mechanische Instrument durch Vandalismus zerstört. Die Orgel schwieg. Sie hatte viel ertragen und leiden müssen. Krieg, Wasserschäden, Vernachlässigung. Es dauert und gehört viel dazu, bis man eine Orgel so kaputt bekommt, dass sie komplett schweigt und verstummt.

Die Pedalklaviatur wurde abgehängt und zusammen mit der Orgelbank weggestellt. Das wertvolle Pfeifenwerk im Inneren war absolut vernachlässigt worden. So konnte niemand das schöne Instrument spielen.

Daraufhin gründete sich 2003 der bis heute existierende Förderverein zur Erhaltung der Orgel Ellichleben e.V. mit sehr engagierten und leidenschaftlichen Frauen um Beate Friedrich, die alles für ihre Kirchen und Orgeln tun.

So gelang es dank staatlicher und kirchlicher Förderung ab 2006, dass nach Jahrzehnten Schweigen und Baustelle seit 2010 die Orgel wieder singt in ihrem prächtigen, barocken Gehäuse. Denn die Kirche war ebenfalls saniert worden und die Orgel wurde als Denkmal-Orgel eingestuft. Es ist bis heute ein Wunder, dass die Orgel gerettet werden konnte. Andere Kirchen warten bis heute auf ihre Rettung!

Es war ein steiniger Weg, denn das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege machte den Damen viel Kopfzerbrechen. Aber man war auf dessen Geld angewiesen.

Disposition und Fotos:




20. Juni 2025

Foto: Zierenberg Orgel (und ihr kleiner, zum Fisch mutierter Engel)

Ich bin unterwegs nach Ellichleben bei Arnstadt, Thüringen, zum nächsten Konzert an die wunderschöne Johann Daniel Schulze-Orgel von 1776, 2 M: Das Sonnenkonzert in der ev. Kirche „Zum Frieden Gottes“ von 1720, um 20 Uhr. Morgen. Die Konzertreihe Sonnenkonzert gibt es bereits seit 2010 – denn 2010 wurde die Orgel für 150000 Euro von Schönefeld saniert.
Es ist meine 6. Schulze-Orgel, drei von Johann Friedrich und drei von Johann Daniel.


Disposition und Fotos:


Sonnenkonzert Ellichleben Plakat



Daheim im Garten habe ich 12 süße Solarlichter eingesteckt. Ich glaube, es ist etwas übertrieben.

In K 21/2 haben wir nun einen neuen großen Verteilerkasten eingebaut für Drehstrom, für die Orgel. Dafür mussten wir meißeln, was für unglaublichen Dreck sorgte. Der rote Ziegelsteinstaub flog bis zum Mond und zurück, und selbst das Universum trägt seither eine stinkende rote Staubperücke:

Stemmen und verputzen. Die Kunst der Fuge im tatsächlichen Martin Perscheid-Stil.



17. Juni 2025

Foto: Helbig Orgel

Heute erinnere ich an Karen Read. Wahnsinn, was wir in dieser Welt für Justizsysteme haben.

Wenn ich spiele und übe, ist es, als hätte ich eine Art „Wegmacher“ – als würde ich mit einem großen Radiergummi alles löschen, was auf dieser Erde falsch läuft. Ein Heilmittel oder eine Salbe.

Anbei die neue teure Breitkopf Bach-Ausgabe 🤣:


16. Juni 2025

Foto: Helbig Orgel

Historische, mechanische Scherer Orgel St. Marien Kirche Hansestadt Stendal, Altmark, Sachsen-Anhalt, 3 M, 2700 Pfeifen, 38 R

Rote Backsteingotik am Marktplatz, 2 hohe Türme (82 m hoch), dreischiffige Hallenkirche, 12 Glocken. Auf der schmalen Westempore aus Holz, reich und schön kindlich bemalt, steht die große alte Orgel, mysteriös schief, pure Handarbeit, 2 große Pedaltürme. Unter der Orgel befindet sich die hanseatische astronomische Uhr von 1856 / 1977.

Sehr schön sind die Kanzel von 1844 und der auffällige Taufstein von 1474. Sehr schön sind auch der goldene hohe Flügelaltar von 1470 und die großen roten Pfeiler.

Die Kirche wirkt angenehm kühl, rot und hell. Es ist meine erste Scherer-Orgel. Es gibt noch eine weitere im nahen Tangermünde in St. Stephan. Der rote Dom St. Nikolaus mit seinen großen Fenstern, nicht weit weg, besitzt ebenfalls 2 Türme und wird renoviert. Der „anonyme“ Prospekt der Dom-Orgel erinnert mich stark an Scherer, die alte Orgel jedoch zerstört, nun mit Schuke Potsdam bestückt.

Die alten Pfeifen lösen bei mir eine angenehme Gänsehaut aus. Dass die Orgel dringend saniert gehört, sieht man jedoch auch. Sie erinnert mich ein wenig an die Orgel in der Marienkirche Rostock, die auch dringend saniert werden muss.

