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7. März 2022

Denke nicht, deine Stimme bewege nichts. (Kate Sheppard)

Happy Women’s Day!

Zitat einer Frauenrechtlerin. Ihr Konterfei ziert die Zehn-Dollar-Note Neuseelands. Leider war ich noch nie in Neuseeland.

Heute erinnere ich an Claire Mc Cardell, Modeschöpferin, die sich für bequeme Kleidung einsetzte.

Foto: Stadtkirche St. Marien Torgau

Die Renaissancestadt Torgau an der Elbe liegt auf der Bahnstrecke Halle-Cottbus, mit der S-Bahn ca. eine Stunde von Leipzig entfernt. Wir sind mit dem Auto gefahren, im wunderschönen Wetter, über Land. Man fährt an der Leipziger Messe vorbei und dann über sehr viele Dörfer und Felder und Alleen um Eilenburg, die fast alle mit …witz oder …nitz zu enden schienen, Jesewitz, Pehritzsch, Schkeuditz… Das sind alles unglaubliche Namen, die man sonst nirgendwo so angehäuft lesen kann. Torgau (Markt) klingt hier schon fast… normal. Es dauert recht lange, bis Torgau auf den Schildern auftaucht. Zudem gab es auch noch eine Umleitung (wie fast immer, wenn ich irgendwo unterwegs bin, dann taucht garantiert ein gelbes U auf). Wir hatten sehr schönes Wetter, als wir schließlich und finally in Torgau ankamen. Die prunkvollen Straßen mit den schönen alten Häusern gefielen mir sofort. Wertvolle Renaissance-Gebäude. Die Kürfürstliche Kanzlei. Die historische Superintendentur. Gelehrtenschule. Priesterhaus. Häuser mit Wappen. 500 Baudenkmale aus Spätgotik und Renaissance. Die schöne Spitalstraße, die Bäckerstraße, die Fischerstraße zum Markt, die wunderschöne Pfarrstraße und die schöne Straße Wintergrüne mit den gelben Häusern, der Marktplatz mit der Mohren-Apotheke und dem Brunnen und mit dem neuen Rathaus, ein wunderschöner Runderker an der Seite (Anna von Dänemark), die Reste der Nikolaikirche (es wird über Sanierung nachgedacht). Hier wurde endlich in deutscher Sprache gepredigt, Justus Jonas predigte hier, ein Zeugnis der Reformation. Könnt ihr euch vorstellen, dass vor der Reformation so gepredigt wurde, dass kein Mensch irgendetwas verstand? Wo doch die Predigt so wichtig ist? Kein Wunder, dass man den armen Bürgern teuren Ablass andrehen konnte, denn das Evangelium wurde nicht gepredigt, jedenfalls nicht verständlich (und wahrscheinlich sowieso überhaupt nicht).

Man kann sich richtig vorstellen, wie hier Kutschen fuhren, wie Kinder auf den Straßen spielten. Berühmt war auch die Torgauer Tuchmanufaktur. Als mein Papa hier Kind war, war das noch in der Weimarer Republik (bis 1933). Noch lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Es gab kaum Autos, kein Internet, keine S-Bahn. Die Eltern meines Papas hatten ein Geschäft. Sie waren nicht in der Musik. Torgau ist eine Musik- eine Sprache- eine Lutherstadt.

Die Lutherstadt Torgau wurde nicht zerstört, da sich hier die Truppen getroffen haben. 1945 fand hier an der Elbe die erste Begegnung der US-Truppen mit denen aus der Sowjetunion statt. Das Ende des Krieges. Man fühlt noch die Geschichte, wenn man hier durch die einsamen Straßen schlendert, die (wegen Corona?) leer sind. Wir waren im Restaurant “Herr Käthe”, aber ich möchte gern im Sommer wieder hin, wenn man draußen sitzen kann und auch die Katharina-Luther-Stube und die Galerie auf haben ab April. Es gibt auch eine katholische Kirche. Torgau gilt als “Amme der Reformation”.

Mir gefiel sehr der Bärengraben, die beiden großen süßen, alten, verschlafenen Bären (eigentlich müssten sie im Winterschlaf sein). So gemütlich faul wie diese sind – das wäre ich gern. Im Himmel?

Besonders schön war es im Haus der Familie Noll, er Musikmathematiker in Barcelona, sie Künstlerin und Restauratorin, ein sehr gebildetes Paar, das in einem Haus wohnt in der Pfarrstraße aus dem Jahr 1540, ein Haus, wie Martin Luther betreten haben muss, überwältigend besonders und faszinierend, ein Haus, wie auch mein Papa bewohnt haben muss, mit alten Böden, Mosaik, Steinen und Türen. Wir wälzten viele Geschichtsbücher zu den Bauwerken in Torgau und aßen der Fastenzeit entsprechend Datteln mit Schinken, Käse und Orange. Und es gab einen alten, kleinen Blüthner in der Ecke.

Das perfekt erhaltene Schloss Hartenfels ist ein Highlight in Torgau, das Schloss zu Torgau; gerade von der Elbe sieht das Schloss wunderschön aus, weiß-rot. Der Große Wendelstein ist der hohe gelbe, mit Fresken und Reliefs geschmückte Treppenturm des Schlosses, aus Elbsandstein, Spiraltreppe, schneckenförmig, im Schlossinnenhof. Napoleon war auch in Torgau. Torgau war für Napoleon interessant wegen seiner strategischen Lage an der Elbe. Auch mein geliebter Heinrich Schütz (sein Wand-Kalender 2022 aus dem Schützhaus in Weißenfels hängt an meiner Wand) war im Schloss zu Torgau, er hatte seine Oper Daphne in einem Schloss-Flügel uraufgeführt, es war 1627 die erste deutschsprachige Oper. Damit ist Torgau für mich eine Stadt der Sprache, die Stadt der deutschen Sprache! Nicht nur hat dort Martin Luther die erste reformatorische Kirche eingeweiht, nämlich die Schlosskirche Torgau, in der endlich in deutscher Sprache gepredigt wurde (1544 von Martin Luther selbst kurz vor seinem Tod eingeweiht), sondern in Torgau wurde auch deutschsprachige Musik zuallererst uraufgeführt (Schütz) und die erste deutsche Messe musikalisch gefeiert (Johann Walter zusammen mit ML).

Vom Turm des Schlosses Hartenfels (Hausmannsturm) konnten wir die schöne große, ruhige Elbe sehen, geniale Aussicht, wunderschönes Wetter. Das Lapidarium (Gewölbe unter dem Schloss) hatte noch zu. Wir aßen beim Italiener an der Alltagskirche (früher Kloster) und tranken später Bubble Tea.

“Torgaus Bauten übertreffen in ihrer Schönheit alle aus der Antike.” (Martin Luther)

Torgau war für Katharina von Bora ihre erste und letzte Station ihres (bürgerlichen) Lebens.

Wunderschöne Gemälde von Lucas Cranach d.Ä. in Marien und Schlosskirche, und der berühmte Kanzelkorb in der Schlosskirche.

Schöne helle Kirche St. Marien. Luther war ca. 60-100 x in Torgau.

Neu: Schlosskirche Torgau

Neu: Stadtkirche St. Marien Torgau

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