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19. Juli 2021

Für schöpferische Berufung braucht es Mut, Beharrlichkeit und Vision. (AHS)

Mein Konzert im Kunstsommer Aub war sehr schön. Ich berichte morgen früh. Mir fallen die Augen zu. Gute Nacht.

Sehr empfehlen kann ich heute Alberta Ferretti, Kalpana Chawla, Stefanie Steidl und Ladislaus Boros. Dieser schreibt über den anwesenden Gott. Es stimmt, ich brauche auch viel mehr als Nur-Menschliches. Ehrfurcht.

Guten Morgen! Die Schlimbach Orgel 1863/65 ist eine wunderschöne historische “romantische” Orgel, vor drei Jahren frisch renoviert von Giovanni Crisostomo, er hat mehr oder weniger in der Orgel gewohnt, und es hat sich so sehr gelohnt. Sie hat zwar nur ein Manual, aber dennoch habe ich hier alles gespielt: Bach Piece d’Orgue, Bach Passacaglia und Fuge c-Moll, Mendelssohn B-Dur-Sonate ganz, meinen Pandemic Dance Zyklus, Bach WTK… Es geht, ist nur schwerer. Eng, klein und begrenzt (aber für mich als Frau gut machbar), samtig trockene Akustik, ich habe selbst geblättert und registriert (natürlich keine Setzeranlage), und wurde gefilmt. Und ging so darin auf. Ich zoome in die Musik hinein, fange an mitzusingen und ergötze mich selbst. Da oben bin ich ungestört.

Es gibt verschiedene Phasen des Flows (oft in dieser Reihenfolge) bei mir: Die extrovertierte, die konzentrierte, und die ganz tiefe versunkene, was die beste ist. Meist bekomme ich diese letzte Phase bei der Zugabe. Besonders schön war beim heutigen Konzert “Orgel und mehr”: Dass ich auch am Flügel spielte am Schluss: Chopin. Es war ein schöner, gestimmter Blüthner, wie ich ihn von meiner Kindheit kenne.

Der ganze malerische Ort in den fränkischen Weinbergen ist mit dem Banner Kunstsommer Aub geschmückt. Als ich später im Restaurant Der Turm einen französischen Rotwein bestellte (Merlot), fragte mich der Chef: Wo sind wir hier? – Ich bekam einen Regenten, der war auch lecker. Die Spitalkirche Zum Heiligen Geist gehört zum Fränkischen Spitalmuseum (Pilgerort). Ich habe schon öfter in Spitalkirchen gespielt. Ist es nicht verrückt, da spiele ich Orgel, gehe hinunter und spiele eine Chopin-Etüde, und das Publikum schreit Bravo. Ach, ich muss sagen, ich vermisse den direkten Publikumskontakt. Wenn ich etwas liebe: Mit dem Publikum reden, ihre berührten Gesichter sehen, connecten, verbeugen, Zugabe spielen, CDs verkaufen… Da oben an der Orgel ist das viel schwerer, aber mir gelingt es mehr und mehr, das zu ändern. Ich rede von oben, connecte von oben, und dann laufe ich runter, und dann connecte ich unten, auch wenn das noch steife Orgel-Publikum erstaunt ist und murmelt, dass da eine Frau im Kleid erscheint, redet, mit heller Stimme, lächelt. Ich werde unten die Orgelpianistin, ein Mensch, und ich möchte zeigen, wer ich bin, und dass die Orgel und Künstlersein sich nicht ausschließen. Man muss kein konservativer Mensch sein, auch kein männlicher Bezwinger, um die Orgel zum Leuchten zu bringen. Ich möchte nicht nur, dass die Menschen wegen der Orgel kommen, sondern wegen mir. Erst dann wird die Orgel ein Künstlerinstrument werden. Denn wer geht in einen Klavierabend wegen einem Steinway? Eben. (Jemand sagte mir, mein Lieblingswort sei “Eben”. Ich mag es einfach, wenn mir jemand zustimmt und wenn ich jemandem zustimme. Und wenn mir niemand zustimmt, sage ich mir selbst: Eben. Oder, wenn es ärger ist: Aus. Punkt. Basta :)..) Es ist zwar oft schwerer, mit der Königin Orgel zu konkurrieren als mit einem Steinway. Aber ich gehe mit ihr Hand in Hand.

So, was ist das Besondere und Seltene an der Schlimbach-Orgel:

  1. Sie hat eine mechanische Walze. Wunderbar. Die habe ich natürlich benutzt. Was ist eine mechanische Walze? Da werden innen Klötzchen in einem Halbbogen aktiviert, die die Register mitnehmen, wenn man die Walze nach unten drückt. Sie ist rechts, sieht schön abenteuerlich aus und ist aus Holz. Ich habe mir die Funktionsweise innen angesehen.
  2. Sie hatte bis vor drei Jahren keinen Motor. Seit der Restaurierung hat sie einen Motor draußen in einem Kasten, verbunden nach innen zum Kastenbalg. Ich habe mir alles angesehen, auch innen. Geschöpfter Wind kam hier nicht in Frage, da es ein Kastenbalg ist – und für geschöpften Wind Keilbälge sich abwechseln. Außerdem wäre es viel teurer geworden.
  3. Sie besitzt eine Handkurbel, also einen Dreh-Blasebalg. Das war spannend zu sehen. Die Menschen mussten hier kurbeln (Muskeln), nicht treten.
  4. Sie besitzt innen einen abgedichteten Durchschuss vom zweiten Weltkrieg.
  5. Kegellade, mag ich sehr.

Es ist meine zweite Schlimbach nach Meiningen, Thüringen. Wunderschön ist auch meine fünfte Ehrlich Orgel – in der Kapelle in Gelchsheim (nach Bad Wimpfen 2x, Nordheim, Bad Mergentheim). Franken und fränkisches BWB ist so schön. Wir fuhren an Sonnenblumenfeldern vorbei. Es tut mir so leid, dass es so schlimme Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels gibt. Hoffentlich wachen Männer auf und nehmen nicht mehr das Flugzeug, wenn sie von München nach Berlin reisen, sondern den Zug. Wir sind die 40 Minuten mit dem Auto gefahren. Ich hatte meine Beine oben auf der Ablage, wie ich es oft zu tun pflege. Ich bekam so viele warnende Nachrichten auf facebook mit Horrorbildern, dass ich das nicht mehr machen möchte.

ps: 15 Ladegast, 4 Sauer, Schuke ungezählt, Trost 3, Knauf 4, Hesse 3…

 

Hesse Brüheim, Thüringen 

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