Startseite Nach oben
Volmerswerth Seifert Orgel

Es gibt keine falsche Taste. (AHS)

29. März: Gesegneten Karfreitag 2024!

Die Kartage, Trauertage. Stille. Und es wird Frühling. Der Heuschnupfen kitzelt in meiner Nase.

Die Rennradfahrer rasen wie Wespen um mein weißes Hollandfahrrad, wenn ich am Rhein fahre, sie sind vornübergebeugt mit zusammengebissenem Gesicht, die Testosteronwolke fliegt um sie her: Aus dem Weg! Wir Musiker und Musikerinnen finden es ja nicht immer leicht, Sport und Musik unterzubekommen im Leben. Sport ist nicht Mord, nein. Aber für mich ist Sport auf einem anderen Level, auf dem Level des Körperlichen, Irdischen, wobei natürlich immer alles im Leben Geist und Seele berührt. Musik und Literatur durchdringen jedoch das Irdische, Körperliche so viel intensiver für mich, als es Sport je könnte. Ich stelle fest, dass sich viele Menschen zwischen Musik und Sport entscheiden; und die weitaus größere Zahl wählt Sport. Was ich nicht verstehen kann. Die Sprache des Sports ist eine völlig andere als die Sprache der Musik. Musik geht direkt in die Seele, auch wenn der Körper ein Krüppel oder man im letzten Verlies wäre. Musik ist wie ein Messer, das durch alles Irdische und durch Eingeweide dringt; und gleichzeitig Heilung, Stille, Trost und Salbe; Musik und Wort eine Hilfe oder Brücke auf dem Weg in den Himmel.

Aber natürlich ist Musik nicht gleich Musik. 

Ich erinnere gern an besondere Menschen. Alle Menschen sind besonders. Heute erinnere ich an Simone Strobel, Opfer in Australien. Wusstet ihr, dass auf dieser Erde jeden Tag unzählige Frauen von ihren Partnern getötet werden? Allein in Amerika sind es jeden Tag drei Frauen. Südafrika besitzt die höchste Rate. Auch Deutschlands Zahlen der Femizide sind alarmierend. Aber die Gesetze wurden von Männern geschrieben. Ich empfehle den sehr guten Film “Der Fall Collini” (auch wenn die Filmmusik allmählich etwas plakativ wirkt). Wusstet ihr, dass noch um 1980 Gesetze geschrieben wurden von Männern in Deutschland, um Kriegsverbrecher ungeschoren davon kommen zu lassen?

Der Gründonnerstag war gestern Abend spannend, eine besondere Messe nur einmal im Jahr. Die Orgel schweigt ab dem Gloria, es wird währenddessen viel geläutet, geklingelt, geklappert und auf Holz geschlagen, ich war etwas erschrocken, denn für mich sind die intensiven Bräuche auf dem Land noch neu. Ab dem Gloria habe ich alle Lieder ohne Orgel angestimmt. Nach der Austeilung gibt es eine Prozession durch die Kirche, währenddessen wir singen. Mir gefallen die Lieder aus dem Gotteslob. 

Der Karfreitag ist noch besonderer. Der Chor singt. Und er hat sehr schön gesungen!

ps: Heute und morgen schweigen alle Tasten. Es gibt keine falsche oder illegale Taste; wieviel weniger Menschen.

Foto: St. Dionysius Düsseldorf