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23. Januar 2021

Ohne den Heiligen Geist keinen Heiland. (AHS)

Dirigieren war wieder wunderschön. Frank Löhr ist eine Wucht! Sehr zu empfehlen. Ein echter Musiker. Mein neues Stück ist Schuberts Unvollendete. Ich liebe es, wie Schubert (später Dvorak und Mahler) Volksmelodien verwendet, was sich sein großes Vorbild Beethoven wohl nicht getraut hätte oder nicht wollte. Schubert tut dies so kunstvoll, dass das Volkslied durch die Synkopen unendlich zärtlich wird, eine ferne Erinnerung. Außerdem wird sein Dur traurig und klagend, ein Dur hinter dem Moll, wehmütiger als Moll je sein könnte.

Unschlagbar darin war, ist und bleibt Bach. Wer ist schon zärtlicher als Bach? Auch das Spiel mit Hemiolen mag ich, für mich ist es jedes Mal eine Offenbarung, wenn ich in Bachs Musik eine neue Hemiola entdecke. Dann ist der Tag gerettet. Egal, wie es mir vorher ging.

Ich finde beispielsweise im ersten Brandburger phänomenal, dass Bachs Hemiola wie ein Virus alle Stimmen immer mehr erobert. Und Brahms und Schubert übernehmen dies Spiel mit den Hemiolen. Doch wer ist und bleibt der beste darin? Genau.

Beim Dirigieren ist es wichtig, nicht auf die Hemiola aufzuspringen, sondern ganz normal weiter zu dirigieren, Impulse und Punkte zu geben und dennoch rund zu bleiben. Und die kreative, zarte, freie linke Hand. Mit jedem Schlag ist man für Noten verantwortlich.

Die soziale Komponente beim Dirigieren und den positiven “Schnack” zu haben, das ist nun neu für mich. Mit dem Publikum zurecht zu kommen ist die eine Sache. Das war für Glenn Gould schon zu viel. Mit Kollegen zu tun zu haben – a whole different story. Das alles mit Machtspielen ist mir zuwider. Dieses ganze Menschliche. Aber glücklicherweise geht es auch anderen so, und dennoch sind sie Dirigenten. Man muss sich eben nur auf die Musik konzentrieren, nur auf die Sache. Ergriffen sein und ergreifen. Die offene Art von Frank hilft mir auch, die Welt anders zu sehen. Es gibt auch Männer, die sich von Frauen gemobbt fühlen. Und es tut mir immer weh, wenn ich höre, dass eine Frau Grund für solche Klagen ist.

Man ist eben immer vom anderen Geschlecht besonders schnell getroffen, verletzt, überrascht und enttäuscht. Und kann an dieser Stelle betonen, dass ich absolut fasziniert von vielen Männern bin und ihnen in vieler Hinsicht sehr viel verdanke. Nehmen wir allein Pieter und Frank hier in HH, die mich in Orgel und Dirigieren vorwärts bringen. Und vielleicht sollte man einfach auf die Menschen schauen, nicht auf Geschlechter. 

Reincken in Katharine (St. Katharinen Hamburg) unterstreiche ich weich, durch die Registrierung und den Anschlag, die Repetitionen wie Ornamente, fast mit Flatterzunge (Flöte), rhetorische Pausen.

ps: Ich liebe das eigenständige Orgelsoloregister Sesquialtera, das Bach auch sehr liebte, das recht scharf und führend eben kein Instrument imitiert (selbst die Prinzipale imitieren Streicher und Gesang), sondern mit seinen verstärkten Obertönen prinzipalisch klingt (zwei Chöre: Quinte und immer auch Terz).

Man muss den tiefsten Soloton prüfen, wegen des Repetierens des Sesquialteras. (Nicht alle repetieren.)

Ich mag es, wenn es etwas schwebt, wenn man mehrere Flöten zusammen nimmt. 

Und all das, um diesen neuen, eigenständigen Kompositionsstil zu finden, der in mir schlummert.

https://youtu.be/SiOoGOTypnA
Hamburg

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