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31. August 2021

Ich habe mein Feinsliebchen so lange nicht gesehen. (Der Zupfgeigenhansl, deutsche Wandervogelbewegung/Volkslieder, Hans Breuer)

Goldig, die alten deutschen Volkslieder, Leipzig 1915. Meine Wiesbaden-Gasteltern sind seit Jahrzehnten Volkslieder-und Chorfans: Hans Breuer, Musikstudent aus Heidelberg, schon mit 20 gefallen im 1. WK. Und dann Hermann Löns, der Heidedichter, 1914 gefallen. Liederdichtung „Der kleine Rosengarten“, Jena 1919, Komponist Fritz Jöde aus Hamburg. Die alte deutsche Schrift ist manchmal schwierig zu lesen.

Mein eigenes Werk kam in Wiesbaden sehr gut an. Entrückung spielte ich mit hellen Tönen und „letzter Posaune“. Kurz: Massive Zunge und Fernwerk (Brüstungsorgel) in Solo-Kombination. Da braucht man schon Ohren. Überhaupt braucht man für meine Werke Ohren. Menschen mit Tinnitus und Hörgeräten haben es da schwerer. Und alles immer selbst geblättert und registriert. Auch dann, wenn es keine Setzeranlage gibt, siehe Sauer-Orgel in Berlin.

Ich habe ja bewusst keinen Fernseher. Aber zu Besuch schaue ich dann manchmal ganz gern, vor allem Nachrichten. Was ich aber gestern wieder erfuhr, kaum, dass man mal fernsieht, ist erschreckend: Afghanistan und das entsetzliche Verhalten Frauen gegenüber. Im Grunde wird der weltweite (bei uns zivilisierte) Frauen-Haß durch massive Unterdrückung dort nur für alle sichtbar auf die Spitze getrieben.

Wie sieht die deutsche zivilisierte Frauenunterdrückung aus? Nun, die Anpassung ist der erste Punkt: Im Heute-Journal ist die Rede-Vormacht nach wie vor deutlich den Männern vorbehalten. Sie deuten, berichten und analysieren für uns Frauen mit. Sie haben alle Anzüge an. Wenn man hier als Frau „dabei sein will“, muss man ebenfalls irgendwie „Anzug“ tragen. Und am Ende kommt Männersport. Da kann die Welt zusammenbrechen, im Anschluss kommt Männersport. Der völlig bedeutungslos ist.
Innerdeutsche Flüge verbieten? Für Männer kaum vorstellbar. Eher muß die Welt untergehen.

In Berlin spielte ich auch einige Stunden in der Gedächtniskirche. Sehr geschichtsträchtig, in Charlottenburg. Tolle Karl-Schuke-Orgel, umgeben von leuchtendem Blau. Trotz großem Besucherandrang spielte ich Ritter auch tutti. Wir fuhren von St. Michael über die Jannowitz-Brücke (Spree) über die Friedrichwerdersche Kirche zum Auswärtigen Amt, zum Potsdamer Platz, zur welligen Philharmonie, dann beginnt der Bezirk Schöneberg, dann Botschaftsviertel. Dann Wittenberg Platz mit dem KaDeWe (Kaufhaus des Westens), über Tauentzien (Einkaufsstraße) zur Gedächtniskirche in Charlottenburg. Wir radelten auf dem Kurfürstendamm: Das westliche Pendant zur Unter den Linden. Der westliche Pracht-Boulevard bis zum Halensee (See). Am Savigny- Platz aßen wir im San Marino hausgemachte Bonbonnudeln mit Kapern und Spinat und tranken Sauvignon (roter Wein).
Der Lärm in Berlin ist schon bedenklich. Viele beten, wenn sie einen Krankenwagen hören. Mich macht der Lärm leider nur fertig. Die ganze Stadt scheint am Toben zu sein. Manche Leute haben keine Ohren am Gehirn.
Als wir mit unseren Rädern am Pariser Platz ankamen, waren da eine Kundgebung und Demo nach der anderen. Dazwischen schwarze Diplomatenwägen, Polizei, schreckliche Elektroroller voll ungelenker Touris, Rad-Kutschen mit dicken Touris, für die sich abgestrampelt wird, und wenn man ein Radl ausleihen will, muss man seine kompletten Daten dalassen. Ulrike kennt sich bestens aus und wollte mit mir einen Schleichweg fahren. Dazu fuhren wir durch eine Absperrung. Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Überhaupt wurde ich beim Radeln durch diese Stadt von einer Adrenalinwelle nach der anderen überflutet, weil Ulrike auch über rote Ampeln fuhr. Zuvor berichtete sie mir in aller Seelenruhe, wieviele Tote sie in der Stadt schon gesehen hätte. Atemlos durch die Stadt. Hielt ich mit ihr Schritt. Beziehungsweise Rad. Der Polizist vor Merkels Wohnung war besonders lustig. Man kann ja viel erzählen, dass Berlin nicht Bayreuth sei. Das muss man erst mal erleben, dass dem nicht so ist. Das muss erst nachvollzogen werden.  ps: Die Touristen-Restaurants kann ich nicht empfehlen.
Leider hab ich es nicht mehr geschafft, Hans-Olas Konzert zu hören.

Schukes Flaut douce ist auch spannend und selten.
Wenn Pfeifen fertig hergestellt sind, kommt ja noch kein Ton, sie krächzen höchstens. Sie müssen also erst zum Singen gebracht, vorintoniert werden: Kernspalte, Bärte, Stimmrollen, Aufschnitt. Überall liegen Geräte, Reibahlen. Und dann bin ich von Alexander Schuke direkt zu Karl Schuke gefahren: Gedächtniskirche.

She‘s always a Woman

Gedächtniskirche Berlin 2021

Schuke Orgelbau 

Das sind die Formen zur Herstellung von Pfeifenfüßen für 16-Fuß-Größe.


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