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22. August 2019

Orgelsachverständige

“Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab. Und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Anführer, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.”

(Gustave Le Bon 1895)

Es ist erstaunlich, dass unter der Zielgruppe der Kurse zu Orgelsachverständigen der Kirchenmusikhochschule Heidelberg seit Jahren Organistinnen und Organisten überhaupt nicht erwähnt werden. Ist es nicht besonders wichtig für Organistinnen und Organisten, die mit den verschiedensten Instrumenten zu tun haben, genau zu wissen, wie eine Orgel funktioniert und gebaut ist? Es werden alle möglichen Leute in der Zielgruppe erwähnt, nur die wichtigste wurde vergessen oder bewusst ignoriert.

Für viele rund um die Orgel scheint der Beruf der Konzertorganistin und des Konzertorganisten nicht real. Dabei ist er real.

Die Orgel wird von Traditionen her oft eingeschränkt – eingeschränkt gedacht, gebaut, gespielt. Die Orgel jedoch ist sinnlich, braucht Tiefe, Entfaltung, Querverbindungen, Befruchtung.

Da Frauen so selten an der Orgel gefördert werden und offenbar nicht gleichgestellt sind, führen manche Kirchenmusiker extra “Frauen-Orgel-Tage” ein. Anstatt sie ganz normal zu integrieren. Als wären sie etwas Exotisches. 

Kirchenmusiker wie in dem Sinne der Zielgruppe hier gemeint sind Konzertorganisten jedoch wiederum nicht. (Dabei sind Organisten natürlich immer auch Kirchenmusikerinnen. Was sonst? Nicht-Kirchenmusiker?)

Genauso wie Pianisten, die über Klaviere und Flügel viel wissen, sollten auch Organisten zum Bau und zur Planung von Orgeln im künstlerischen Sinne hinzugerufen werden (können).

Weiterhin ist die Frauenfeindlichkeit in dieser Branche schlimmer als in anderen sogenannten “Männerberufen”. Da kommen auf Tagungen dieser Art (zB. in der Elphi) auf 300 Männer vielleicht 10 Frauen. 

Ich kann mir zudem vorstellen, dass es kaum Organistinnen gibt, die auch Orgelsachverständige sind. Wann wurden schon mal künstlerische Frauen zur Planung von Orgeln hinzugerufen?

Mich schreckt diese Frauenfeindlichkeit ab und nicht ab. Ab und zu. Aber das 2019!

Erstaunlich ist: Frauen bringen das Leben in die Welt, und gehen doch oft finanziell leer aus, jedenfalls laut den Rechnungen vieler Autoren und Autorinnen in Finanzbüchern, siehe Natascha Wegelin. Selbst der frauenfeindlichste Mann ist eventuell gut zu seiner Ehefrau (oder auch nicht), die ihm kocht, putzt und bügelt. Aber zu Frauen in Job und Karriere sind sie oft frauenfeindlich (da Konkurrenz); und werden Frauen schlechter bezahlt, weniger ausgewählt, müssen mehr kämpfen, geradezu genial sein. 

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