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28. Oktober 2019

Süddeutsche Martin-Schlimbach-Orgel Fährbrück Wallfahrtskirche, Franken

Die schöne romantische, zweimanualige Orgel von 1900 mit Streichern und Flöten ohne Zungen, mechanische Kegellade ohne Druckpunkt (Lenter-Orgel), empfindlich und mit 16 klingenden Registern, kein Schweller, keine Setzer, in der hübschen Mariä-Himmelfahrtskirche, besitzt ein außergewöhnliches Gehäuse mit Wappen und Engeln. Mir gefallen die Farben der Gambe, des Gemshorns, der dunklen Hohlflöte sehr. Und Bourdon, dunkles Flötenregister. Auch die Das prinzipalische Gemshorn eignet sich als Brücke in alle farblichen Richtungen und Schattierungen. Größere Kegelladenorgeln wie Walckerorgeln haben meist einen Barker (zum Hauptwerk). Dieser jedoch macht meist Lärm, wenn er fälschlicherweise auf alle Manuale angewendet wird.

Jede Orgel besitzt eine andere Gambe, die eine eine fauchende, die andere eine milde; mal eine, die wie eine Zunge klingt. Eine schöne Solostimme und auch sehr schön zum Kombinieren. Es gefällt mir, die Klänge wie Farben zu mischen. Eine Gambe mit Hohlflöte oder mit einem lieblich Gedackt ergibt eine Klarinette, so wie Blau und Gelb Grün ergeben. So hat man an einer kleinen Orgel, die kein Grün besitzt, das Grün durch Blau und Gelb. Aber die Gambe dient auch anderen Kombinationen oder als Solostimme. Auch durch Manualwechsel lassen sich Farben immer wieder neu präsentieren. Aus vier Registern viele machen. Ergänzungen und Komplementärfarben, Echo und Gegenüberstellungen, Verstärkungen und Abschwächungen.

Was mir an den romantischen süddeutschen Orgeln dieser Art gefällt ist, dass die Prinzipale nach oben hin aufblühen, wie der Diskant eines Steinways. Der Steinway ist unten auch voller Brillanz, an dieser Orgel aber werden die Farben nach unten milder und leiser. Die mächtige Mixtur, die die Orgel zu verdoppeln scheint, leuchtet ihre Terz erst ab dem mittleren C. Bach lässt sich hier mit Oktave 4, Prinzipal 8, Gemshorn 8, Mixtur und Gedeckten sehr schön spielen. Man muss nur die barocken Farben suchen, den Barocksound, nicht zu dick. Diese Orgel ist sehr schön für Reger, Mendelssohn, Schubert (B-Dur, A-Dur), Schumann, Ritter geeignet. Ich liebe die vierte Mendelssohn-Sonate. Schubert zu registrieren und zu bearbeiten dauert sehr lange, vor allem auch, weil das Pedal klappert und daher im Pianissimo nicht sehr verwendbar ist. Jedoch die Alberti-Bässe flirren wunderschön. Die vielen Farben sind nur mit Registranten möglich und vor allem mit schönem Farbgefühl und schönem, weichen, dynamischen Anschlag und einem Gefühl für das Wechseln der Manuale und Hände.

Durch die schöne Akustik lassen sich Klänge werfen, schieben und fangen; der Kirchenraum packt die Klänge, fängt sie auf, lässt sie erblühen – als würde man in einem Flügelbauch oder in einem Kontrabass sitzen.

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