Die Scherer-Orgel hat sehr gelitten unter Feuer, Krieg und Umbauten. Bereits seit 2011 soll die Orgel renoviert werden! Bitte spendet.

So war das Roland-Fest im vollen Gange, als ich kam. Die arme Marien-Kirche schien dicht umrundet von muslimischen Shops und Buden heidnischer Art, in denen Buddhas, „magische“ Steine und Ketten, Stofftier-Fratzen, Alkohol und alle Sorten Fleisch angeboten wurden. Die kleine beschauliche Stadt umgeben von Strassendörfern aber freute sich auf das Fest. Gottesdienste gibt es kaum noch. Sonntag morgen sucht man vergeblich nach einem in den ev. Hauptkirchen.

Scherer Orgel Stendal


15. Juni 2025: Meinen nicht 🔥. (A.H.S)

Foto: Letzte Helbig Orgel 1737 Eichstedt 2025

Es war sehr schön, hier zu spielen. Die Presse war auch da: Altmark Zeitung und Volksstimme. Die Orgel erinnert mich an eine italienische Orgel.

Sie ist sehr schmal und kompakt und nicht leicht zu spielen, zudem keine Spielhilfen. Manual und Pedal sind begrenzt und eng. Es ist ein Jonglieren buchstäblich. Das Manual ist geteilt, so dass man die Oboe unten begleiten und eine gewisse Zweimanualigkeit herstellen kann.

Die große, schlichte Kirche im gepflegten Friedhof im idyllischen Dorf hat eine große Anziehungskraft.Die Akustik ist samttrocken, die Orgel klingt hell, zart und ausgeglichen; wunderschöne Oboe – und Fagott 16 im Bass! Und ein reich bestücktes Pedal. Die kindlich mit Blumen gemalten Holzdecken-Balken (Bach lässt grüßen) geben ihr übriges dazu. Barocker Klang. Es gibt ein Sperrventil und eine Pedaltrennung.

Die Disposition ist hier zum ersten Mal im Netz.

Die hübschen einfachen Holz-Emporen stammen von 1757 und 1761 mit gemalten Wappen.

Die Dorfkirche besitzt eine Bronzeglocke von 1230 mit der Aufschrift; „IHS LAA XPS AwG • Sancta maria + sca • katerina + Sct. Pancrativs + Dvm • sonat hoc • signvm • fvgiat pcvi • ome malignvm •“ (dum sonat hoc signum, fugiat procul omne malignum). Die beiden anderen Glocken von 1931 wurden in Erfurt gegossen.

Die hölzerne Kanzel stammt von 1724, das hölzerne Kruzifix von 1624, der Strahlenkranz von 1460 und der polygonale Korb ist mit gedrehten Ecksäulen und Gemälden der Evangelisten in den Füllungen von 1724.

Ich übernachtete im Hotel Bahnhof in Stendal und aß im KORFU.




14. Juni 2025: … und alles mögliche andere … (J. Nestroy)

Wie zB die Musik. Und Instrumente. Bin wieder in der schönen Altmark angekommen. Ich liebe Sachsen-Anhalt.

Ich freue mich auf die jüngst original restaurierte, kulturhistorisch bedeutsame Johann Georg Helbig Orgel von 1737, letzte ihrer Art, des Förderkreises St. Katharinenkirche Eichstedt (nicht zu verwechseln mit Eichstätt), unterstützt von der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, der Stiftung Orgelklang, durch Spenden und Orgelpfeifen-Patenschaften. Es brauchte rund 160000 €, da die Orgel klein ist.

Wie ihr wisst, liebe ich sanierte, historische Orgeln, vor allem, wenn sie noch etwas verborgen, vergessen oder unbekannt sind und ich ihre Dispositionen zum ersten Mal im Netz präsentieren kann. Diese Orgeln sind unser Erbe. Wer weiß, wie sich unser Land noch verändern und wie lange es diese Orgeln noch geben wird. Die Eichstedter Kirche ist eine Augenweide und das Instrument ein Kleinod, von Schuke (Werder) saniert.

Für manche sind diese Denkmal-Orgeln irrelevant, weil für sie nur Größe, Macht und Lautstärke zählen, was eine komplett unmusikalische und dumme Einstellung ist. Es ist eher die Einstellung, die viele Männer gegenüber Autos haben: Möglichst groß, möglichst dick, möglichst teuer. Genauso denken viele, die irgendwie an der Orgel tätig sind.

Es ist meine erste Helbig-Orgel. Helbig stammt aus Tangermünde an der Elbe (S-A).

Ich übernachte im Hotel in Stendal.


12. Juni 2025: Doch göttlich ist die Musik ❤️

Heute erinnere ich an Elfrida André, Domorganistin in Göteborg, Schwedens erste Frau in dieser Position:

Ist es nicht erstaunlich, dass Frauen so lange kämpfen mussten?

Die Goldberg-Variationen sind ein beautiful Zungenbrecher in vieler Hinsicht.

Mein erster Rosen-Garten: