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Eine Frau hat so viel zu beachten. (Clara Schumann)

29. Juni 2022: Dritter Corona-Sommer

Das stimmt. Wie schwer muss es Clara Schumann gehabt haben. Eine Frau hat so viel zu beachten. (Clara Schumann)

Foto: Dersekow

Warmes Greifswald. Aber immer noch angenehm.

Heute erinnere ich an Suli Puschban, die Kinderlieder schreibt, in denen Mädchen Heldinnen sind.

Und an Sabine Ball, die mutig 1949 nach dem Krieg allein in die USA auswanderte, dort den reichen Clifford heiratete, aber merkte, dass diese Heirat nicht glücklich macht, und dann einen ganz neuen Weg einschlug und für andere Menschen da war. Sie hatte es damals in ihrer Zeit nicht leicht. Es ist für manche auch heute maximal verdächtig, wenn Menschen individuelles Verhalten an den Tag legen. Nicht angepasst sind. Es gibt Verbände, Bewegungen und Zünfte, die ein angepasstes Verhalten verlangen und fordern.

Wusstet ihr, dass Radfahren für Frauen lange verboten war? Frauen auf dem Rad wurden noch Ende des 19. Jahrhunderts verhöhnt, bedroht und verspottet. Es wurde behauptet, dass es unschicklich sei für Frauen, zu radeln. Auch im Radsport heute werden Profisportlerinnen auf dem Rad als radelnde Hausfrauen belächelt, während im Radsport die Männer als Stars gefeiert werden. Ähnlich im Fußball. Amelie Rother gründete als erste Frau 1894 in Berlin einen Radfahrklub für Damen, trotz enormer Widerstände in der Männerwelt. Ich merke noch immer Auswirkungen: Es ist eine Katastrophe, einen weichen, angenehmen Fahrradsattel zu finden. Ein Fahrradsattel für Frauen – ein Skandal. Wenn ihr einen solchen findet, sendet ihn mir.

Und ich erinnere an Christine Preißmann (es gibt so viele wunderbare Frauen, ich komme mit dem Erinnern kaum nach), die sich mit Asperger beschäftigt, da sie selbst betroffen ist, und hier Mädchen und Frauen hilft. Es ist wirklich erstaunlich, dass immer noch davon ausgegangen wird, dass Mädchen und Frauen schüchterner und stiller sind, und dass Frauen still zu leiden haben – so still, dass es oft gar nicht auffällt, dass sie leiden. (Bis sie austicken oder ersticken.) Frauen wollen oft nicht weiter auffallen. Flüchten. Passen sich stark an. Schlucken. Weichen zurück. (Zum Beispiel im Gedränge beim Einsteigen in den ICE, wenn sich unhöfliche, dicke Riesen-Männer vor kleine Frauen in den Zug pressen.) Dass auch Frauen und Mädchen genauso von Asperger etc. betroffen sein können wie Männer, wurde lange gar nicht angenommen, da Frauen stiller und schüchterner sind / zu sein haben.

Anders sein, verletzt, krank, alt sein – Frauen fürchten den Makel oder das Stigma in der Männerwelt – selbst bei Vergewaltigung leiden Frauen still, da sie das Stigma fürchten, dass die Männergesellschaft erfunden hat, so wie die katholische Kirche das Fegefeuer erfand. Das Stigma lautet: Wenn ein Mann eine Frau vergewaltigt, dann ist die Frau schuld, nicht der Mann. Dann ist sie schmutzig, nicht er.

Es verletzt und berührt mich als Frau, wenn andere Frauen sich von Männern erniedrigen lassen. Oder von ihnen verletzt werden. Wenn Frauen benachteiligt werden. Dass Prostitution noch immer nicht abgeschafft ist weltweit. Und wenn andere Menschen obrigkeitshörig sind, das verletzt mich als Mensch.

Ich wurde gefragt, warum ich gewisse Kommentare freischalte, vor allem von Leuten, die anonym bleiben wollen. Ich finde es zwar auch feige grundsätzlich, wenn man anonym schreibt. Es ist manchmal so witzig, dass ich Tränen lache. Was Leute sich einfallen lassen. Es sind zwar in vieler Hinsicht Insider-Sachen, die andere gar nicht wissen können, was jetzt damit gemeint ist. Aber ich finde, dieser ironische Humor, den manche haben, hilft mir, mit gewissen Lästereien humorvoll oder ironisch umzugehen. Humor jedenfalls hilft mir sehr. Wenn ich lache, ist alles wieder in Ordnung.

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