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Orgel St. Franziskus Xaverius Düsseldorf

134. Gedanke: Ich weiß gar nicht, warum meine Hände bestimmte Dinge tun. Sie greifen einfach nach den Noten. (Rostropowitsch)

Meine Hände greifen nach Noten und nach den Sternen.

Denn alles Kleine ist nah beim ganz Großen. Das Kleine öffnet die Tür zum Großen.

AHS

Ich höre Stokowski mit Rachmaninovs Klavierkonzerten, eine alte schöne Aufnahme. Rachmaninov läuft wild und virtuos dem Orchester davon. Ich liebe alte Aufnahmen, das Knistern – das ist für mich wie Musik und ASMR zusammen. Manchmal überkommt mich ein großes Jammern, wenn ich Klaviermusik höre – warum ich die Klavierwelt ein Stück weit “verlassen” habe? Die Schönheit. Und man wurde auf Händen getragen und geehrt. Aber ich bin Gottes Ruf gefolgt. Und ich liebe die Arbeit, die ich nun tue: Orgel, Kirchenmusik und Kirche. Doch manchmal überkommt mich diese Sehnsucht zurück, denn die Welt um die Orgel-Kirchenmusik ist keine einfache. Es gibt in dieser Szene (anders als in jeder anderen) tatsächlich Hater, die Bachs Goldberg Variationen für Kindergarten halten, die nur nach Größe und Knöpfedrücken schielen und die so unkünstlerisch sind, dass es mir den Atem nimmt. Ich finde, jeder Mensch hat normalerweise eine natürliche Künstlerischheit in sich und an sich, die Gott schenkt, denn Gott kann gar keine unkünstlerischen, unmusikalischen oder häßlichen Menschen erschaffen, denn er ist der größte Künstler, er lebt und atmet Schönheit. Aber ausgerechnet rund um Orgel, dem Kircheninstrument schlechthin, gibt es Männer, die böse und neidisch sind und dies tun: Jesaja 5:20 – und damit alles umdrehen, was Liebe, Kunst und an Schönheit erschaffen ist.

Ich glaube, es liegt daran, dass alle anderen Künstlerinnen Bühnenfieber, Anerkennung, Präsenz und Präsentierteller kennen und lieben und dementsprechend geprägt davon sind. Aber die Organisten sitzen meist unsichtbar an der Orgel und neiden schnell, was für normale Künstler normal ist.

Heute erinnere ich an Maria Katharina Kasper, Maria Ward und Brigitta von Kildare.

Düsseldorf ist schön und spannend. Oben auf dem drehenden Rheinturm essen und die funkelnden Lichter sehen. Die große schöne Johannes Klais Orgel in Franziskus Xaverius (siehe Foto). Und schön ist es, auf dem Deich spazieren zu gehen. Aber am schönsten ist meine Arbeit mit den drei Chören und den Gottesdiensten.

Ich habe viele neue Wörter kennengelernt, die ich witzig finde, zum Beispiel “schlörrig“ und “das ist kappes“. Und “kahl“ für nackt.

Ich erfinde selbst gern Wörter. Das ging schon als winziges Mädchen los. Mein erstes erfundenes Wort: Ich habe als kleines Kind, wenn ich aufs Klo ging, ” i .. bah” gerufen, so dass es sich in unserer Familie einbürgerte, Ibah statt (ihr wisst schon) zu sagen. Deswegen habe ich als Kind gedacht, dass dies der normale Begriff sei, wenn man groß auf die Toilette geht. Dass der Begriff von mir kam, wusste ich nicht.

So nenne ich (wie Schnecken ohne Gehäuse Nacktschnecken sind) Orgeln ohne Gehäuse nackt. (Ich könnte sie jetzt auch kahl nennen 😊) Oh, was! Und das Wort nackt ist bei mir nicht sexuell belegt – bei vielen Menschen ist dieses schöne Wort aber geradezu verdorben. Was aber nicht am Wort liegt.

Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob Menschen Gutes böse nennen oder neue Wörter erfinden. Gott liebt Kreativität und hat sich sicher gefreut, als seine ersten Menschen Tieren Namen gaben. Ich verstehe, dass neue Wörter andere Sichtweisen aufzeigen können und dies Menschen irritieren kann, die Angst vor Veränderung haben, und sei es nur im Kleinsten. Denn alles Kleine ist nah beim ganz Großen. Das Kleine öffnet die Tür zum Großen. Ist die Tür zum Großen.

ps: Ich lese über den sogenannten Synodalen Weg. Meine Gedanken hierzu teile ich mit, sobald ich mich ausreichend damit beschäftigt habe. Soviel schonmal: Es gibt im Leben Veränderungen, die gut, kreativ und sogar sehr wichtig sind. Und es gibt Veränderungen, die gehen in Richtung Jesaja 5:20 und sind daher nicht nur als falsch, sondern sogar als böse oder dämonisch einzustufen. Und zwar dann, wenn Menschen Gutes für böse und Böses für gut erachten. Zwischen Reformation und Jesaja 5:20 liegen also Welten. Aber heutzutage ist das Wort “böse” im deutschen Sprachgebrauch untergegangen und wirkt auf viele fast lächerlich oder gar “religiös”. Das englische Wort für böse, also evil, ist dagegen absolut in Gebrauch in allen englischsprachigen Ländern, und zwar bei weitem nicht nur im “religiösen Bereich”, sondern auch vor Gericht. Welches Wort statt böse soll ich nehmen, wenn nicht böse? Welches säkulare Wort? Und das Wort gut ist auch problematisch geworden. Sind die Wörter böse, gut und nackt, alle drei verdorben worden?

Andante B-Dur op. 17 Nr. 3 Carl Sauerbrey (1804-1847) Seifert Orgel St Dionysius Kirche Düsseldorf