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Liebfrauenkirche-Halberstadt

Tastenschwemme und Gedankenband. (AHS)

16. April 2023: Manche meinen, über Orgeln urteilen und entscheiden zu können, ohne sie je gespielt zu haben. (AHS)

Schwemmend legt Gedankenband den Ton.
An schwarzen Samtbändern Klang hinunter
in den Abgrund von Seelen.
Die Antwort summt aus der Tiefe:
Singt frei, singt frei! (AHS)

Heute erinnere ich an Eugenie Marlitt.

Foto: Halberstadt

Orgel & Klavier: Orgel plus by One

Sehnsuchtsort Orgel

Das Konzert in Frechen bei Köln gestern war sehr schön, Eintritt 15 €. Das Konzert war in zwei Teile gegliedert. Vor der Pause spielte ich einen Klavierabend (auswendig) mit Chopin Etüden und Balladen, Beethoven Waldstein-Sonate und meinen Himmelsliedern auch mit Gesang, nach der Pause ein Orgelkonzert mit Bach, Mozart, Reubke und Schlüter. Die roten Stühle wurden dementsprechend für das Publikum drapiert.

Es wurde aufgenommen. Es gab eine schöne kleine Anlage und gute Mikros. Die hübsche Kirche wurde mit großen Strahlern und silbernen hohen Kerzenständern beautiful ausgeleuchtet, in der ersten Hälfte mit rosa Farben, in der zweiten Hälfte rot. Eine liebe ukrainische Dirigentin hat mir oben an der Orgel geblättert.

Es war das erste Orgelkonzert in dieser Reihe. Premiere! Und ich habe diese schöne Orgel auch zum ersten Mal ins Netz gestellt.

Das Konzert wurde sehr schön moderiert, in der Pause gab es Sekt, ich habe viele CDs verkauft. Ich habe auch moderiert, da ich es liebe, mit dem Publikum zu interagieren. Ich erzählte von meiner Familie, von meinen Komposition und meinem Leben. Es gab Standing Ovations.

Es sind auch ein paar meiner „Edelfans“ gekommen, wie der Veranstalter sie nannte, einer fuhr 700 km, um mich zu hören, dann kam auch ein seltsames Grüppchen, ein alter Riese mit Sonnenbrille, um unerkannt zu bleiben, und einer Neo-Windjacke in Orange. Sein Kumpel trug Vollglatze und wirkte verlegen. Die Dritte im Bunde wirkte eher im Schatten der restlichen Edelfans.

Für mich ist es nicht immer einfach, von Klavier  direkt zur Orgel zu wechseln. Der Switch ist doch immer noch enorm, obwohl es besser geworden ist. Es ist eine Mind-Sache. Da ich aber in der Pause mit dem Publikum und den CDs beschäftigt war, konnte ich mich nicht genug auf die Orgel umstellen mindmässig.

Was ist der größte Unterschied? Am Klavier bin ich ein virtuoses Rennpferd, völlig abgetaucht. Ich schließe viel die Augen. Ich spiele auswendig usw. An der Orgel muss ich mich massiv an die Kandare nehmen. Für die Orgel bracht man eine ganz andere, eine stoische Konzentration, ein anderes Gehirn.

Ich teile ja ohnehin mein Gehirn so oft auf: Lyrik, Klavier, Komposition, Schreiben, Orgel… Und Üben.

Am Klavier habe ich ein total anderes Gehirn. Ich spiele so schnell, dass es direkt an meinem Gehirn vorbei geht, ich weiß selber nicht, was ich da mache. Aber an der Orgel muss ich mich zügeln. Denn die Orgel macht das nicht mit. Viele Organisten sind ja so stoisch, dass es zum Davonlaufen langweilig ist. Daher ist es gut, dass jemand Wildes die Orgel erobert. Aber ungezügelt geht es absolut nicht!

Zudem wenn die Akustik durch das Publikum sehr trocken wird.

Aber bei meiner eigenen Komposition konnte ich mich wieder verausgaben. Das machte enorm Spaß. Mein „Schlüter“ kam sehr gut beim Publikum an. Danke an alle! I love you! ❤️❤️

Barbara Dennerlein on Hammond

76. Greifswalder Bachwoche „Bach illuminiert“, Samstag 18. Juni 2022, 20 Uhr, ev. St. Jacobi

Es war ein bewegender Moment, Barbara Dennerlein das erste Mal live im Konzert zu erleben, und noch dazu von der ersten Reihe aus.

Die Kirche war ungewöhnlich beleuchtet in rosa und violetten Farben und mit abendlich-gemütlichen Strahlern, beinahe heimelig. Mit Blick nach vorn, auf die kleine erbaute Bühne, ähnlich wie die eines Jazzkellers, stand zierlich im Rampenlicht die Hammondorgel und zog alle Blicke auf sich.

Die Orgel wurde extra für dieses Konzert geliehen. Die schmale und extrovertierte, sehr authentische, kaum gealterte Barbara Dennerlein eroberte dieses wackelig wirkende Podest majestätisch, ihre großen, schmalen Füße in extravaganten Orgelschuhen steckend.

Vor jedem ihrer Songs gab sie ein kleines Intro, berichtete, wie das Stück entstanden ist, wie es heißt und warum (es gab kein Programm), und schmückte stets, spontan wirkend, ohne Zettel oder Notizen, private Randbemerkungen aus ihrem Leben hinzu, meist in witziger Art, so dass das Publikum schmunzeln und auch gedämpft lachen musste.

Was jedoch besonders bemerkenswert war, war die Tatsache, dass sie auch sehr authentische, beinahe „peinliche“ Dinge dabei preisgab und sich dafür nicht zu schade war. Dadurch gab sie einen bescheidenen Eindruck, so als würde sie daheim im Wohnzimmer für Freunde spielen.

Ihr Spiel war natürlich, besonders anfangs, optisch sehr interessant, zu betrachten, wie ihre großen Hände und Füße stets schwingend und rhythmisch akkurat und virtuos die Hammond Orgel zum Singen brachten.

Jazzig und virtuos improvisiert spielte sie solo, wie eine Band, was eine enorme Leistung und sehr anstrengend ist, als Solo-Entertainerin, Bass und Schlagzeug und Melodie, alles auf einmal allein auf einem doch recht limitierten Instrument zu verkörpern.

Ihre Füße waren das Schlagzeug, die Dirigentin. Sie gaben den Puls, den Drive vor, peitschten sie vorwärts. Es wirkte jedoch immer verspielt und „easy going“, sehr relaxed. Nach einer gewissen Weile jedoch (das Konzert war sehr lang), wiederholten sich die Klänge und ähnelte sich der Stil so sehr, so dass die Lieder, egal, wie sie hießen, miteinander verschwammen zu einem sehr langen Lied, das einschläfernd wirkte, vielleicht auch der späten Stunde und dem entspannten Licht geschuldet: Bach illuminiert. Wobei Bach gar nicht gespielt wurde.

Es wurde eine Art Hintergrundmusik, man wünschte sich ein Glas Martini oder etwas zu knabbern. Dieser Art Musik über eineinhalb Stunden allein als Musikgenuss zu inhalieren, war trotz aller Improvisation, Verspieltheit und Jazz anstrengender als gedacht.

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