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24. Dezember 2019

Marienkapelle Kevelaer Teil 2

Blessed Christmas

Gesegnete Weihnachten 🙂

Was macht Spaß, an den großen Orgeln zu spielen? Auf die Größe einer Orgel kommt es dabei allein gar nicht an. Natürlich ist es schön, mit der großen, dramatischen, deutsch-romantischen Seifert-Orgel auch entsprechend mächtig zu spielen. Aber das ist nur ein Effekt. Man kann den zarten Streicherchor mit nur einem Knopfdruck betätigen (chooses stops blind), den Flötenchor (puffig wie dicke Kissen oder Puffärmel), den Gambenchor (Streicher, sehr laut, da Hochdruck-Gamben) und den Prinzipalchor.

Das Oberwerk (2. Manual von unten) besitzt brillante Solostimmen, die lauter sind als die entsprechenden im Hauptwerk, dem ersten (untersten) Manual. Beispielsweise ist der Prinzipal 4 im OW viel lauter als im HW (Solo-Devision). Die Flauto Dolce im OW spielt sich wie Creme und klingt herrlich und butterweich, die Flauto Harmonique zusammen mit dem Nasard 2 2/3 (OW) klingt exotisch. Sehr schön ist auch die Clarinette im OW, sie klingt wie eine wirkliche Klarinette, nicht wie ein Fake. Toll ist auch die Schalmei im OW, eine Zunge. Und die Zungenbatterie und das Chamadewerk in französischer Manier von Romanus Seifert.

Von Register-Namen darf man sich nicht verwirren lassen. Manche heißen Horn und sind Flöten, andere heißen Pfeife und sind Zungen.

Mozarts Flötenuhr auf dem Fernwerk (4. Manual) zu spielen ist eine Wucht (Traversflöte 4 eine Oktave tiefer). Die Traversflöte 4 im Fernwerk trillert wie ein Wellensittich, dazu ihr “Mate” Quintatön 8 oder Serafon 8 oder Cor anglais 8. Die Traversflöte 4 klingt zudem sehr schön zusammen mit Celesta oder Waldflöte. Die Traversflöte 4 ist auch allein einfach outstanding.

Die Orgel-Bänke haben hier alle eine Lehne, das gefällt mir. Das Pult lässt sich weit nach vorn verschieben. Ein Rückpositiv gibt es nicht, was ich erstaunlich finde. Das Rückpositiv hat ja wie in der Oper die Solisten nach vorn geholt. Doch hier sind die Solisten auch ohne Rückpositiv sehr präsent.

Doch wie lieblich klingt Mozart auch an der Chororgel, die mal ein Hochaltar war (wie auch die Orgel in der Beichtkapelle) mit der schönen Flöte im Schwellwerk.

Auch Mozarts Orgelwalze klingt hier toll und die Fantasie f-Moll. Ich mag auch sehr, wie Jean Guillou Mozart spielt.

Das Schwellwerk (3. Manual) hat besondere Klänge, Seraphonstreicher und einen sehr schönen Flötenchor: Rohrflöte 8 und 4, Seraphonflöten (Hochdruck, zwei Münder, a lot of Power), Concertflöte 8, Flaut amabile 8, Travers 4, Nachthorn 4 (Flöte), Flautino 2.

Mit das Wichtigste für mich an einer großen Orgel ist, dass die Orgel schöne Prinzipale hat, zudem viele schöne, verschiedene Acht-und Vierfüße und einen Flötenchor im Pedal. Die Prinzipale müssen wie Sprechstimmen sein, nicht schreien. Sie müssen Konsonanten haben, p-k – aber auch nicht zu starke, nicht sch-t. Man muss hören können, wo und wie die Pfeifen ansetzen und beginnen. Der Klang darf nicht zu flach, sondern sollte delikat und warm sein, auch nicht too bright, mit einem Crescendo nach oben.

Mit solch schönen Prinzipalen kann man jedes Bachstück spielen, ja, hier würde schon ein schöner Prinzipal 8 ausreichen. Hat man solche Prinzipale nicht, muss man ausweichen, was kompliziert werden kann. Auch im Pedal braucht es einen schönen Flötenchor, also mindestens einen Flötenbass 8, mindestens einen eleganten Vierfuß (Flöte 4) und einige kernige 16- und 32-Füße (Subbaß 16, Oktavbaß 16). Und man muss gut und schnell alles koppeln können. All dies hat die erstaunliche Seifert-Orgel zu bieten. Ich bin gespannt, Kleuker-Orgeln kennenzulernen.

Interessant: Exakt gerade als ich Guillous Mozartorgelwalze auf YouTube abspielte, sagte Mozart im Spielfilm: “Ich habe sogar für eine Orgelwalze komponiert!” I am a Pipe. Intoniert mich!

Lecker: Hier gibt es süße Pasta mit Birnen und Pflaumen. Und Pasta mit Gamben statt Garnelen. 🙂

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