Startseite Nach oben

9. Juli 2021

Erntedank-Gemüse-Orgel im Kurort Bad Frankenhausen! (AHS)

Es war sehr schön, gestern an der wunderbaren, frisch restaurierten Strobel-Orgel im Kurort Bad Frankenhausen in Thüringen im Thüringer Orgelsommer das erste Konzert zu spielen – Nr. 1.

Morgen Nr. 2 an der großen Trost-Orgel in Waltershausen, ebenfalls Thüringer Orgelsommer. Ich bin gerade in Waltershausen (Theo und ich kamen um Mitternacht hier an), wo ich meine wunderbare CD bei audite Detmold aufgenommen habe, und übernachte wieder in der Ratsherberge direkt an der Kirche. Kann ich empfehlen. Die wunderbare Strobel-Orgel von 1886 in Bad Frankenhausen ist 2015-2019 für 600.000 € von Eule saniert und restauriert worden und ist die größte romantische Orgel in Deutschland, die in Thüringen gebaut wurde. Sie hat einen barocken Prospekt von 1703. Die Kirche ist ebenfalls von 1703. Die wunderbare Kantorin Laura Schildmann hat sich sowohl für die Restaurierung der großen Kirche als auch für die absolut notwendige Restaurierung der Orgel eingesetzt und dem Orgel-Freundeskreis (seit 2006) geholfen. Die sogenannte “Außenhaut” der großen barocken Steinkirche muss jedoch noch gemacht werden (herrliches Mauerwerk). Der Thüringer Orgelbauer Strobel hat in Thüringen sehr viele Orgeln gebaut, auch in den Niederlanden, Haarlem, und in anderen Ländern. Und sogar in Süd-Afrika, wer weiß wo?

Ich bin dankbar, die Erste gewesen zu sein, die diese größte Strobel-Orgel im Thüringer Orgelsommer frisch restauriert spielen durfte, noch dazu zum Jubiläum. 30. Thüringer Orgelsommer. Der Chef des Thüringer Orgelsommers, Theophil Heinke, hat zusammen mit der Kantorin das Begrüßungswort gesprochen. Es war auch der künstlerische Leiter von Orgelbau Eule aus Sachsen da.

Die Orgel wird auch “Gemüseorgel” genannt, da sie atypisch nicht nur mit Engelchen, sondern mit Pflaumen, Blumen, Zwiebeln und Gemüse dekoriert ist. Was mir gefällt. Kreativ. Eine Erntedankfestorgel.

Das Konzert wurde von TMR-Radio mitgeschnitten. Jens und Tommi.

Ich bin eine “Selbstregistrantin” und “Selbstblätterin”. Die Orgel hat natürlich keine Setzeranlage, und viele verwenden dann zwei Registranten. Was ich gelernt habe und meine Tipps und Hinweise für Selbstregistranten sind:

  1. Es ist Stress und Arbeit.
  2. Wissen und das Risiko kennen, dass die Register zu weit weg und unerreichbar sind, um allein noch etwas ändern (retten) zu können, wenn ein Register zu viel oder zu wenig gezogen wurde.
  3. Dass man gerade bei Solostimmen und Pedal sich auch spontan irren kann, was Lautstärken und Mischungen angeht (besonders wenn die Orgel noch fremd ist).

Nach meinen eigenen Stücken bin ich immer beinahe nass geschwitzt, da ich mich in einem intensiven Tanz mit der Orgel befinde. Die historische Orgel ist an sich durch die fünf Barker-„Maschinen“ (Die Barker sind kleine Bälgchen, die mit Luft gefüllt werden) viel leichter zu spielen als die Trost-Orgel (die zusammen mit Schwerin und Merseburg meine bisherig schwergängigsten sind). Man hört die Barker atmen. Allerdings trillert sie sich nicht so gut. Klebt. Das Pedal ist recht weit gezogen. Vorsicht vor dem tiefen C, nicht verwechseln mit der Außenkante. Besonders schön ist die Hohlflöte im HW (1. Manual), der akustische 32-Fuß, die Zungen und vielen Flöten und Achtfüße. Mein Programm hieß Verlangen und Sehnsucht mit Mendelssohn, Bach, Scheidt, Schlüter (zwei Werke von mir). Ticketverkauf war 18 Uhr. Es war ganz gut besucht. Es waren auch junge Leute da. Aufgenommen haben wir auch wieder Teile aus dem WTK Wohltemperiertes Klavier für Orgel. Ich habe auch CDs verkauft. Ich mag die Emporen, die bunten Register (braun für Pedal, blau für BW und OW, weiß für HW; mit Schweller, den man einhaken kann), den weißen Flammen bei den Pfeifen, Bibelspruchbänder, Deckenbemalung – und den roten Feuerlöscher – haha.

Wenn man die große Kirche betrifft und die Orgel von unten sieht, ist frau schon begeistert und berührt. Frauenpower hier mit der Pfarrerin. Unten steht auch eine kleine Strobel-Orgel. Ich freue mich auch auf meine Konzerte in Arnstadt und Dornheim, heute mit Arnstadt telefoniert.

Während ich die Bach-Aufnahmen anhöre hier im TMR-Radio, wird Techno nebenan gespielt. Krach am Bach. Oder besser Krach mit Bach.

Nach dem Konzert aßen wir in der Kirche, das war gemütlich. Ich vermisse manchmal die direkte Verbindung mit dem Publikum. Diese Connection. Das fällt mir schwer von so weit weg. Ich bin nach dem Konzert die vielen verwinkelten Treppen nach unten gelaufen. Ich liebe es, mich dem Publikum zu zeigen. Die Atmosphäre. Der Kontakt. Das Klatschen, die Blumen.

An sich liebe ich Barockorgeln etwas mehr, da sie “schärfer” sind, irgendwie, die größeren „Diven“, die es zu erobern gilt.

Lämna ett svar

Din e-postadress kommer inte publiceras.