Raffiniert ist der Herrgott, aber boshaft ist er nie. (Einstein)
Ich freue mich, hier am 3.10. zu spielen.
Nun bin ich in Hohenmölsen.
J.S. Bach – Präludium B-Dur BWV 866 WTK I Nr. XXI 21 in St. Petri Hohenmölsen, Ladegast Orgel, AHS
Mein Weg mit der Orgel (12): – kleiner Ausflug zwischendurch – morgen geht es weiter –
Heute war ein schöner, voller Tag, daher komme ich erst jetzt dazu, weiter zu schreiben. Denn heute hatte ich das Interview für den Wochenspiegel hier in Hohenmölsen in St. Petri – auch mit Video und Orgelspiel an der wunderbaren Ladegast Orgel, die ich ja schon kenne. Zudem habe ich auch eigene Videos dort gemacht, siehe oben. Es kommen noch mehr Videos.
Es war eine schöne Ladegast-Zeit, diese drei Tage hier, mit vier wunderbaren Ladegast-Orgeln. Morgen fahre ich heim.
Besonders schön war das Spielen heute an der wundervollen Ladegast Orgel in Braunsbedra in Sachsen-Anhalt in der Erlöserkirche im Burgenlandkreis/Saalekreis zwischen Weißenfels und Naumburg, bei Merseburg. Meine erste Begegnung mit dieser wunderbaren Ladegast Orgel! Meine 13. Ladegast. Ich sammle sie sozusagen. Braunsbedra ist mit 10.000 Einwohnern ungefähr so groß wie Hohenmölsen. Die schöne alte graue Steinkirche in Braunsbedra ist stark mit Wein und Efeu bewachsen und besitzt einen schönen Turm. Auch das benachbarte Roßbach hat zwei wunderschöne solche Kirchen (aber ohne Ladegast). Ich mag demütige Kirchen dieser Art ohne Werbung und Shop: einfach, duftend nach Holz, sauber, gepflegt, ohne viel Theater und Gedöns, einfach für Gott und die Menschen. Echte Kirchen. Und inmitten bzw. oben steht ein Wonneproppen an Orgel, edel, kompakt, frisch renoviert, liebevoll für sie gespendet, und niemand hängt sich selbst dafür an die große Glocke oder in den Mittelpunkt und lässt sich feiern und andere nicht ran. Kantoren, die nur ihre Spezis an die Orgel lassen, nehmen die Hölle mit in die Kirche.
Die Ladegast Orgel in Braunsbedra ist optisch anders als die weiße Ladegast Orgel in Hohenmölsen, sie ist rund, gewölbt, braun – und dennoch ähnlich, will sagen, die Anordnung der Pfeifen, das Gesicht der Orgel, die Gesichtszüge sind ähnlich. Man merkt die Verwandtschaft: Die edlen, markanten, geschmackvollen Gesichtszüge. Und spätestens oben am Spieltisch sieht frau sofort, mit was und wem sie es zu tun hat: Mit Ladegast: (HERZ) Der charakteristische Lackspieltisch, der mich so an Steinway erinnert, mit weißen Elfenbeintasten (oder Holz), die dicken, sinnlichen schwarzweißen Registerknöpfe. Und dann natürlich der charakteristische Klang: warm, süffig, mit duftigen Flöten, samtenen Achtfüßen, grundtönig, maskulin im positiven Sinne. Tragend in sprechender, samtig-trockener Akustik (niedrige, schöne Holzdecke). Wunderbare Doppelflöte, Zartflöte, Nasard. Zwei Manuale, Pedalkoppel, Manualkoppel, Traversflöte, schöne Vierfüße, dunkle Schokolade in der Mixtur und im Pedal. Das HW ist meist schwergängig. Stört mich nicht. Im Gegenteil. Umso fluffiger ist das OW, leicht zu spielen. Das Pedal ist schlicht, gerade, klar.
Ich nahm etwas Bach auf, dann fuhren wir zum Fußballspiel. Leider konnte ich das Schwedenspiel nicht sehen wegen meinem Interview, aber es freut mich sehr, dass Schweden Gruppensieger geworden und weiter gekommen ist. Das Spiel der Deutschen gegen Ungarn konnte ich sehen, und ich freue mich, dass auch Deutschland weitergekommen ist. Die Ungarn waren sehr gut. Dennoch: Fußball kommt mir vor wie das Spiel von und für kleine Jungs. Etwas kindisch. Doch dass Fußball für manche Fans wie der Sinn des Lebens zu sein scheint, ist… Zudem: Nirgendwo auch nur der Hauch von Weiblichkeit (Kommentatoren Männer, Männergesang, auf dem Platz nur Männer usw., die Diskussionen hinterher nur Männer usw.) PUUUUH! Winnie the Puh.
Ich nahm Bach auch an der wundervollen Ladegast Orgel in Weißenfels in der St. Laurentius auf. Hier ebenfalls das Charakteristische, wie oben erwähnt. Die Orgel ist optisch der Hohenmölsener ähnlicher, spitz zulaufend, doch braun. Alle drei eben erwähnten haben in der Mitte den weißen Schmuck, wie eine Kette oder geschmückte Einkerbung. Ladegast ist für mich ein echter Künstler.
Mittags tranken wir Bibop, das gibt es nur hier: Cola mit Schwarzbier, und zwar Köstritzer. In Bad Köstritz (Thüringen) ist Heinrich Schütz geboren. Daher mag ich dieses Bier, auch wenn ich Bier nicht mag. Weil ich Schütz mag.
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